Rezensions-Blog 159: Killeralgen

Posted April 11th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wieder einmal greife ich in das Romanregal, in dem sich ungelogen wirklich me­terweise die Romane von Clive Cussler und seinen Coautoren aneinanderrei­hen. Bekanntlich wird diese Reihe nach wie vor stetig länger. Während die heu­te erscheinenden Romane doch oft etwas sehr glatt und auf Geschwindigkeit geschrieben daherkommen, ist das mit diesen frühen Werken, für die wesent­lich Paul Kemprecos verantwortlich zeichnet, noch nicht der Fall. Der vorliegen­de Roman ist dafür ein schönes Beispiel – allein meine ausführlichen histori­schen Recherchen, die das Werk auslöste, zeigen, dass das Buch meine Gedan­ken doch sehr inspirierend ankurbelte. Das schon ist meines Erachtens Grund genug, sich den Roman zu Gemüte zu führen.

Freilich ist eine kleine Warnung vorweg angebracht, die ich aber auch in der Re­zension bereits zum Ausdruck gebracht habe: Wer denkt, es gehe hier um eine versunkene Stadt wie die legendäre „Stadt Z“ des Abenteurers Fawcett, und wir würden uns hier in einem tropischen Urwald wieder finden, wenn wir die „Lost City“ aus dem Titel des Romans besuchen, der sollte diesen Gedanken sogleich wieder begraben. Es geht, wie so häufig in NUMA-Romanen, zum tiefen Grund des Meeres. Und in die Alpen. Und es geht um den Ersten Weltkrieg, die alten Minoer und, im deutschen Titel passend, eine Algenpest.

Wie das alles zusammenpasst? Wer hier so grübelt, sollte weiterlesen:

Killeralgen

(OT: Lost City)

Von Clive Cussler & Paul Kemprecos

Blanvalet 36362, 2005

512 Seiten, TB

ISBN 3-442-360362-4

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

Französische Alpen, August 1914: Der reiche französische Industrielle Jules Fauchard kämpft um sein Leben – er befindet sich mit einem kleinen Einperso­nen-Flugzeug auf einem Geheimflug in Richtung Schweiz, um das Leben von „Millionen Menschen“ zu retten. Bei sich hat er Geheimdokumente sowie einen äußerst eigenartigen, beinahe antiken Helm. Als er von feindlichen Verfolger­flugzeugen angegriffen wird, setzt er ihn auf, um so sein Leben besser zu sichern, doch vergebens – Fauchards Flugzeug stürzt über den Alpen ab und verschwindet spurlos.

Blende: Neunzig Jahre später wird auf einer kleinen, namenlosen Orkney-Insel eine abstruse Reality-TV-Show gedreht. Jody Michaelson, eine der Teilnehme­rinnen, hat Glück im Unglück, als sie, weil sie der Rolle des „blonden Dumm­chens“ nicht entsprechen möchte, in Big-Brother-Manier aus dem Set gewählt wird. Kurz darauf ereignet sich nämlich ein unbegreiflicher, grässlicher Angriff auf die gesamte Crew, und nur ein Zufall will es, dass Jody den rotäugigen, monsterhaften Angreifern entgeht. Als sie später gefunden wird, glaubt ihr kein Mensch – dummerweise sind alle Teilnehmer der Show spurlos verschwunden.

Blende: Der Biochemiker Angus MacLean macht wohl verdienten Urlaub auf der Peloponnes, wenigstens sieht es auf den ersten Blick so aus. In Wahrheit ist der Schotte jedoch auf der Flucht. Er hat den Rückzugsort nach einem archäolo­gischen Urlaub vor ein paar Jahren gewählt und glaubt sich hier sicher… sicher vor seinem einstigen Arbeitgeber, einem multinationalen Konzern, der ihn als Teil eines größeren, geheimen biochemischen Projektteams beschäftigt hat. Die Arbeiten sind erledigt, das Team ist aufgelöst, doch nun erfährt MacLean von ei­nem Kollegen, dass seine anderen Kollegen nacheinander auf mysteriöse Weise ums Leben kommen, und ihm wird klar: das ist keine Unfallserie, das ist eine Mordserie. Dummerweise kann auch MacLean dem Schicksal nicht entgehen – doch die Killer entführen ihn nur, sie bringen ihn nicht um. Etwas Übleres steht ihm bevor…

