Liebe Freunde des OSM,
wer vor vier Wochen im Blogartikel 358 der Ansicht gewesen sein sollte, dass es mit den Verwicklungen um Erica Hathaway und Blake Landon nicht mehr schlimmer werden könnte, der sieht sich in dem vorliegenden dritten Teil des Romanzyklus „Hard“ eindeutig eines Besseren belehrt. Es geht definitiv noch schlimmer. Teil davon sind bislang dunkle und nicht angerührte Teile von Landons Hacker-Vergangenheit, Geschäftsrivalen von Erica und die sich daraus ergebenden emotionalen dramatischen Turbulenzen.
Ja, der Roman ist kürzer als der Vorgänger, aber es ist – wie ich in der Rezi schrieb – ein so wildes Auf und Ab, dass man weder die Kürze des Textes richtig spürt noch zum gescheiten Durchatmen kommt. Die Autorin ist richtig gut darin, zunehmend verzwicktere biografische und wirtschaftliche Zwangssituationen zu erzeugen und so unter hohem Druck unbekannte Facetten, mehrheitlich bei Landon, zutage zu fördern, die die leidenschaftliche Beziehung zu Erica Hathaway starken Belastungen aussetzt.
Nun ist dieser Art von Lesestoff nicht jedermanns Sache, das ist mir klar. Aber ich tauche nun mal ganz gern in solche erotisch-emotionalen Wechselbäder ein und beschreibe sie dann auch dementsprechend in meinen Rezensionen (wartet nur, bis ihr meine Rezensionen zu Anna Todds „After“-Zyklus lest! DAS ist emotional harter Stoff, fand ich, dagegen ist das hier ein laues Lüftchen).
Trotzdem neugierig geworden? Dann schaut einfach mal weiter:
Hardline – verfallen
Teil 3 des Hard-Zyklus
(OT: Hardline)
Von Meredith Wild
Lyx (keine Verlagsnummer!), 2016
336 Seiten, TB
ISBN 978-3-7363-0128-3
Aus dem Amerikanischen von Freya Gehrke
Glück in der Liebe, Pech im Beruf? So könnte man den Anfang dieses Romans mit einer Abwandlung eines traditionellen Spruches charakterisieren, aber das würde nicht tief genug gehen. Es ist schon ein Stückchen weit komplexer.
Die Ausgangslage der Geschichte ist Monate nach dem Abschluss von Erica Hathaways Studium in Boston verwirrend genug. Die 21jährige Absolventin der Wirtschaftswissenschaften hat zusammen mit ihren Freunden Sid und Alli ein Internet-Startup schon während des Studiums aufgebaut, und die Webseite Clozpin läuft auch grundsätzlich gut. Mit Blake Landon hat sie nicht nur einen Investor gefunden, sondern auch den Mann ihres Lebens, der ihr Lust und Glück im Übermaß schenkt. Doch er ist ein angefeindeter Mann, der sich nicht nur aufgrund seiner Vergangenheit in der Hackergruppe M89 eine Menge Feinde gemacht hat, sondern auch im Geschäftsleben. Diese Leute trachten nun danach, über Erica auch ihn zu treffen.
Schlimmer noch: Am Ende des zweiten Romans stellt sich zu Ericas Schrecken heraus, dass die anstelle ihrer aus Berufsgründen ausgeschiedenen Freundin Alli ins Team von Clozpin eingestiegene Risa Corvi sie schnöde beruflich ausspioniert und dann verraten hat, und zwar an Blakes Rivalen Maxwell Pope. Erica hat das anfangs alles nicht glauben wollen, aber dann waren die Beweise unleugbar, und sie zog die Konsequenzen und feuerte Risa. Mit der Konsequenz, dass sie unvermittelt eine neue Intimfeindin hinzugewann (dabei gibt es ja mit Blakes früherer Flamme Sophia ja schon jemanden, auch sonst herrscht an Gegnern definitiv kein Mangel). Und als wenn das noch nicht genügte, beginnen nun Max und Risa ungeniert eine Konkurrenzseite namens PinDeelz aufbauen und munter damit beginnen, Erica die Anzeigenkunden wegzufangen.
