Liebe Freunde des OSM,
wenn ihr diese Zeilen am 7. April 2019 lesen werdet, ist das, worüber ich jetzt sprechen möchte, für euch sehr wahrscheinlich schon Vergangenheit, und ihr giert womöglich längst nach mehr. Aber momentan ist das noch im grauen Halo der zukünftigen Möglichkeiten eingebettet. Wir schreiben den 24. Oktober 2018, und ich habe gerade heute früh den letzten Feinschliff an das Werk „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ gelegt. Das bedeutet, ich habe die letzten rund 50 Seiten ausgedruckt, die ich gestern Abend fertig schrieb, das Glossar vervollständigt und ein paar Korrekturseiten ausgedruckt. Die wurden erforderlich, weil ich die Fußnote 1 glattweg übersehen hatte.
Was ich außerdem übersah, das ist etwas Witziges, was mir so ursprünglich gar nicht in den Sinn kam. Während in den letzten knapp drei Monaten dieser Roman lang und immer länger wurde – insgesamt hat er jetzt im Ausdruck 433 Textseiten und füllt damit einen ganzen eigenen Ordner! – , war ich so tief versunken, dass ich eine Tatsache überhaupt nicht überblickte: Werke jenseits von 300 Textseiten stellen terminologisch für mich BÜCHER dar.1 Und davon gab es bekanntlich bis zum Anfang 2018 dreizehn. Dann kam Ende Februar das 14. dazu.2
Tja, und damit ist nun also „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ recht überraschend zum 15. BUCH avanciert. Das passiert halt, wenn man so tief wie ich im Text stecke.
Gott, und was ist das für ein Text! Ich fürchte, ich schwärme gleich ein bisschen viel davon, aber da – wenn alles nach Plan verläuft – das dazu gehörige E-Book bis spätestens Weihnachten 2018 draußen sein sollte und ihr mithin Kenntnis von dem habt, wovon ich euch hier berichte, nehmt das einfach so als eine Form von „Making-of“-Bericht. Irgendwo muss ich meine derzeitige Begeisterung wirklich lassen, und das hier ist der ideale Ort dafür.
Warum dann erst mit Monaten Verspätung? Ach, na ja, Freunde… das hat damit zu tun, dass ich die ganzen vorherigen 317 Plätze meines Blogs schon fest verplant habe. Und ich mir dachte: wenn das irgendwo Raum finden soll, dann in einem „Logbuch“-Eintrag. Und der nächste war eben dieser hier.
Es gibt halt Gesetzmäßigkeiten in meiner Planung, an denen kann ich nix ändern. Aber ich halte das auch nicht für problematisch.
In groben Zügen wisst ihr auch ohne Vorliegen des Textes schon, worum es in dem BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ geht. Ich habe dazu neulich schon etwas aus anderer Perspektive geschrieben.3 Wir befinden uns im KONFLIKT 13 des Oki Stanwer Mythos (OSM). Der Handlungsschauplatz dieses planetaren KONFLIKTS ist der Planet Erde, die Menschheit hat sich vom Weltraum weitgehend zurück auf die Heimatwelt orientiert, die Bevölkerungsbombe entschärft und die angerichteten Umweltschäden im 21. Jahrhundert weitgehend wieder in den Griff bekommen.
Im Jahre 2113 kommt es dann zu einem bizarren Störfall im Kernkraftwerk MEDWAY I im südenglischen Maidstone. Eine Reihe von Angestellten kommt auf grässliche Weise zu Tode, und als die Krise abebbt, findet man einen bewusstlosen Unbekannten mit einer Sense in der Hand. Er erzählt, nachdem er schließlich genesen ist, wirres Zeug von einem Angriff eines Dämons und von seinen Dienern, so genannten Knochenrittern.
Der Mann heißt Oki Stanwer.
Er ist gekommen, um die Menschheit zu retten.
Zu dumm, dass ihm niemand glaubt. Zunächst wird er für einen Saboteur gehalten, eventuell einen sowjetischen Undercover-Agenten. Aber sehr rasch wird deutlich, dass an ihm mehr dran ist, als man glaubt. Er vereitelt ein Attentat auf die junge Königin von England und schließt sich dann der Jagd auf den Verbrecherfürsten Londons an, den MAESTRO, den Mann mit den tausend Gesichtern.
Und als dann der zweite Helfer des Lichts zu ihm stößt und das, was man später das Stanwer-Team nennen wird, zu entstehen beginnt, entbrennt genau das, was Oki Stanwer vorausgesehen hat.
Der KONFLIKT.