Blende: Der Lac du Dormeur ist ein Hochgebirgssee in den französischen Alpen. Hier befindet sich ein Gletscher, der gewissermaßen für wissenschaftliche Zwe­cke unterkellert wurde, und hier treffen durch einen Zufall mehrere wissen­schaftliche und voneinander eigentlich unabhängige Unternehmungen zu­sammen. Während es den Glaziologen um Bernard LeBlanc darum geht, Glet­scherforschung in Zeiten der globalen Klimaerwärmung zu betreiben und von einem „Observatorium“ unterhalb des Gletschers dessen Strömungsverhalten zu beobachten, unterstützt das kleine türkisfarben gestrichene Boot der NUMA auf dem Lac die Archäologin Skye Labelle dabei, ihr eigenes Forschungsvorhaben zu verifizieren, das auf den ersten Blick abenteuerlich klingt.

Skye ist nämlich der Auffassung, dass die Handelsrouten durch Europa sich schon auf die Zeit der minoischen Hochkultur im Mittelmeerraum zurückführen lassen, also auf die Zeit um 2000 vor Christus. Dafür sucht sie entsprechende Belege, und sie meint, in dem Lac könnten sich die Reste einer entsprechenden Handelsstation erhalten haben, gut konserviert im eisigen Wasser des Gebirgs­sees. Der Gedanke ist immerhin interessant genug für Kurt Austin von der NUMA, ein kleines Tauchboot in das Gebirge zu transportieren und ihr als U-Boot-Fahrer zu sekundieren. Dass es dabei auch ein wenig funkt, braucht den Leser, der die Kurt Austin-Abenteuer kennt, nicht zu überraschen.

In der Tat machen sie eine beeindruckende Entdeckung im eisigen Wasser des Lac, aber Skye Labelle wird kurz darauf an Land zu Hilfe gerufen – im Gletscher ist die Leiche eines Mannes entdeckt worden. Der Leser ahnt schon, dass es sich um Jules Fauchard handelt und wird nicht enttäuscht… aber was sich dar­aus dann für ein Drama entwickelt, kommt doch eher ein wenig unerwartet. Kurze Zeit darauf befinden sich nämlich die Glaziologen, zu Besuch gekommene Journalisten und Skye Labelle in aussichtsloser Lage und in Lebensgefahr. Ihr Glück ist, dass Kurt Austin unbedingt darauf besteht, mit Skye die Einladung zum Abendessen in Paris einhalten zu wollen…

Zeitgleich werden Kurt Austins Freunde Paul Trout und Gamay Morgan-Trout von Sam Osbourne, einem Experten für Algenkunde am Marine Biological Laboratory (MBL) in Woods Hole dazu animiert, eine Tauchexpedition zu einem faszinierenden geologischen Phänomen am Grunde des Atlantiks zu begleiten. Dort ist eine neuartige, sich extrem schnell ausbreitende Alge aufgetaucht, der Dr. Osbourne den Namen Caulerpa Gorgonosa gegeben hat, die Gorgonenalge. Sie scheint ihren Ursprung in dem erwähnten Tiefseegebiet zu haben, das man „Lost City“ nennt und das im Jahre 2000 erstmals entdeckt wurde.

Lost City“ ist ein geheimnisvoller Ort, ebenso wie sein Name, der indes über­aus prägnant ist: wie am Mittelatlantischen Rücken, wo es in großer Tiefe hy­drothermale Kamine, die so genannten „schwarzen Raucher“ gibt, existieren in „Lost City“ analoge Kamine, die allerdings teilweise wegen einer Verlagerung der geologischen Aktivität erloschen sind. Manche von ihnen haben die Höhe veritabler Wolkenkratzer, so dass sich den Tauchbooten, die das Areal erstmals erforschten, der Anblick einer versunkenen Metropole bot. Daher lag der Name „Lost City“ irgendwie sehr nahe.

Paul Trout und seine Frau Gamay erhalten tatsächlich die Gelegenheit, mit der „Atlantis“ auf den Atlantik hinausfahrend, hier auf dem Meeresgrund in rund siebentausend Metern Tiefe mit dem berühmten Tauchboot „Alvin“, das schon die TITANIC entdeckte, die „verlorene Stadt“ zu besuchen. Zu ihrer Verblüffung finden sie aber auch gigantische Fahrspuren auf dem Meeresgrund, und wenig später verschwinden sie mitsamt ihrem Tauchboot auf rätselhafte Weise.

