Liebe Freunde des OSM,

wir sind, soweit das bekannt ist, selbstbestimmte Wesen, die eingebettet in einen steten Strom der Zeit existieren, der von der Vergangenheit konstant in die Zukunft fließt. Unter norma­len Umständen gehen wir von dem Erfahrungswert aus, dass auf einen Sonnenuntergang und eine Nacht normalerweise ein neuer Tag folgt, der sich signifikant vom vergangenen unter­scheidet und eben nicht wie in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ immer wieder von vorne beginnt.

Die Phantastik hält aber derlei Überraschungen parat, und eine besonders perfide Variante dieser Art ist jene Welt, die ich für den Moment einfach mal die „Vier-Stunden-Welt“ getauft habe. Leser des Fanzines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg“ (SFCBW) kennen diese Welt schon, da ich den betreffenden Roman vor einigen Jahren dort als Fortsetzungsgeschichte publiziert habe.1

Obgleich ich nur einmal im Rahmen dieser Geschichte in dieser bizarren und unheimlichen Welt verweilt habe, enthält sie das Potenzial für deutlich mehr, und aufgrund des auftretenden mul­tikosmischen Personals transportiert sie auch enorme Erkennt­nisse, die langfristig nicht nur für mich, sondern für alle eminent sind, die den OSM gern tiefer durchdringen möchten.

Für alle jene unter euch, die die obige Geschichte bislang nicht lesen konnten – es gibt dazu noch kein E-Book – , sei kurz die Ausgangslage skizziert, ehe es in die durchaus verwirrenden Details geht. Die verstörten vermutlich nicht nur die Hauptper­son, den Oheetir-Mönch Shylviin, sondern zu Beginn sicherlich auch zahlreiche der bisherigen Leser:

Alles beginnt im KONFLIKT 21 des Oki Stanwer Mythos, an dem ich innerhalb der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) schreibe. Nein, die ist noch nicht fertig, und sie ist auch in­folgedessen leider nicht lesend zu besichtigen. Einige Jahrhun­derte vor Beginn der Serienhandlung befindet sich der junge Mönch Shylviin auf dem Heimweg in sein Dorf, als er von einem Raubtier angefallen und getötet wird. Normale Romane enden hier, aber der OSM ist, wie ihr wisst, anders, hier gibt es spiritu­elle und z.T. sehr handfeste Konzepte für ein Dasein nach dem Tod.

Shylviin hat das Pech, dass er die finstere Variante davon ken­nen lernt – er wird auf die Knochenstraßen TOTAMS gerissen und materialisiert im Innern der schwarzen Kristallwelt in einem neuen Körper: dem eines fleischlosen Skeletts mit schwarzem Kristall-Brustpanzer, und der Körper repetiert maschinell einen Strahlenkarabiner und reagiert wie ferngesteuert.

Der arme Mönch ist völlig konsterniert, er kennt keine Totenköp­fe, die Angehörigen von TOTAMS Elite-Kampftruppen. Und nun ist er selbst einer, ein unsterblicher Knochenkrieger, der auf den Schlachtfeldern der Hohlwelt darauf gedrillt wird, dereinst für die Macht des Bösen in den Krieg zu ziehen. Und das ist leider erst der Anfang.

Im Laufe seiner „Ausbildung“ gelingt es Shylviin allerdings, as­sistiert von einem seltsamen Phänomen, das man später als „Heimweh-Syndrom“ klassifizieren wird, sich aus der mechani­schen Routine zu befreien und aus der Armee zu desertieren. So durchstreift er die finsteren Weiten der Hohlwelt auf der Suche nach … ja, nach irgendetwas, was nicht aus Kristall, Staub und Knochen besteht. Was genau er sucht, kann er selbst nicht sa­gen.

Was er indes findet, darauf ist er in keiner Weise vorbereitet. In einer unterirdischen Passage irrt er in einen bizarren Nebel und wird von einer körperlosen Stimme aufgefordert, ein Geschlecht zu wählen … und dann beginnen die Wunder, die für ihn an­fangs schlichtweg phantastisch sind.

