Liebe Freunde des OSM,

man sagt ja gerne „nobody is perfect“, und das gilt natürlich auch für Literaten. Da beziehe ich mich als Verfasser des Oki Stanwer Mythos durchweg mit ein, denn auch im OSM kommen Fehler munter vor, und manche davon sind von ziemlich haarsträubender Art, manchmal sind sie aber auch zum Schreien komisch. Ich habe einige davon jüngst im Zuge meiner Abschriften alter OSM-Episoden entdeckt und entsprechend kommentiert, und ich glaube, es ist ganz amüsant, euch an diesen Entdeckungen teilhaben zu lassen. Ich verfahre einfach mal folgendermaßen – ich gebe euch ein Zitat und analysiere im Anschluss vergnüglich, wo eigentlich das Problem liegt. Manchmal ist es OSM-endemisch, das heißt, auf den ersten Blick für Neuleser gar nicht zu entdecken.

Versucht euch einfach erst mal mit folgender Szene:

Die lebenden Skelette führten mich durch verwinkelte Gänge in einen verdunkelten Raum. Dort saß auf einem Thron hinter einem schwarzen Tisch eine Gestalt. Der Dämon!

Ich zweifelte nicht daran.

Nein, Oki Stanwer.“

Ich staunte. Las der Dämon meine Gedanken?

Ich bin kein Dämon, Oki Stanwer.“

Sondern?“

Nur ein kleiner Handlanger der Dämonen.“

Ich ahnte etwas und sprach es auch aus. „Du bist eine Dämonenwaffe!“

Der Fremde im Schatten nickte.

Soweit der Auszug aus der Episode „Auf der Pflanzenwelt“, Band 51 des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“, Schreibjahr 1983. Wo liegt das Problem dieser doch so schlichten Szene?

Nun, es wird deutlicher, wenn ich noch mal resümiere, wie das Verhältnis von Dämonen von TOTAM zu Dämonenwaffen von TOTAM ist: es gibt 32 Dämonen von TOTAM, sie bilden die untere Schicht der Hierarchiepyramide TOTAMS, in der die Macht von einer Schicht zur nächsten zunimmt, wobei jede Hierarchieebene weiter oben weniger Individuen enthält. Die direkt über den Dämonen angesiedelte Schicht besteht aus den 16 Dämonenwaffen… und ihr ahnt es schon: die Kerle sind natürlich mächtiger als die Dämonen, und wenn sie übel drauf sind, verspeisen sie Dämonen zum Frühstück.

So, und wie sagte doch die Dämonenwaffe oben, was sie sei? „Nur ein kleiner Handlanger der Dämonen.“ Ihr merkt – das kann man voll vergessen.

Wie kam so ein Käse zustande? Nun, das ist aus dem Heute leicht zu erklären: im Jahr 1983 hatte ich von den Dämonenwaffen eine eher vage Vorstellung, sie wurden erst 1984 und 1985 wirklich massiv als das sichtbar, was sie waren. Da hatte ich die obige Szene längst vergessen…

Kommen wir zum Fall 2, der leichter sein dürfte:

Zwei Stunden später wurde der tränenaufgeweichten Naddja im Leichenschauhaus die grausam verbrannte Leiche des einen Insassen gezeigt.

Eine Fehlfunktion im Gleiter“, sagte der Soldat bedauernd. „Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie ihn kaum mehr identifizieren können…“

Ohhh…“, weinte Naddja. „Was… was soll ich denn nun nur tun? Was soll ich denn tun?“

Wir können Ihnen einen kostenlosen Rückflug nach Noorg besorgen, und Sie würden natürlich eine Diplomatenrente beziehen“, bot ihr der Soldat an, ein junger, aber doch erfahrener Mann, den diese schöne Waaklorin schon reizte. Aber er wusste, dass er sich nicht mit ihr einlassen durfte, weil er DAS GEHEIMNIS kannte.

Ja…“, wimmerte sie. „Einverstanden…“

Ich konnte nur den Kopf schütteln, als ich das gestern abschrieb. Die Situation war auch gar zu absurd. Zur Verdeutlichung: Naddja ist mit dem vermeintlichen Toten, Regierungsrat Lhoon aus dem Volk der Waaklors in der Galaxis Calat VERHEIRATET. Er ist gerade – so wird es ihr zumindest verkauft – bei einem Gleiterabsturz umgekommen, und dann kommt dieser Soldat an, mimt den Fürsorglichen (durchaus nicht ohne lüsterne Hintergedanken, wie wir erkennen), und bietet ihr einen kostenlosen Rückflug zur Heimatwelt und eine Diplomatenrente an.

Da mag man noch sagen: „Dat haste dumm formuliert, Uwe, so kann man das doch nicht ausdrücken“, und das stimmt. Aber nein, ich setze noch einen drauf, indem sich die trauernde Naddja ausdrücklich mit dieser Selbstverständlichkeit (!) einverstanden erklärt.

Au Backe, dachte ich bei der Abschrift. Da hatte ich ja wirklich gar keine Ahnung… und wer jetzt denkt, das sei doch sicherlich auch so ein Asbach-Uralt-Stück von 1983 oder so, den muss ich korrigieren. Leider nicht. Hierbei handelt es sich um ein Zitat aus der Episode „Der gehetzte Prophet“, Band 7 des KONFLIKTS 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, geschrieben am 21. Oktober 1990.