Parallel dazu erweist es sich, dass ihr leiblicher Vater Daniel Fitzgerald, den Erica nach 21 Jahren endlich ausfindig gemacht hat, den festen Entschluss fasst, sie in sein Wahlkampfteam zu holen. Denn er kandidiert für den Gouverneursposten und hat – was kaum jemand weiß – erst jüngst seinen Stiefsohn eigenhändig erschossen und dies als Selbstmord kaschiert. Was das mit Erica zu tun hat? Nun, ohne dass sie seinen Namen jemals kannte, hat dieser Mann namens Mark MacLeod sie vor drei Jahren noch während des Studiums betrunken gemacht und dann brutal vergewaltigt und traumatisiert … und in jüngster Vergangenheit nach ihrer entsetzlichen Neubegegnung im Haus der Fitzgeralds ungeniert durchblicken lassen, dies lustvoll wiederholen zu wollen.
Nun ist er also tot, Erica kennt den Mörder, kann und will aber ihren leiblichen Vater, der sie von diesem Alptraum befreit hat, nicht der Polizei ausliefern. Obgleich die Behörden immer noch ermitteln, deckt sie dieses Verbrechen und fühlt sich elend dabei.
Zwar konnte Erica den ärgsten Druck, den ihr Vater daraufhin auf sie ausübte, von sich ablenken und auch seinen Hass auf Blake Landon abschwächen. Aber es ist erkennbar, dass die Lage sowohl beruflich wie privat angespannt ist und eine Lösung kurzfristig eher nicht in Sicht zu sein scheint.
Im Laufe dieses Romans verdichten sich die Indizien, dass der inzwischen untergetauchte Hacker Trevor Cooper, scheinbar der neue Kopf der wieder erwachten Gruppe M89, mit Max und Risa zusammenarbeitet, um weiterhin den beruflichen Erfolg der beiden Liebenden zu hintertreiben. Auch er hat – wenigstens nach vorliegenden Informationen – Grund zum Hass auf Blake und alles, was mit ihm zusammenhängt, womit Erica automatisch ins Fadenkreuz geraten ist: In Blakes dunkler Hackervergangenheit hat Trevors Bruder Selbstmord begangen, und die Tat lastet Trevor Blake an. Die Sache ist aber nach wie vor undeutlich, ebenso wie etwa die Details der früheren jahrelangen Beziehung zwischen Blake und Sophia.
Als Blake seiner Geliebten einen wirklich romantischen Verlobungsantrag macht, scheint das alles in rosa Wolken zu verschwinden. Natürlich nimmt sie den Antrag an. Aber dann kommt diese gemeinsame Geschäftsreise nach San Francisco, wo sie auf einem Kongress Risa Corvi wieder sehen – und Blakes Eifersucht in einer Weise eskaliert, dass Erica völlig verstört ist. Sie beginnt sich anschließend nervös zu fragen, ob sie den Mann an ihrer Seite, den sie liebt, überhaupt wirklich kennt. Ist er unter der charmanten Oberfläche vielleicht doch ein zutiefst brutaler Mensch? Seine Herrschsucht, mit der er Ericas vollständige Unterwerfung fordert, scheint das wenigstens nahe zu legen. Soll sie tatsächlich in die nun geplante Hochzeit einwilligen?
Dann passiert dieser grässliche Zwischenfall mit Maxwell Pope, der sie erneut völlig aus der Bahn wirft. Und kaum hat sie sich davon halbwegs berappelt, tritt auf einmal wieder Daniel Fitzgerald an sie heran: Die Tatsache, dass sie seine uneheliche Tochter ist, sollte doch ihr gemeinsames Geheimnis bleiben, zumindest bis der Wahlkampf durchgestanden ist. Sie hat ihm das hoch und heilig versprochen. Aber nun sickern auf einmal Informationen darüber an die Presse durch – und er macht ihr Druck, herauszufinden, wer das ist. Er hat ausgerechnet schon wieder Blake Landon im Verdacht … der Teufelskreis scheint sich zu wiederholen …
Der dritte Band des romantischen Romanzyklus um die Jungunternehmerin Erica Hathaway und Blake Landon ist wieder ein unentwegtes Auf und Ab von abenteuerlichen Kapriolen des Schicksals, diesmal allerdings nicht gar so dramatisch angerichtet wie im zweiten Band. Zentral ist, weil der Antrag schon sehr früh im Roman kommt, natürlich die Geschichte um die enger werdende und sich anbahnende eheliche Verbindung der beiden Hauptpersonen.