Auf einmal nämlich tritt er durch ein Transmitterportal in einen geschäftigen, farbenprächtigen und von zahllosen humanoiden Lebensformen bevölkerten Saal. Und er ist völlig überwältigt von den Eindrücken, schauen wir uns das mal kurz an:

„…kommen in Vaslinnen-Zentralstation. Willkommen in Vaslinnen-Zen­tralstation. Bitte verlassen Sie die Ankunftszone und machen Sie den Weg frei für weitere Ankömmlinge …“

Der Totenkopf Shylviin, der seinen jähen Schrecken über den brüsken Wechsel der Umgebung – von der unterirdischen Straße in den substanzlo­sen Nebel, dann in das schwarze, materielose Nichts, in dem er hilflos schwebte und von der rätselhaften Stimme angesprochen wurde, hinüber in das ganz kurze Aufblitzen des Feuerschachtes der Knochenstraßen und jetzt hierher, an einen noch viel fremdartigeren Ort – noch nicht recht rea­lisiert hatte, vom Verstehen war er erst recht weit entfernt, kam automa­tisch und ganz benommen der Aufforderung der seltsam warmen, harmo­nischen Stimme nach, die auf einmal ganz eigentümlich vertraut klang, obwohl sie zweifellos überhaupt nichts Oheetirsches an sich hatte. Er trat von dem Kristalltor weg, für das er keinen Blick hatte.

Er starrte auf das Bild, das sich ihm bot und das er in keiner Weise be­griff. Es war in jeder nur erdenklichen Weise atemberaubend, und jedes Detail, das ihm zu Bewusstsein kam, erhöhte die wunderbare Irrealität des­sen, was Shylviin erlebte.

Da war beispielsweise jene Stimme, die ihn indirekt angesprochen hatte.

Es war keine Roststimme.

Es war keine Dämonenstimme.

Und er selbst … er war nicht einmal mehr auf TOTAM!

Vor Shylviins fassungslosen Blicken breitete sich vielmehr ein farben­prächtiger Saal aus, schimmernd von blankem, silbrigem Metall, hellem Kristall und Glas, Rot, Gold, Grün, Blau … ach, es gab fast alle Farben eines Regenbogens, dass der Totenkopf Shylviin fast trunken wurde, allein durch die Gegenwart dieser Farben. Aber das war ja nur der Anfang. In diesem mächtigen Saal wimmelte es von Leben, und es pulsierte eine beispiellose Geschäftigkeit, gegen die selbst ein Truppenaufmarsch von Totenköpfen keinen passenden Vergleich geboten hätte.

Binnen Augenblicken sog Shylviin eine unglaubliche Vielzahl von Details in sich auf: Die Halle, in der er erschienen war, durchmaß sicherlich zwei­hundert Vaay (? Er verstand diesen Begriff nicht, der ihm ganz unwillkür­lich so als Maßeinheit zuflog, aber wenn er genau war, verstand er gegen­wärtig fast überhaupt nichts und nahm es einfach erst einmal so hin). Die Halle war ein hoher Kuppeldom, der von ringförmigen, schwebenden Leuchtelementen erhellt wurde, die allem widersprachen, was er auf TO­TAM kennen gelernt hatte, Der Dom präsentierte sich als ein strahlend hell beleuchtetes Gewimmel von schwebenden Zügen, filigranen Bahnsteigen aus einem silbergrauen Metall und einer Vielzahl von Gleitbändern, auf de­nen seltsame Wesen unterwegs waren.

Und nein, diese Wesen waren definitiv keine Totenköpfe.

Diese Wesen hier besaßen ganz wie die Untoten Arme und Beine in ana­loger Weise, aber sie waren alles andere als untot. Sie bestanden auch nicht nur aus Knochen, sondern besaßen Fleisch und Blut, sie trugen far­benprächtige, luftige Gewänder aus hellen Stoffen, und ein Brausen von Stimmen, in das sich Gelächter, das Kichern von Kindern und das Plaudern zahlloser Gespräche mischte, erfüllte die Halle. Unzählige andere Geräu­sche verwirrten den Totenkopf weiter.

Das Rauschen von hülsenförmigen, aus glitzerndem Kristall und Metall bestehenden Transitzügen, die in leuchtende Transitfelder eintauchten oder austauchten. Das leise Surren der Transportbänder, die Personen und Gepäck von den schwarzen Transmittertoren wegführten. Das Brummen schwebender Kegel, die offensichtlich Roboter waren.