Die Dämonen von TOTAM intensivieren ihre Unterwanderungsarbeit auf der Erde, und das Stanwer-Team greift als antimagische Feuerwehr in den Kampf ein. Gleichzeitig versucht Oki Stanwer, mehr Klarheit über die gegenwärtige Situation zu gewinnen und sich mit seinen Arbeitskollegen im Yard anzufreunden, gegen bürokratische Hürden anzukämpfen und weitere Helfer des Lichts ausfindig zu machen.
Und was ist das nicht für eine eigenartige Welt, in der sie da agieren müssen… Oki Stanwer wird nicht müde, sie als konstanten Alptraum zu klassifizieren, und viele meiner Leser werden das sehr ähnlich sehen.
Warum dies?
Weil ich, als ich diese Geschichten abschrieb und ausarbeitete – sie stammen im Ursprung aus den Jahren 1982-1985, und selbst die ausgearbeitete Erstform ist erst 1988 in die Schreibmaschinenfassung gegossen worden – , das Internet-Zeitalter noch nicht einmal in Sicht war. Es gab keine Handys, keine Smartphones, kein WhatsApp, kein Ebay, kein Amazon, keine Wikipedia. Und in der Serie „Oki Stanwer Horror“ (OSH), die die Keimzelle für den CLOGGATH-KONFLIKT (CK) wurde, gab es das natürlich auch nicht.
Und ich traf bei der Ausarbeitung die Entscheidung, dies beizubehalten. Das machte nun natürlich Erklärungen erforderlich, da sich die Welt schließlich digital definitiv entwickelt hatte und gängige Prognosen eher davon ausgehen, dass sich dieser Trend verstärken wird. Bei mir gab es ihn (scheinbar) überhaupt nicht.
Selbstverständlich musste ich das erklären.
Witzigerweise fiel die Erklärung ziemlich einfach, als ich an den Rahmenparametern drehte. Und wer sich ein bisschen mit der Geschichte der digitalen Medien auskennt, wird auch sofort erkennen, weshalb: Das Internet, wie wir es heute kennen, und von da ausgehend etwas die Entwicklung von E-Books, Tablets, Laptops, Streaming-Diensten usw., ist ein Kind des Kalten Krieges. Wissenschaftler im Dunstkreis des Geheimdienstes entwickelten das Darpa-Net in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, und bis der Kalte Krieg recht unerwartet zwischen 1989 und 1991 durch den Zusammenbruch des Ostblocks endete, war das Hochsicherheitstechnologie, die keine allgemeine Verbreitung erfuhr. Tatsächlich konnte sich so etwas wie das globale Internet inklusive der damit einhergehenden Startups, von denen einige zu Milliardenunternehmen wurden, erst nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes entwickeln.
Und genau hier setzt der CK an.
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nur Historiker von Haus aus bin, sondern auch ein ausgesprochenes Faible für Kontrafaktik habe, also alternative Geschichtsverläufe. Was wäre also mit der globalen digitalen Weltrevolution geschehen, überlegte ich, wenn der Kalte Krieg nach der Behebung der weltweiten Umweltsünden im 21. Jahrhundert, neu an Dynamik gewonnen und weitergegangen wäre? Was wäre gewesen, wenn der praktizierte Sozialismus in den Ostblockstaaten sich doch als lebensfähiger und langfristiger erwiesen hätte, als das in unserer Welt der Fall war?
Nun, dann würden anno 2113 zum einen auf der Erde immer noch solche Phänomene wie krasse Spionagefurcht bestehen und Blockgegensätze. Wir befänden uns, nicht rein technologisch, aber mental, in einer Situation, die der Mitte der 1980er Jahre sehr gliche.
Und natürlich wären digitale Technologien – schon aus Furcht von Unterwanderung und Spionage-Wühlarbeit – streng reguliert. Womit weltweite Datenbänke wie WIKIPEDIA quasi unmöglich wären.
Stellen wir uns weiterhin vor, überlegte ich, dass die medizinischen Unkenrufe, die wir aus unserer Welt ja zur Genüge kennen, mehr Nachhall in der Öffentlichkeit gefunden hätten – etwa die Behauptung, dass die niederfrequenten elektrischen Felder in Handys Interferenzen in der Gehirnelektrizität auslösen und damit vielleicht zu Tumorbildung beitragen könnten. Das könnte durchaus dazu geführt haben, dass der Siegeszug der Handys bereits im Ansatz abgewürgt worden wäre.
Unrealistisch? Vielleicht. Aber es war einen Gedanken wert.
