Liebe Freunde des OSM,
als ich vor acht Wochen das letzte Mal von meiner kreativen Biografie berichtete, verließ ich euch mit Ablauf des Monats August 2015. Meine Mutter war wenige Monate zuvor verstorben, das Jobcenter saß mir im Nacken, eine reguläre berufliche Tätigkeit nach wie vor nicht in Sicht. Die Komplikationen im Nachgang mit dem familiären Todesfall dauerten an und führten während der Räumung unseres elterlichen Haushaltes unter anderem dazu, dass ich einen erheblichen Teil meiner Romansammlung an ein norddeutsches Antiquariat verschenken musste.
Warum? Weil ich daheim in Braunschweig für die Romanberge, die sich auf dem elterlichen Dachboden in Gifhorn befanden, nun wirklich keinen Raum mehr besaß. Und die Alternative, die mir meine Geschwister suggerierten, war noch weniger angenehmer. Sie lautete: Altpapiercontainer! Ernsthaft.
Ich dachte allerdings völlig betäubt: Ehe ich mehr als 3000 Heftromane und mehrere hundert Bücher, die ich über Jahrzehnte mühsam gesammelt habe, wie alte Zeitungen entsorge, dann gebe ich sie lieber dorthin, wo man ihren Wert erkennt.
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich in dieser Stimmung mehr denn je zuvor Ablenkung brauchte. Und wie üblich fand ich sie im Schreiben, das mich gründlich auf andere Gedanken brachte.
Im September 2015 entstanden 29 abgeschlossene Werke, mehrheitlich Blogartikel, außerdem ein Lesungsskript, da ich am 2. Oktober eine Lesung im Braunschweiger Lokal „Lord Helmchen“ vorbereitete. Das E-Book „Welt der Wunder“ entstand, weiter zahlreiche kommentierte OSM-Episodenabschriften der KONFLIKTE 14 („Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“) und 12 („Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“). Ich arbeitete an der Abschrift längerer nicht-digitaler Werke wie etwa dem Roman „Justine und Maximilian“, und einige Archipel-Werke konnten in diesem Monat ebenfalls wachsen. Darunter befanden sich Geschichten wie „Die Suyenka“ und „ Brigitta“.
Auch begann ich mit den Vorbereitungen für eine ganze Kaskade weiterer E-Books… damit sollte ich vermutlich heutzutage mal wieder anfangen, um für 2019 meine E-Book-Produktion in Schwung zu bringen.
Gegen Ende des Monats kam dann ein exotisches Schriftstück hinzu – ich schrieb einen kleinen Reisebericht über die Reise zum Bundesarchiv Berlin in Berlin-Lichterfelde. Das war quasi schon Teil meiner Beschäftigung, die im Oktober dann formell mit unterzeichnetem Vertrag beginnen und mein Leben für die nächsten gut zwei Jahre bestimmen sollte.
Was das war? Das Biofakte-Projekt.
Ich deute es nur mal kurz an dieser Stelle an, weil es wesentlichen Einfluss auf meinen Schreib-Output in den nächsten zwei Jahren haben sollte: Biofakt ist eine Wortschöpfung von Frau Professor Dr. Nicole Karafyllis, sowohl einer gelernten Biologin wie Philosophin, die mit Schwerpunkt auf Technikphilosophie lehrt und forscht.
Ein Biofakt kennt jeder von uns, auch wenn der Begriff nicht unbedingt geläufig ist. Biofakte sind üblicherweise Pflanzen, die durch menschliches Zutun wesentlich technisiert und geformt worden sind. Und da müsst ihr euch jetzt keine Cyborgs vorstellen, sondern braucht schlicht nur ans Frühstücksbrot zu denken.
Wie das?
Na ja, kurz gesagt sind Biofakte all jene pflanzlichen Organismen, die Menschen im Laufe einer vieltausendjährigen Domestizierungsgeschichte zu Hochleistungssorten veredelt haben. Getreide steht da ebenso wie Kartoffeln ganz vorne in der Kette. Das sind alles nicht mehr die Pflanzen, die man in der freien Wildbahn vorfände. Moderne Hochleistungssorten, etwa Weizen, sind zwingend auf menschliche Nachbearbeitung angewiesen, um ihre Körner von den Halmen zu lösen und sich wieder aussäen zu können. Auf sich gestellt würden sie unweigerlich degenerieren und sich zurückentwickeln oder ganz eingehen.