Es gab, allesamt auf schwebenden Metallplattformen aus silbrigem Me­tall bestehend wie die, auf der er selbst stand, eine Vielzahl weiterer schwarzer Kristallquader, die in stetem Strom Personen aufsaugten oder in geordneten Kolonnen ausspieen. Und ein jedes dieser Wesen war unter­schiedlich gekleidet, besaß unterschiedliche Haarfarben, Haarformen, Grö­ßen, Alter, individuelle Gesichter, schwebendes Gepäck glitt wie von Zau­berhand neben ihnen her … und überall erkannte Shylviin glitzernde, schwerelose Ringe, die Geländer um die Plattformen bildeten, wo warten­de Personen standen. Leute in einer Art von hellblauer Uniform, die viel­leicht Dienstpersonal sein mochten, andere, die Ankommende in Empfang nahmen, sie umarmten und wegzogen …

Shylviin konnte nur verstört dastehen und ungläubig dieses Wunder an­schauen, das er in keiner Weise verstand.

Leuchtende Hologrammanzeigen, die er allesamt lesen konnte – aber das verblüffte Shylviin nicht weiter, denn in den Instruktionen wurde den Totenköpfen prägnant beigebracht, dass sie, weil sie Teil von TOTAMS uni­versaler Matrix waren, jede Schrift lesen und jede Sprache sprechen konn­ten, die es im Kosmos gab … als wäre das eine hinreichende Erklärung; nun, das hier war jedenfalls die schlagende Bestätigung, dass das mehr als nur Propaganda war – , wiesen auf unbekannte Ausgangsstationen hin, auf Vergnügungsparks, priesen in Werbespots unerklärliche Produkte an oder brachten Nachrichten.

„Komm, Freund, du stehst hier im Weg herum. Ich habe das Gefühl, du bist hier neu, hm?“, wurde er unvermittelt von der Seite her angespro­chen.

Selbstverständlich muss Shylviin, der nun statt seines ursprüng­lichen Käferkörpers den eines humanoiden Technos der Welt Tushwannet trägt, davon ausgehen, dass er TOTAM auf eine un­begreifliche Weise entkommen ist. Seine Begeisterung kennt keine Grenzen, aber rasch wird er auf grässliche Weise ernüch­tert. Er muss nämlich erkennen, dass er nicht viel Zeit hat.

Zeit ist überhaupt das, wovon niemand hier etwas hat.

Sein neuer Freund, ein Techno, der sich Shandoynoored nennt, reagiert recht eigentümlich und kryptisch, während er sich um Shylviin kümmert. Auch hiervon eine kurze Andeutung:

„Komm, ich glaube, es ist ganz angebracht, ein Café zu besuchen“, sag­te sein Gefährte mitfühlend. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte. „Noch gut drei Stunden. Ich glaube, es ist ganz gut, wenn ich dich ein bisschen instruiere. Sonst wirst du noch ganz hysterisch.“

„Nein … nein … also … ich meine, es geht mir gut … wirklich“, stammel­te Shylviin. „Es geht mir gut!“

Er konnte nicht einmal sich selbst davon überzeugen. Er blinzelte hek­tisch, um sich zu vergewissern, dass das wirklich kein Traum war. Aber die Welt verschwand weder, noch veränderte sie sich auf schreckliche Weise. Sie setzte sich einfach weiter fort, und jeder Vaay, den er in dieser Welt zu­rücklegte (Vaay musste irgendein Maß dieser Welt sein, schätzte Shylviin), war noch schöner, farbenprächtiger und lebendiger als zuvor.

Das Gleitband brachte sie in zügigem Tempo hinunter zu einem Bogen­portal aus blauem Metall, das vor ihnen rosettenartig aufglitt und eine Vor­halle enthüllte, in der blau uniformierte Männer und Frauen lächelnd den Gästen zulächelten. Das Lächeln hatte etwas Mechanisches, aber es han­delte sich bei ihnen unbestreitbar um lebendige Personen.

„Ja, noch“, seufzte sein unbekannter Begleiter leise in dem Moment als Antwort auf Shylviins wirres Gestammel. Er klang ein wenig traurig.

„Ich verstehe dich nicht.“

„Du verstehst hier vieles noch nicht“, gab der fremde Mann bereitwillig zu. „Aber das Desorientierungssyndrom lässt schnell nach, glaub mir. Du kannst auf die harte Tour lernen oder dich von mir instruieren lassen. Bei­des kostet dich nichts, aber glaub mir einfach – meine Version ist die ange­nehmere. Komm einfach mit.“

So wurde Shylviin in den Alptraum endgültig hineingezogen.

