Liebe Freunde des OSM,
das Leben ist nicht fair, singt auch schon ein Herbert Grönemeyer, und leider muss ich gestehen: recht hat er. Zumal dann, wenn der Tod ungefragt und in der Regel ziemlich überrumpelnd in die Lebenssphäre einbricht und lieb gewonnene Mitmenschen brüsk aus unserer Welt entfernt, dann haben wir das Gefühl, dass das Leben mit gezinkten Karten spielt. So erging es mir im Dezember 2013, über den ich heute unter anderem berichten möchte.
Ihr erinnert euch, dass ich im Blogartikel 342 vor vier Wochen andeutete, dass der Winter 2013/14 einen massiven Einbruch in meine kreative Sphäre bedeutete. Korrekterweise hätte ich sagen müssen, dass diese Veränderung mein ganzes Leben grundlegend veränderte. Es kam nicht gänzlich überraschend, gottlob, aber wie schnell das dann ging, hat uns doch alle überrumpelt. Mit „alle“ meine ich alle Angehörigen meiner Familie.
Mein Vater (Jahrgang 1939) war schon ziemlich lange gesundheitlich nicht mehr völlig auf der Höhe. Aber wiewohl er mit Übergewicht, Weichteilrheumatismus, gelegentlich Schuppenflechte, allmählich zunehmender Demenz und anderen Problemen zu kämpfen hatte, nahmen wir doch zuversichtlich an, dass er uns durchaus noch eine Weile erhalten bleiben würde … man hofft so etwas ja immer, dass die lieben Anvertrauten und Verwandten durch irgendeine obskure Laune des Schicksals (und ohne Zellaktivator!) unsterblich wären. Und wir werden immer enttäuscht.
Nun, so war es auch bei meinem Herrn Vater – und immer, wenn gesundheitliche Turbulenzen mein Leben durcheinander wirbeln, hat das notwendig Auswirkungen auf meinen kreativen Output. Manchmal kompensiere ich das zwar durch einen Schaffensschwall, aber sehr viel häufiger führt so etwas dazu, dass meine Schreibfreudigkeit massiv gedrosselt wird. Man sieht das hier schon an den schieren Zahlen: Im November 2013 kam ich gerade mal auf 19 fertige Werke, im Dezember waren es nur noch 15. Ihr erinnert euch sicherlich: im August und September lag ich noch auf jeweils mehr als 30 fertig gestellten Werken.
Der sich verschlechternde Gesundheitszustand meines Herrn Vater wirkte sich also deutlich auf meine Kreativität aus. Das wäre sicherlich noch sehr viel drastischer ausgefallen, wenn ich nicht eine Zugfahrt von daheim entfernt gewohnt hätte und nur alle paar Wochen an einem Wochenende mal zu Besuch in Gifhorn weilte.
Was konnte ich also in diesen verdüsterten Monaten schreiben? Das war nicht wirklich viel. Blogartikel, ja. Es gelang mir im November, mit „Am Rand der Bebenzone“ das 8. TI-E-Book zu vollenden. Außerdem kam es zu den üblichen Verdächtigen: kommentierte Abschriften von Episoden des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, Abschriften von analogen Episoden des KONFLIKTS 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, Gedichtneuformatierungen sowie Weiterarbeit an Episoden aus KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ und 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“. Ebenso versuchte ich mein Glück bei der kommentierten Abschrift von Episoden des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, kam da aber nicht wirklich auf einen grünen Zweig.
Nein, der November war eher ein trüber Monat, betrachtet man ihn durch den Fokus der „Annalen“.
Der Dezember war dann Finsternis pur.
Am 3. Dezember starb nach einer erneuten Operation – er war schon mit Stents wegen seines Herzens versorgt worden, erlitt dann aber nach anfänglicher Genesung im November daheim einen Zusammenbruch und kam von neuem ins Krankenhaus. Und am 3. Dezember erlosch sein Leben unwiderruflich. Ich habe dazu einiges noch am Todestag in meinem Blogartikel 57 „Ein feiner Faden unnennbarer Substanz…“ geschrieben, den ich Interessierten zur vertiefenden Lektüre gern anempfehle. Dann wisst ihr, wie ich mich damals fühlte.
Ich meine … natürlich habe ich zum Tod prinzipiell eine positive, offene Einstellung und weiß, dass er Teil der Lebenssphäre ist. Was lebt, stirbt unweigerlich. Und ich bin zudem fest davon überzeugt, dass der Tod eben nicht jenes finstere, alles auslöschende Loch im Universum ist, das jeden Sinn nihiliert. Die Zurückgebliebenen in ihrem Seelenschmerz des Verlustes, der nur im Laufe der Jahre langsam blasser wird, ohne jemals vollständig zu schwinden, die Zurückgebliebenen empfinden das zumeist so. Das kann ich vollkommen verstehen und leide mit ihnen (in diesem Fall gehörte ich ja selbst dazu).
Doch das ist gewissermaßen die rationale Seite des Geschehens. Die emotionale Sphäre ist sehr viel heftiger, aufgewühlter und unkontrollierbarer. Sich auf dieser Ebene mit dem Verlust anzufreunden, das ist erheblich schwieriger, und das warf mich dann doch ziemlich gründlich aus der Bahn.
Zwar gelang es mir – kurz vor dem Tod meines Vaters, nämlich am 1. Dezember – noch, das TI-E-Book 9 „Ins Innere der Maschine“ zu vollenden, doch danach kam ich quasi gar nicht mehr hoch und schrieb fast ausschließlich Blogartikel. Von den fünfzehn Werken im Dezember waren das immerhin zehn. Ansonsten kam ich nur noch zu Rezensionen.