Es gibt dann aber auch noch andere Dinge, die nicht wirklich Fehler im strengen Sinne sind, sondern die sich nachträglich bei der Nachbearbeitung als unrealistisch erweisen und deshalb korrigiert werden müssen. Ein solcher „Fehler“ wurde von mir entdeckt, als ich die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) in E-Book-Format umwandelte. Wer da jetzt aufhorcht, tut das mit Recht, denn nun folgt eine Passage, die ihr selbst kontrollieren könnt, wenigstens auf der einen Seite.

Im OSM-Serienlexikon der TI-Serie (2004 verfasst) steht folgendes zum Eintrag „GHANTUU-5“ (was bekanntlich eines der fünf Beiboote des Expeditionsschiffes GHANTUURON ist):

Die G. besitzt eine Länge von 62 Neen und eine Breite von fast 26 Neen sowie eine maximale, zentrale Höhe von 7,5 Neen. Das Schiff ist mit leichter Bewaffnung ausgestattet und verfügt durch das neu modifizierte Yolaan-Triebwerk über den schnellsten Antrieb, der den Yantihni bislang zur Verfügung steht. Das Beiboot besitzt einen Aktionsradius von zweihundertfünfzig Lichtjahren, dann müssen die ausgebrannten Yolaan-Konverter ausgetauscht werden.“

Darin stecken gleich zwei revisionsbedürftige Fakten. Man vergleiche hierzu die revidierte Fassung im Glossar des E-Books 4 „Vhentars Schicksal“. Hier steht, ebenfalls zur „GHANTUU-5“ folgendes zu lesen:

Die G. besitzt eine Länge von 26 Neen und eine Breite von fast 8 Neen sowie eine maximale, zentrale Höhe von 4,5 Neen. Für den Atmosphärenflug können kurze Stummelflügel ausgefahren werden. Das Schiff ist mit leichter Bewaffnung ausgestattet und verfügt durch das neu modifizierte Yolaan-Triebwerk über den schnellsten Antrieb, der den Yantihni bislang zur Verfügung steht. Das Beiboot besitzt einen maximalen Aktionsradius, der auf Systemflüge beschränkt ist. Hyperraumsprünge können Beiboote wie die G. nicht durchführen. Für kurze Strecken besitzt es einen zweiten Triebwerkskreis, für die Landung werden üblicherweise Antigravtriebwerke eingesetzt, die sich in dem kompakt gehaltenen Maschinenabteil unterhalb der Mannschaftsebene befinden. Sie werden an Bord der GHANTUURON üblicherweise von automatischen Roboteinheiten unter der Leitung von erfahrenen Robotmechaniker-Instrukteuren gewartet.

Wie man hieran sehen kann, wurden sowohl die Dimensionen des Beibootes deutlich korrigiert als auch die Reichweite des Antriebs beschränkt. Nun könnt ihr euch fragen, warum, denn das wäre womöglich niemandem aufgefallen…

Fangen wir mit der zweiten Tatsache an – wenn ihr Anfang Oktober das nächste TI-E-Book kaufen könnt, „Die Schuttwelt erwacht“ (TI 6), dürfte schnell klar werden, warum die Beschränkung der Reichweite notwendig war. Zum einen. Zum zweiten wurde mir während der Umarbeitung der Episoden ins E-Book-Format immer deutlicher klar, wie aktionistisch Piloten wie etwa Alyechin sind… es wäre gar zu verführerisch (und durchweg verheerend) für „Spritztouren“ in benachbarte Sonnensysteme gewesen, wenn die GHANTUURON-Beiboote die Möglichkeit besessen hätten, sich aus dem System „Sianlees Rast“ wegzubewegen.

Was dann die Dimensionierung der Beiboote angeht, so hatte ich anfangs einen Hintergedanken, der seinen Ursprung in der – derzeit noch nicht zugänglichen – OSM-Serie 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (1987-1993) hat. Dort wird eingangs die Spezies der raumfahrenden, echsenhaften Tasvaner beschrieben, und deren Einmann-Raumschiffe sind wirklich monströs klobige Dinger, unseren Saturn-Raketen vergleichbar. 98 % Treibstofftanks und Antrieb, mit einer winzigen Fahrzelle darauf.

Bei den Yantihni dachte ich anfangs ähnlich, aber schon bei der Beschreibung der Zivilisation dieses Volkes im Rahmen der E-Books wurde klar, dass sie bei weitem nicht so technologisch zurückgeblieben sind wie die Tasvaner. Das hätte niemand für realistisch gehalten. Darum musste ich diese hypertrophen Maße der Beiboote zurückstutzen.

Ihr seht, Fehler kommen immer wieder mal vor, mal strukturelle, mal formale, manchmal auch wirklich inhaltliche. Beizeiten kann ich euch sicherlich wieder mal eine Fehlerlese aus dem OSM bescheren. Für den Augenblick soll das aber wieder hinreichen.

Macht es gut, bleibt neugierig und lest munter weiter!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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