Wie sollte Shylviin auch ahnen, dass er in der Hölle gelandet ist? Sie sieht überhaupt nicht danach aus: Jenseits des Transmit­terdoms breitet sich vielmehr eine atemberaubende unterirdi­sche Shopping-Mall mit unzähligen Stockwerken und Hunderten von Geschäften aus.

Sie besuchen also ein Café, werden bewirtet, und Shylviin muss leider extrem rasch erkennen, dass die Dinge völlig anders sind, als er sich das vorstellt.

Er hat TOTAM verlassen?

Leider nein.

Diese Welt namens Tushwannet, auf der er sich offenbar befin­det, ist ein Ort, an dem er TOTAMS Terror und der ewigen Ver­dammnis, ein Totenkopf zu sein, entfliehen konnte? Ein Ort gar, an dem Oki Stanwer, TOTAMS Todfeind, regiert? Das könnte doch besser überhaupt nicht sein, glaubt er.

Weit gefehlt.

Shandoynoored ist nicht eben feinfühlend mit seinen Bemerkun­gen, und das ist ebenfalls alles erst der Anfang:

„So, Junge, und bis die Bestellung hier ist, kann ich dir ein bisschen was über diese Welt erzählen, auf der du dich momentan befindest“, sagte Shandoynoored in dem Augenblick, und seine Worte machten alles noch viel schlimmer. „Und glaub mir, Freund, je eher du verstehst, dass wir alle tot sind, desto besser ist es für dich. Leider wird dir das nicht helfen, denn unser Sterben ist schon ganz genau terminiert. Und du wirst ebenfalls ster­ben.“

Es wird allerdings noch schlimmer: denn gut drei Stunden nach seiner Ankunft fegt ein infernalischer Feuersturm durch die Shopping-Mall und verwandelt alles in Schmelze und alle Be­wohner in Asche.

Shylviin stirbt.

Shandoynoored stirbt.

Jeder in dieser phantastischen Kulissenwelt stirbt.

Und dann:

Shylviin war ganz verstört, als er wieder die Augen aufschlug.

Er trat ein wenig zittrig aus einem schwarzen Transmittertor und fand sich wieder auf einer runden Empore aus hell schimmerndem Kunstmetall in einem farbenprächtigen Saal, in dem wimmelndes Leben pulsierte. Die Halle, in der er erschienen war, sicherlich zweihundert Vaay tief (215 Vaay, sagte sein unbestechlicher Totenkopfblick gleich darauf).

Ein hoher Kuppeldom, der von ringförmigen, schwebenden Leuchtele­menten beleuchtet wurde, wurde ausgefüllt mit einem Gewimmel aus schwebenden Zügen, filigranen Bahnsteigen aus einem silbergrauen Me­tall und einer Vielzahl von Gleitbändern, auf denen seltsame Wesen unter­wegs waren.

Nein, keine seltsamen Wesen.

Technos.

Er befand sich auf Tushwannet

„… kommen in Vaslinnen-Zentralstation. Willkommen in Vaslinnen-Zen­tralstation. Bitte verlassen Sie die Ankunftszone und machen Sie den Weg frei für weitere Ankömmlinge …“

Immer noch ganz entgeistert kam der Totenkopf Shylviin auch diesmal ganz benommen der Aufforderung der Automatikstimme nach, die der ei­ner hübschen, jungen Techno-Frau nachempfunden war, wie er nun er­kannte. Die Ansage war ihm verstörend vertraut, sogar die Nuancen waren offensichtlich dieselben. War das eine Aufzeichnung? Wurde sie nonstop wiederholt?

Wie war das nur möglich, dass er hier war?

Shylviin fragte sich das ernstlich, und während hinter ihm zahlreiche weitere Personen – allesamt männliche oder weibliche Technos – an ihm vorbei den Gleitbändern zustrebten, fragte er sich, ob das eben nichts an­deres als ein ausgesprochen grässlicher Traum gewesen war.

Sein Tod.

Sein entsetzlicher Tod durch eine unbegreifliche Feuerwalze, die ihn rös­tete, dann sogar noch mit brennenden Trümmerstücken zerhackte und in die Tiefe stürzte, während ringsum die ganze Einkaufspassage in ein lo­derndes Inferno und ein Leichenhaus verwandelt wurde.

Hatte er das tatsächlich erlebt? War es nicht vielleicht doch ein … gräss­licher … ungeheuerlich realistischer … Traum?

Leider nicht, wie er rasch erkennen muss.

