Liebe Freunde des OSM,
ist das tatsächlich erst vier Wochen her, seit ich im Wochen-Blog 18 über die yantihnischen Auffassungen gesprochen habe, was extrayantihnisches Leben angeht? In der Tat – und so schnell können die Dinge sich grundlegend wandeln.
Damals ging es um die untergegangene Kultur der Hushhiner und um die Gedanken, dass es doch in den Weiten der Galaxis Twennar zweifellos zahllose intelligente Lebensformen geben müsse. Ein Gedanke, der vielleicht unbedarft erscheinen mag, aber durchaus der Realität entspricht, wie ihr weiter erfahren werdet, wenn ihr der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ folgt… und doch dann auch wieder nicht. Denn die Dinge stehen deutlich anders, als sich die ahnungslosen, frohlockenden Forscher so vorstellen.
Die Hushhiner sind eine Sache, eine lange tote und offensichtlich ausgestorbene Lebensform, auf eine Welt beschränkt, wie es aussieht.
Dann stürzt der Tassaier Gwensh auf Hushhin ab, und einer Kombination unglaublicher Zufälle ist es zu verdanken, dass die schockierten, besorgten Forscher seinen Bericht anhören können. Ein Bericht, der voll von schrecklichen Details ist, eins schlimmer als das nächste (nachzulesen im gestern erschienenen E-Book „Wenn der Sternenhammer fällt…“).
Die tassaiische Kultur existiert mehr als zweitausend Lichtjahre entfernt, und sie wird von einem Feind attackiert, ja, geradezu zermalmt, der keine Verhandlung kennt, keine Gnade, keine Gefangenen macht, wie es aussieht. Eine Macht, die Monde zerschreddert, Raumflotten atomisiert und Planeten ausplündert, Völker ausrottet…
Ein Alptraum.
Weltenzerstörer – das ist der einzig passende Name für solche Wesen, wenn es sie denn gibt. Denn das ist ja durchaus nicht gesagt… schnell kommt unter den yantihnischen Wissenschaftlern der Gedanke auf, Gwensh könne gewissermaßen die Unwahrheit gesagt haben. Halluzinieren etwa – bei seinen schweren Verletzungen nicht einmal unwahrscheinlich. Vielleicht hat er sich nur eingebildet, dass das fremde Raumschiff „einen Luftozean ausgetrunken hat“, wie er sich ausdrückt? Oder „Monde genascht“, wie es der Yantihniforscher Zharidd später herablassend nennt.
Aber Gwenshs Raumschiffscomputer Trt sagt exakt dasselbe. Der kann ja wohl nicht halluzinieren.
Nein, das nicht. Aber er könnte entsprechend programmiert sein. Er hat schließlich keine Bilddateien. Die Yantihni müssen sich allein auf seine Worte verlassen, und die klingen unglaubwürdig genug. Die Frage nach den Gründen bleibt offen… könnte es sich um eine Form von Propaganda handeln? Ideologie? Den fanatischen Versuch irgendwelcher Aliens, ein anderes Volk als kriegslüstern und vernichtungswillig abzustempeln, um die Yantihni in einen Konflikt hineinzuziehen und sofort parteiisch werden zu lassen?
Aber klingt das nicht noch absurder als das, was Gwensh schon gesagt hat?
Und schließlich: der arme Gwensh ist für seine Überzeugungen gestorben!
Die Hushhin-Forscher schicken sinnvollerweise den Bericht des verstorbenen Extrayantihni direkt nach Rilecohr. Soll sich die Regierung mit diesem Problem befassen. Es findet so oder so wenigstens zweitausend Lichtjahre entfernt statt, also kann das wohl nicht so dringlich sein…
Wenn die Forscher auf Hushhin indes darum wüssten, was die Expedition der GHANTUURON unterdessen für Entdeckungen im Sonnensystem „Sianlees Rast“ gemacht hat (vgl. dazu die E-Books „Das ausgeplünderte System“ und „Vhentars Schicksal“), dann wären sie weniger leichtsinnig mit ihren Statements.