Das bedeutet, aus dem Jetzt heraus betrachtet, Folgendes: Ich vergrub mich geradezu in der Lektüre und verschwand auf diese Weise im Monat Dezember fast vollständig aus der realen Welt, die zu so einer finsteren Sphäre geworden war. Verständlich, dass ich auch kaum in Laune für Weihnachtspost war oder mich Weihnachten oder Silvester sonderlich optimistisch geben konnte.1
Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass ich nicht versuchte, mich kreativ abzulenken. Ich arbeitete schon an zahlreichen Geschichten, ich kam halt nur nirgendwo sonderlich weit. Was ich unter anderem aufs Korn nahm, waren folgende Werke:
Der Sphäroid – OSM-Story
Mariann, die Skelettfrau – OSM-Fragment
Anmerkung: Dies ist ein ähnlicher Fall wie jüngst bei „Horrorsturm“. Ebenfalls ein handschriftliches Fragment, das strukturell KONFLIKT 18 zuzuordnen wäre, aber nicht so ganz in den Handlungsstrom hineinpasst. Die Handlungsperson, Mariann Drayer, die ihre Gestalt wandeln kann und mal als normale und sehr erotische Frau, dann wieder als grässliches Skelett in Erscheinung tritt, taucht auch in KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ auf. Allerdings war mir, als sie auf dem „Radar“ erschien, durchaus unklar, was sie eigentlich ist.
Nun, da bin ich inzwischen deutlich besser informiert. Und da das so ist, wurde dieses Fragment Makulatur, weil das darin Beschriebene mit dem, was letztlich aus Mariann Drayer wurde, so gar nicht harmonierte. Ich halte Letzteres aber für sinnvoller. Ich meine – wer kann schon was gegen eine DÄMONENWAFFE VON TOTAM sagen …?
Das Los der Lady Renata – Archipel-Story
Auf Space – OSM-Story
Der Veteran – OSM-Story
Rhondas Weg – Archipel-Roman (Umformatierung)
Falsche Voraussetzungen – Archipel-Story
Enklave Xissorah-44 – OSM-Story
Das Akademie-Problem – OSM-Hintergrundtext
Anmerkung: Das hier ist etwas, das man nicht verstehen muss, und es ist eigentlich so „hoch“, dass ich selbst es bislang nur teilweise verstanden habe. Das ist mit Metastrukturen im OSM häufig so: Ich WEISS, dass ich manche Dinge und Handlungen so und so darstellen muss, aber zumeist weiß ich nicht, WESHALB. Das bekomme ich manchmal erst mit Jahren Verspätung heraus. So dürfte es sich auch mit der AKADEMIE verhalten.
Damit ist nicht primär eine Lehranstalt gemeint. Der Hintergrundtext thematisiert ein dramatisches Problem in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ und versucht, eine Grundlage für den geheimen Krieg in diesem Universum zu legen. Eine AKADEMIE ist im Grunde genommen eine Art von Machtbasis von unvergleichlicher Stärke. Sie sind üblicherweise weit jenseits von KONFLIKT 25 angesiedelt. Aber eines Tages gelingt es eine Fraktion entarteter GRALSJÄGER, eine ganze AKADEMIE über Milliarden Jahre in die Vergangenheit zu entführen, in den untergegangenen KONFLIKT 22. Und dort etablieren diese Wesen einen Machtpol, der skrupellos ganze Galaxien zersprengt und Imperien einreißt.
Aber dummerweise haben sie zeitreisende Verfolger – die TUURINGER. Und so entwickelt sich ein Zeitkrieg, gegen den das, was Simon Hawke in seinen „Time Wars“-Geschichten niederschrieb, ein Spaziergang war.
Aber ihr merkt hieran schon, wie komplex der Hintergrund ist. Deshalb ist der KONFLIKT 22 derzeit auch erstarrt und komplett unzugänglich. Ich möchte mich hier nicht in Widersprüchen verheddern wegen der ganzen wirren Zeitlinien. Aber ihr habt ja gegenwärtig sowieso genug zu tun mit den KONFLIKTEN 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ und 13 „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, nicht wahr …?
Brigitta – Archipel-Story
Wie ihr seht … ich war durchaus versucht, umtriebig zu sein, aber es haute einfach alles nicht hin, ich sah mich gänzlich außerstande, irgendwie konzentriert arbeiten zu können.
So kam ich in diesem Jahr 2013 also insgesamt auf beeindruckende 350 abgeschlossene Werke (mehrheitlich Blogartikel und kommentierte OSM-Episodenabschriften), aber sehr motiviert oder optimistisch sah ich nicht ins Jahr 2014 hinaus.
Es würde ein erstes Jahr ohne meinen Vater sein, was unweigerlich bedeutete: ein schweres Jahr, weil ich ihn sehr gern gehabt hatte und er mir jetzt schon verdammt fehlte. Wenigstens, dachte ich mir ein wenig erleichternd, wenigstens hatten wir ja noch unsere liebe Mutter. Sie war zwar ebenfalls schon schwer krank und nahezu völlig immobil, aber sie war noch da. Und wir waren zugegen, um sie nach besten Kräften von der notwendig herannahenden Depression abzulenken. Denn für sie war Johannes´ Tod natürlich der schwerste Verlust nach all den Jahrzehnten der Ehe.
So endete das Jahr 2013 also ziemlich finster, und eine neue Zeit brach für unsere Familie an. Das Jahr 2014. Ich erzähle demnächst mehr darüber, wie sich das dann für mich gestaltete.
Bis bald, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.
1 Ihr könnt euch dazu ja mal spaßeshalber den Silvesterblog 2013 anschauen, der ist auch nicht eitel Sonnenschein …