Er befindet sich nach wie vor auf TOTAM, allerdings in einer bi­zarren, in sich geschlossenen Raumzeitschleife, wie es aussieht. Der Planet Tushwannet, auf dem er sich offensichtlich aufhält, ist im KONFLIKT 4, über den ich in der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) schreibe (nein, leider auch noch nicht vollen­det und erst recht noch fern der Umarbeitung in E-Books, bedaure, Freunde), dieser Planet Tushwannet also, ist bei einem vernichtenden Angriff TOTAMS untergegangen. Alles wurde da­bei zerstört, auch die Shopping-Mall von Tushwannet, in der er sich zurzeit aufhält.

Er hat gleichwohl keinen Zeitsprung gemacht.

Vielmehr verhält es sich – wahrscheinlich – so, dass in dem Mo­ment der Vernichtung ein massiver Informationstransfer statt­fand und alle Informationen bis auf die molekulare Ebene ko­piert und gewissermaßen in TOTAMS physische Kristallsubstanz eingebrannt wurden.

Ein temporaler Zyklus von vier Zeitstunden, der von immer glei­chen Rahmenereignissen stabilisiert wird, läuft seit Urzeiten ab, möglicherweise seit Milliarden von Jahren (der KONFLIKT 4 ist zum Zeitpunkt von KONFLIKT 21, zu dem Shylviin nach TOTAM gelangt, mindestens 85 Milliarden Jahre vergangen!).

Innerhalb dieser stabilisierten Vier-Stunden-Welt befinden sich Zehntausende von Technos, die als „Automaten“ bezeichnet werden und ein statisches Verhalten an den Tag legen … aller­dings kommt es vor, dass Totenkopf-Seelen wie die von Shylviin in die Vier-Stunden-Welt hineingesogen werden, und damit sie keine körperlosen Schemen werden, besetzen sie einen Auto­mat-Techno-Körper und erlangen so autonome Handlungsfrei­heit.

Woran sie nichts zu ändern vermögen, ist der Feuersturm, der diese Mikrowelt alle vier Stunden auslöscht. Und anschließend tauchen sie wieder an ihrem ursprünglichen Materialisierungs­ort auf (Shylviin also in der Transmitterhalle, andere in einer Liftkabine, einem Café, einem Bordell, Kino usw.), wo sie ihre Gastkörper übernehmen.

Viele von ihnen sind schon seit Jahrhunderten hier gefangen, ausweglos, immerzu in dem kleinen Zyklus aus 4 Stunden Exis­tenz gebannt. Und da sie immer noch mental Totenköpfe sind, können sie weder wahnsinnig werden noch irgendetwas von ihren Todeserlebnissen in der Mall vergessen.

Shylviin versucht verzweifelt herauszufinden, was hier über­haupt passiert, und so stößt er auf die Fährte der „Alten Armee“ TOTAMS, jener monströsen Krieger, die die Vorgänger der Toten­köpfe waren.

Und er versucht auf vielfache Weise, diese Welt zu verlassen, die ungeachtet ihrer luxuriösen Ausstattung und all der Leibes- und Gaumenfreuden, die er erlebt, nach wie vor ein geschlosse­ner Alptraum ist.

Da ihr diesen Roman sicherlich beizeiten einst lesen werdet, möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten, nur soviel: Ja, es gibt eine haarsträubende Form von Schlupfloch, durch das man die Mall wieder verlassen kann. Aber die Konsequenz ist, dass man unendlich Kostbares dabei unwiederbringlich verliert.

Obgleich es jetzt schreibend für mich schon über zehn Jahre her ist, dass ich in dieser Welt weilte, hat sie sich auf beeindrucken­de Weise in meinen Verstand eingebrannt – und ich hoffe, das geht euch beizeiten genauso, wenn ihr die Geschichte lesen könnt.

Für heute möchte ich diese janusgesichtige Alptraumwelt ver­lassen. In der kommenden Woche geleite ich euch in die nicht minder alptraumhafte Szenerie der Serie „Horrorwelt“ hinein, in der ich bis zum Auftakt des legendären Titanenkampfes berich­ten werde. Der Schlussteil dieser Serie wird noch länger auf sich warten lassen, weil die Episoden 151-172 erst zu digitalisieren sind.

Macht es gut und bleibt gesund und weiterhin neugierig.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. bei Interesse den Roman „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“, veröffentlicht in BWA 400 (Januar 2017) bis BWA 425 (Februar 2019).

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