Das Biofakte-Projekt beschäftigte sich nun mit dieser Art von Pflanzen, und wir in Braunschweig kümmerten uns dabei besonders um Samenbanken für Pflanzensamen… ein ungewöhnlicher Fokus, der gründliche Einarbeitung verlangte und mich doch ziemlich forderte. Aber es wurde äußerst spannend. Anfangs wurde ich hier nur als wissenschaftliche Hilfskraft mit wenigen Stunden eingeplant. Dass daraus Anfang 2016 eine Vollzeitstelle werden würde, konnte niemand von uns ahnen.
Infolgedessen kann es nicht verblüffen, dass ich im Oktober 2015 wiederum auf 30 fertige Werke kam. Neben zahlreichen Blogartikeln konnte ich hier auch zwei E-Book-Skripte fertigstellen – einmal „Das Sternenreich des Windes“, zum anderen den fünften Band der Annalen, „Jaleenas zweites Leben“.
Ansonsten schrieb ich mehr oder minder intensiv weiter an KONFLIKT 2 („Oki Stanwer und das Terrorimperium“) und an „Der Zathuray-Konflikt“, an dem Hintergrundtext „Das Rätsel von Garos“.1
Ebenfalls in diesen Monat fiel, wegen meiner starken Publikations-Offensive bei meinem dritten E-Book-Distributor XinXii.com, ein Interview, das die Verantwortlichen dort mit mir führten.
Auch schrieb ich in Maßen weiter am Erotic Empire-Roman „Die Kolonie Saigon II“ und kümmerte mich um eine Reihe von Gedichtabschriften, die lange fällig waren.
Der November 2015 endete mit 23 fertigen kreativen Werke. Unter denen, die ich nicht fertigstellen konnte, befand sich inzwischen auch wieder „DER CLOGGATH-KONFLIKT“… ihr wisst schon, das „Flaggschiff“. Die Fertigstellung der Digitalisierung sollte ja bis Anfang 2019 noch dauern. Wenn ich gelegentlich die Floskel einstreue, dass manche Projekte bei mir länger dauern, ist das, wie ihr allein hieran erkennen könnt, nicht nur Kokettieren, sondern absolute Realität.
Ebenfalls weiterarbeiten konnte ich an KONFLIKT 18 („Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“), deren Digitalisat inzwischen Band 71 erreicht hatte. Ich kümmerte mich um „Besuch in der Heimat“, „Ein Alptraum namens Koloron“ und „BdC 1: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“. Letzteres war zwar schon als E-Book-Projekt annonciert, aber noch völlig utopisch in seinen Dimensionen veranschlagt (15 Episoden in diesem ersten Band… absurd. Heute sind wir, wie inzwischen hoffentlich bekannt sein wird, bei 3 Episoden pro Band angekommen. Das ist schon mehr als genug Lesestoff auf einmal).
Mit „Gelüftete Schleier“ wurde ein weiteres E-Book-Skript fertig. Ebenfalls in diesen Monat fiel die Teilung von „Annalen 5“ und die Lösung des Titelbild-Problems. Es passte mir nicht, dass es zwei Bände werden sollten, aber mir wurde das mit dem Argument der Herstellungskosten plausibel gemacht. Also kein Fall von „Geldschneiderei“ meinerseits, großes Ehrenwort!
Ebenfalls im November kam der Archipel annähernd gleichberechtigt zu Wort. Jedenfalls könnte man das glauben, wenn man sich meine handschriftlichen Einträge dieses Monats anschaut. Ich schrieb an einer ganzen Reihe Geschichten weiter: „Die Rollenspielerin“, „Sarittas Hilflosigkeit“, „Die Proviantinsel“, „Chantals Abstieg“ und „Falsche Voraussetzungen“.
Doch der erste Blick trügt. Korrekt müsste ich sagen: diese Werke formatierte ich neu und druckte die z. T. jahrealten Fragmente neu aus, wobei ich sie stilistisch nachfeilte und die eine oder andere Szene ausbaute. Wirklich sehr viel Neues gab es hieran nicht ernsthaft zu entdecken.
Bis Ende November 2015 war ich insgesamt auf 290 fertige Werke für dieses Jahr gekommen, und ich fand das durchaus sehr zufriedenstellend. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht wirklich, wie sich die nahe Zukunft entwickeln würde – das sollte nicht nur mich überrumpeln, sondern auch ein paar andere Menschen in meinem direkten Umfeld.
Dazu sage ich mehr beim nächsten Teil dieser Rubrik.
Bis nächste Woche, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.
1 Wer inzwischen das E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ (veröffentlicht im Dezember 2018) gelesen haben sollte, wird bei dieser Erwähnung vermutlich einigermaßen elektrisiert sein. Und ja, es handelt sich exakt um dieses schottische Dorf Garos, das Dorf der Toten, das ich hier analytisch etwas genauer zu verstehen suchte… aber der Text wurde damals nicht fertig, sondern nur weiter geschrieben.