In Europa ist es Kurt Austin inzwischen gelungen, Skye Labelle zu retten, aber in ihrem Besitz befindet sich nun der geheimnisvolle Helm Jules Fauchards, und die Fauchard-Familie macht einige – durchweg mörderische – Anstalten, diesen Helm zurückzubekommen. Und kaum ist Kurt Austin mal kurz von Skyes Seite verschwunden, um der „Atlantis“-Expedition zu Hilfe zu kommen, verschwindet die Archäologin auch prompt, zusammen mit dem Helm.

Derweil breitet sich die Killeralge in einem geradezu monströsen Tempo auf dem Atlantik aus, und alle am Projekt beteiligten Wissenschaftler sehen sich ratlos, was schnelle Gegenreaktion angeht. Wenn ihnen nicht sehr schnell et­was sehr Intelligentes einfällt, drohen die Weltmeere sich durch die explosions­artige Vermehrung der Killeralge in einen einzigen gigantischen Algensumpf zu verwandeln, der alles sonstige Leben darin erstickt.

Niemand ahnt, dass das alles nicht nur ein biologischer Zufall ist, sondern ein überaus perfider Plan, der ausgerechnet mit einer abgelegenen Orkney-Insel, monströsen biologischen Experimenten und dem Traum der Unsterblichkeit zu­sammenhängt – und das würde auch beinahe alles zu einer grässlichen neuen Weltordnung führen, wenn da nicht ein paar wagemutige Männer und Frauen um Kurt Austin wären…

Wieder einmal legt das Autorengespann Clive Cussler und Paul Kemprecos einen interessanten, rasanten Action-Abenteuerroman vor, in dem sich moder­ne Thrillerelemente mit charmanten Allüre a la James Bond und historischen Rätseln vermischen. Cussler fährt mit derlei Mischung bekanntermaßen seit Jahrzehnten bestens und schafft es immer wieder in die Top Ten der Bestsellercharts. Auch die Tatsache, dass der mir vorliegende Roman bereits in vierter Auflage vorliegt, zeigt deutlich, dass das Rezept nach wie vor gültig ist und wirkungsvoll dazu. Von dem Entschluss, den Roman zu lesen, bis zum Ende der Lektüre vergingen bei mir gerade mal drei Tage, und deutlicher kann man nun wirklich nicht zeigen, wie lesenswert das Werk ist. Wer solche Romane schätzt, wird hiervon gewiss nicht enttäuscht werden.1

Gleichwohl gibt es gerade in meiner Person natürlich den „krittelnden“ Histori­ker, der stets geneigt ist, einige klar eruierbare Fakten nachzuprüfen. An einigen Stellen kann man dann auch deutlich erkennen, dass Kemprecos & Cussler sehr… nun… großzügig mit der Vergangenheit umgegangen sind, um sie in ihr Konzept zu pressen, das diesmal der gesellschaftsrelevanten Themen durchaus ermangelt und sich insofern von bisherigen Kemprecos-Romanen deutlich (aber nicht unbedingt negativ) abhebt.

Fangen wir mit Jules Fauchard an. Er bricht mit seinem Flug „im August 1914“ auf, und ein wesentliches Ziel seiner Mission, das kommt bald zu Tage, besteht darin, den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu verhindern.2 Zu dumm nur, dass der Erste Weltkrieg am 1. August 1914 ausbrach, und damit eben nicht, wie im Roman erwähnt, „ein paar Tage nach Fauchards Flug“. Der 1. August lässt kei­nen Spielraum. Der Übersetzer (oder das Verlagslektorat) hätte darum gut ge­tan, den Flug Jules Fauchards einfach in den Juli zu verlegen.

Bleiben wir bei Jules Fauchard. Sein Flugzeug, eine nur etwas mehr als sieben Meter lange Morane-Saulnier – mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich ein histo­rischer Flugzeugtyp, ich bin kein Flugzeug-Historiker, um das nachprüfen zu kön­nen, aber Cussler kennt sich fraglos mit historischen Gefährten hinreichend auf, so dass wir ihm hier Glauben schenken können, vielleicht auch hinsichtlich des unrealistisch hoch scheinenden Flugtempos – ist mit einem Maschinengewehr ausgerüstet, das überdies die Fähigkeit besitzt, durch den Propellerkranz zu feuern.