Die Intrigen um PinDeelz und das Drama mit Maxwell Pope kontrastieren dies, während sich das Personenkarussell etwas beruhigt. Erica lernt Blakes Familie besser kennen, auf der anderen Seite entdeckt sie dunklere Seiten an ihrem Geliebten, manche davon so heftig, dass ich beim Lesen dachte: Oje, jetzt läuft sie davon. Da gibt es schon ein paar ziemlich arge Szenen, die nicht nur den Blutdruck steigen lassen können. Eine Menge Leserinnen könnten da durchaus vor Empörung (mit Recht) aufschreien.
Ansonsten hält die Autorin sich ein paar Personen durchaus mit Potenzial in der Hinterhand und plant auf diese Weise recht geschickt den vierten und fünften Band des Zyklus. Man bekommt (ein kleines bisschen) mehr vom Berufsalltag von Erica und ihrer Firma mit, und Blakes Kontrollfetischismus bekommt noch einige Facetten mehr, die mich durchaus beunruhigen. Oftmals dachte ich bei der Lektüre: Mann, diese Eifersucht ist aber echt krankhaft und gehört behandelt. Allerdings schätze ich, dass das im vierten Band thematisch sehr zentral werden wird (nicht die Behandlung der Eifersucht, sondern die Gründe, warum er so wurde, wie er heute ist), denn da wird es um Sophia gehen, die Verflossene Blakes, die nicht von ihm lassen kann.
Wie angedeutet, es gibt auch hier noch manche Sache, die der dringenden Klärung bedarf – etwa warum Blake mit ihr immer noch in geschäftlicher Verbindung steht und sie finanziell stark unterstützt. Hier schlägt dann nämlich Ericas Eifersucht durch. So, wie Blake bei nahezu jedem Mann rot sieht, der seiner Geliebten schöne Augen macht, so ähnlich ist es bei Erica umgekehrt hinsichtlich Frauen, die Blake zu nahe kommen. Da nehmen sich die beiden durchaus nichts, was mitunter zu anstrengenden Szenen führt. Oder zu schmerzhaften. Oder zu beidem.
Was ich allerdings ehrlich nicht realistisch dargestellt fand, war die Reaktion der beiden Geschäftsleute auf Risa Corvis Verrat. Ich meine: Wenn eine Angestellte der eigenen Firma nachweislich – und sie hatten die Informationen des Verrats überdeutlich in Risas Mailaccount – interne Daten von Clozpin klaut und dann mit einem erwiesenen Gegner Blake Landons eine Konkurrenz-Webseite aufbaut, die quasi ein Klon von Clozpin ist, dann sollte man doch annehmen, dass eine Plagiatsklage und Klage wegen Wirtschaftsspionage einige Aussicht auf Erfolg hat. Gerade in den klagewütigen USA schien mir dies wirklich sehr nahe zu liegen. Aber über diesen Pfad wird hier nicht mal nachgedacht.
Mir ist klar, dass das vermutlich der Handlungsplanung der Autorin zuwiderläuft, die mit Risa wohl noch einiges vorhat … aber dass nicht einmal der Gedanke hier ventiliert wird, kam mir doch ziemlich unrealistisch vor. Man hätte das tun und dann aus strategischen Erwägungen davon absehen sollen. Das fände ich plausibel.
Ansonsten ist der Roman, von den heftigen Stellen einmal abgesehen, die dann manchmal doch schlucken lassen, immer noch eine gut lesbare Lektüre, die den privaten und beruflichen Beziehungskosmos von Blake und Erica schön ausdehnt. Dass er diesmal deutlich kürzer als die Vorgängerbände ausfällt, was ich üblicherweise als Warnzeichen verstehe, dass der Autorin der Stoff ausgeht, kommt dem Leser gar nicht so recht zu Bewusstsein, weil man spürt, dass es immer noch eine Menge ungeklärte Fragen und damit Potenzial gibt. Bei früheren Romanzyklen, deren Romane immer kürzer wurden, war das eindeutig nicht der Fall.
Zur Lektüre ist auch dieser Band darum absolut empfohlen für jene Leser/innen, die solche Romane mögen und mit den Hauptpersonen warm geworden sind.
© 2018 by Uwe Lammers
Ja, da braut sich so einiges zusammen. Demnächst mehr dazu. Im kommenden Band reisen wir zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs – zu einer wunderbaren historischen Analyse, die mich schwer begeistert hat.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.