Ich ging noch einen Schritt weiter und sinnierte, dass die in der OSH-Serie weit verbreiteten Bildtelefone (Videofone), die sich bei UNS bekanntlich nicht durchsetzten, daraufhin möglicherweise als alternative Kommunikationsform dominant geworden sein könnten. Dass die Welt des Jahres 2113 Glasfaserkabel kennt, ist offenkundig, und für die Verbreitung von großen Informationssignalclustern, wie sie bei einer Videofonübertragung zweifellos auftreten, wäre so etwas ideal.
Ein weiterer Gedanke passte wunderbar dazu: wenn die Menschheit sich sowieso verstärkt auf ihren Heimatplaneten konzentrierte und dabei die Raumfahrt vernachlässigte, wenn fernerhin der Kalte Krieg einen erheblichen Teil der Raumfahrt militarisieren würde, würde es vermutlich nur wenig Geld für Kommunikationssatelliten geben. Denn das Internet oder die Handy-Telefonie, die es ja nicht gibt, fielen als Nutznießer aus. Die Kommunikation wäre also mehrheitlich kabelgebunden und erdgestützt.
Das eröffnete auch sehr interessante dramaturgische Fenster für die Geschichte: man kann nicht etwa einfach aus dem schottischen Örtchen Garos via Handy um Hilfe rufen. Es gibt keine Handys und keine dazu passenden Orbitalsatelliten (und abgesehen davon würde der magische Schild um die Ortschaft Garos das auch unmöglich machen… aber das nur so am Rande bemerkt).
Auf einmal hatte ich hier also nicht eine vollständig veraltete, überholte Geschichte, die ich von Grund auf vollkommen neu strukturieren musste, sondern zahlreiche Phänomene, die ich damals beim ersten Schreiben vor über 33 Jahren ja gar nicht anders kannte (s. o.), machten einen wahnsinnigen Sinn. Ich befand mich quasi in einer Parallelwelt, die technologisch auf völlig anderen Pfaden unterwegs war und die auf beeindruckende Weise konsistenter wurde, je länger ich ihre Parameter durchdachte.
Während ich an dem BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ schrieb, kam noch etwas erleichternd hinzu: Ich lernte meine guten, alten Freunde besser kennen, die ich seit ewigen Zeiten schon als treue Wegbegleiter Oki Stanwers kannte – den knurrigen Yard-Commander Calvin Moore etwa, der nun wunderbar Profil bekam (und ihr wisst, wenn ihr den Roman gelesen habt, dass die beiden eher wie Hund und Katze sind, was der Handlung eine bisweilen wirklich goldige Dynamik gibt). Dann lernte ich endlich auch die MI 6-Agenten Leonard Telkow und Richard Winer näher kennen, mit denen Oki sich alsbald anfreundet.
Und vollends hinreißend wurde es, als dann Klivies Kleines als erster Helfer des Lichts auf den Plan trat mit seiner Nüchternheit, seinen unorthodoxen Methoden, seinem charmanten Auftreten und dem doppelten Boden durch seine Tarnexistenz als MAESTRO, der Verbrecherfürst von London.
Ja, und ganz zum Schluss, als ich die dramatischen Geschehnisse um das Totendorf Garos beschreiben konnte, für das ich eigens eine Karte zeichnete, da kam also auch noch Thor Gordenbeyl hinzu, und, erstmals in Aktion, der Ritter vom Goldkristall, der den beiden Freunden buchstäblich den Hals rettet.
Ungelogen, es war ein Riesenvergnügen, diesen frühen Teil des CLOGGATH-KONFLIKTS auszuarbeiten. Es hat sich gelohnt, dafür so viele Worte zu machen, und ich bin schon sehr gespannt darauf, den zweiten Teil zu verfassen, irgendwann anno 2019. Er wird weitere Bekanntschaften Oki Stanwers enthalten, weitere Dämonenattacken und jene traumatisierende Katastrophe auf Irland, die die Welt erschüttern wird. Und hier taucht dann auch endgültig der finstere Name CLOGGATH auf, der die Freunde noch das Fürchten lehren wird.
Ich bin unglaublich stolz auf das fertig gestellte Werk, und etwa im Abstand von einem Jahr wird diese Geschichte fortgeschrieben werden. Vorher aber sind noch andere E-Book-Pläne favorisiert voranzutreiben. Ihr werdet davon hören, Freunde, und lesen. Versprochen!
Bis demnächst, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.
1 Vgl. Blogartikel 278: „Die BÜCHER des Uwe Lammers“, 1. Juli 2018.
2 Vgl. Blogartikel 288: „Das 14. BUCH – Eine scharf geschliffene Waffe“, 9. September 2018.
3 Vgl. Blogartikel 307: „Logbuch des Autors 27: Wenn das Flaggschiff Fahrt aufnimmt…“, 20. Januar 2019.