Wer das heute für völlig normal hält, hat von der Entwicklung der Flugzeugwaf­fen im 20. Jahrhundert keine Ahnung. Ich wusste, weil ich mich schon seit lan­gem für den Ersten Weltkrieg interessiere, seit geraumer Zeit von dem Problem der Propeller-Synchronisation, und ich dachte mir sofort, als ich die Szene las: das ist doch erst viel später geglückt! Nach Beendigung des Romans schlug ich also in meinen Fachbüchern nach und las dort, dass meine Erinnerung mich nicht getrogen hatte: „Nachdem durch den in deutschen Diensten stehenden holländischen Ingenieur Anthony Fokker das technische Problem des Schießens in Flugrichtung mit entlang der Flugachse montierten Maschinengewehren durch den Propellerkreis gelöst worden war, konnten die deutschen Luftstreit­kräfte ab August 1915 (!) mit speziell für den Luftkampf entwickelten Jagdein­sitzern für acht Monate die Luftüberlegenheit an der Westfront erzielen.“3

Damit wird klar, dass es sich hier im Roman um eine der Handlungsdramaturgie geschuldete Variation der realen Geschichte handelt, die etwa folgendermaßen interpretiert werden könnte: Der Waffenhändler-Konzern der Familie Fauchard ist waffentechnisch den Mächten, die er in den Krieg schickt (!), schon weit überlegen und besitzt die Technologie, die für die Deutschen Monate später so wichtig werden wird, schon vor Kriegsausbruch. Wenn man sich allerdings die obige Information aus der Realität anschaut, hält die Romanbehauptung der Realität nicht stand. Man überlege sich: wenn die Fauchards (lies: die Franzo­sen) dergestalt überlegene Technik schon besessen hätten, wie hätten die Deut­schen dann acht Monate lang die Luftüberlegenheit erkämpfen können? Die Franzosen hätten mühelos nachziehen können. Aber Cussler und Kemprecos könnten natürlich argumentieren: ohne diese Technik wäre doch der schöne Luftkampf am Anfang des Romans nicht möglich gewesen. Stimmt. Und genau deshalb wird dieses Faktum auch notwendig entlarvend sein.

Dann möchte ich noch kurz auf die „lange“ Handlungslinie des Romans hinwei­sen, die ein bisschen gezwungen wirkt: Dass es antike Handelsrouten zwischen den Mittelmeerländern und etwa der Nordsee, England und Schottland gab, ist historisch nachgewiesen, dazu bedurfte es nicht des namenlosen Toten auf dem Ötztaler Joch. Es gibt zahlreiche Metall- und sonstige Funde, die durch Isotopenanalyse eindeutig zeigen, dass sie aus dem nordeuropäischen Raum stammen, es hat auch unbestreitbar kulturellen Transfer gegeben, etwa zur Zeit der Megalithbauer mehrere tausend Jahre vor Christus. Infolgedessen ist es absolut nahe liegend, anzunehmen, dass solche Handelsrouten Stützpunkte besessen haben, die bis heute vielleicht nur noch nicht aufgefunden wurden.

Wenn man sich zudem die Pfahlbausiedlungen am Bodensee oder in Schweizer Gewässern ansieht, ist elementar, dass diese Region zur fraglichen Zeit wohl als gut besiedelt betrachtet werden kann. Es gab gut etablierte Dorfgemeinschaf­ten und weit gespannte, überregionale Handelsnetze. Ob diese aber, wie im Ro­man suggeriert, von der minoischen Kultur ausgingen, kann durchaus bezwei­felt werden. Kontakte in den minoischen Raum, d. h. nach Kreta, bestanden al­lerdings ziemlich sicher, das kann man aus Quellen des Mittelmeerraumes, na­mentlich aus Ägypten und Kleinasien, deutlich erkennen.