Denn die GHANTUURON-Crew hat ein Sonnensystem aufgesucht, in dem es sehr danach aussieht, als sei der Alptraum, der jüngst das Xoor’con-System heimgesucht hat, vor mehr als vierzig Jahren, dort gleich einem furchtbaren Orkan hindurchgetobt. Und als sei das Verhängnis durchaus noch nicht vollendet. Der letzte, vielleicht entscheidende Schritt scheint unterblieben zu sein, vereitelt durch die Sabotage des glücklosen Forschers Vhentar vor 38 Jahren.
Die Frage, ob es die „Weltenzerstörer“ oder „Planetenplünderer“ gibt oder nicht, ist darum keineswegs eine akademische Frage. Sie ist von brennender Aktualität für all jene Yantihni direkt am Rand der Bebenzone, und hier müssen sie sich nun auch mit dem Gedanken beschäftigen, der hinter all diesen Verwüstungen steht.
Warum tut jemand so etwas?
Widerspricht nicht die schiere Existenz einer Spezies, die sich offensichtlich auf das Zerstören von bestehenden Kulturvölkern und ihrer Lebensräume spezialisiert zu haben scheint, allen philosophischen Aspekten, die die yantihnischen Wissenschaften in den zurückliegenden Jahrhunderten entwickelt haben?
Bekanntlich haben die Yantihni selbst eine Zeit der exzessiven Ausplünderung der eigenen planetaren Ressourcen durchgemacht (vgl. dazu Wochen-Blog 5, veröffentlicht am 7. April 2013). Und damals sind sie nur haarscharf der Selbstvernichtung entgangen, ausschließlich deshalb, weil revolutionäre technische Innovationen den Weg zu den Sternen öffneten.
Doch diese Weltenzerstörer verfügen offenkundig über die Technologie, die sie zu fremden Sternsystemen trägt. Warum haben sie ihre aggressive, räuberische Art dennoch nicht abgelegt? Was sagt die Handlungsweise, von der der sterbende Tassaier Gwensh berichtet, über die Natur, über die Psychologie der fremden Wesen aus, die hinter der Verwüstung stehen?
Das sind Fragen, die zurzeit niemand beantworten kann.
Gewiss ist eigentlich nur eins: auf Rilecohr kann man nach Kenntnis von Gwenshs Bericht nicht einfach die Hände in den Schoß legen, und ihr könnt gewiss sein, meine lieben Leser, das wird auch nicht geschehen. Vielmehr müssen die Parlamentspräsidentin Shanniday und ihre Mitstreiter in der yantihnischen Regierung sich Gedanken machen, was die Sicherheit der GHANTUURON-Crew angeht. Denn sie agiert ja gerade in dem Bereich der Galaxis Twennar, in dem die „Weltenzerstörer“ aktiv sind, wenn Gwenshs Bericht zutrifft.
Das bedeutet auch: die GHANTUURON-Besatzung befindet sich in akuter Gefahr. Und es gibt nur ein Schiff, das derzeit imstande ist, ihnen rasch sowohl Information als auch Hilfe zu leisten.
Die RHONSHAAR.
Sehr viel zeitiger als ursprünglich geplant wird also das Expeditionsschiff RHONSHAAR unter Kommandant Khaalnech aufbrechen und die Order bekommen, zwei Ziele anzuvisieren:
Erstens gilt es, herauszufinden – mit der gebotenen Vorsicht selbstverständlich – , wie viel Wahres in Gwenshs Bericht steckt und, vielleicht, mit den Tassaiern und den nicht minder rätselhaften Cestai Kontakt aufzunehmen.
Zweitens muss die GHANTUURON gewarnt werden. Denn wenn die schlimmsten Befürchtungen, die sich aus Gwenshs Bericht ergeben, der Realität entsprechen, kann jeder Hinweis auf das yantihnische Sternenreich schnell Ausgangspunkt für eine schreckliche Gefährdung werden. Und dann könnte es sein, dass die Yantihni in Bälde mit der Nemesis konfrontiert werden, die, wahrscheinlich jedenfalls, den Untergang der tassaiischen Spezies ausgelöst hat.
Mit den Weltenzerstörern.
Wie genau mag es nun weitergehen? Ihr werdet es erfahren – in der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“…
Für heute soll das genügen. Wir werden auf das Thema zurückkommen, versprochen!
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.