Ein wenig gezwungen wirkt dann, dass sowohl die Expedition in den Lac du Dor­meur eine solche Verbindung nachweist als auch die Familiengeschichte der Fauchards in diese Richtung weist. Racine Fauchard, die Regentin des Fauchard-Clans (der übrigens verblüffend klein für einen Clan ist, das ist m. E. ein definiti­ver Nachteil des Romans, der Clan wirkt unglaubwürdig, und die Verbindung mit Edgar Allan Poe (!) ist dann sowohl bizarr wie amüsant, und dies bis zum Schluss… nein, das Geheimnis soll nicht vorweggenommen werden, das wäre nicht klug), führt ihre Familienlinie nämlich dann ausgerechnet auf die alten Mi­noer zurück, die – dem Roman zufolge – durch die Explosion des Vulkans der In­sel Santorin untergegangen sein sollen.

Letzteres ist leider dann wieder das Referieren veralteten Wissens. Die These, dass der Ausbruch des Vulkans auf der Insel Santorin/Thera im Bereich der Ky­kladen die minoische Kultur insbesondere auf Kreta zum Zusammenbruch brachte, ist indes nicht mehr aktuell. Heute gehen Forscher davon aus, dass etwa Tsunami-Wellen, die der Ausbruch zweifellos auslöste, von der Insel Dia vor der Nordostküste Kretas abgelenkt wurden, Aschenregen habe Kreta weit­gehend verschont.4 So reizvoll und offenkundig nahe liegend also die Vermu­tung auch sein dürfte, die Paläste von Knossos usw. auf Kreta seien durch den Ausbruch des Vulkans von Santorin um 1500 vor Christus zerstört worden, so unzutreffend ist das doch mit hoher Wahrscheinlichkeit.

Was zweifelsohne näher an die Wirklichkeit herankommt, ist eine langfristige klimatische Störung, die die Eruption auslöste, was wirtschaftliche Probleme der Region verschärfte und den mykenischen Invasoren, die schon das griechi­sche Festland eroberten, eine Möglichkeit bot, nach Kreta überzusetzen und ih­ren Eroberungszug hier fortzusetzen. Dies ist die wesentlich plausiblere Begrün­dung für den Niedergang des minoischen Reiches. Aber solche Langzeit-Begrün­dungen sind natürlich für Abenteuer-Autoren, die namentlich für den amerika­nischen Markt schreiben, zu komplex und zu „unspannend“, als dass sie als plakative Erklärung herangezogen werden könnten. Cussler & Co. erweisen sich hier manchmal als Anhänger ausgesprochener Kurzschluss-Gedanken.

Gleichwohl, dies alles sind natürlich kritische Anmerkungen, die jemand macht, der die Geschichte an sich zu seinem Arbeitsfeld gemacht hat, und die meisten Leser des Romans werden von derlei Gedanken eher nicht tangiert werden. Für sie gilt: das Buch ist spannendes Lesefutter, sehr unterhaltsam und an vielen Stellen zudem ausgesprochen witzig. Ich sage dazu nur: auf ins Vergnügen!

© 2012 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche wird es dann wieder magisch, wenn ich mich an die­ser Stelle um den sechsten Teil der Harry Potter-Serie kümmere. Aber langwei­lig wird’s dabei gewiss nicht, wie ihr euch vorstellen könnt.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Man sollte sich natürlich sowohl vom deutschen wie vom amerikanischen Titel nicht irreführen lassen. So­wohl „Lost City“ irritierte mich als Leser ein wenig, weil das nur einen recht kleinen Teil der Handlung aus­macht, die „Killeralgen“, die dann der Verlag als Titel wählte, entsprechen noch weniger dem hauptsächli­chen Romaninhalt, und das Titelfoto ist ohnehin ganz irreführend, wie so oft.

2 Dass er dabei an „Millionen Tote“ denkt, ist übrigens absurd. Kriege waren damals nicht so dimensioniert, dass man in solchen Größenordnungen dachte. Die „Vorlagen“ für künftige europäische Kriege waren der deutsch-französische Krieg von 1870/71 oder die Balkan-Kriege aus den ersten 14 Jahren des 20. Jahr­hunderts, eventuell auch noch der Amerikanische Bürgerkrieg und der Krim-Krieg aus den 1850er-Jahren. In keinem dieser Konflikte wurde die Millionengrenze an Verlusten auch nur näherungsweise erreicht. Und so­wohl die deutsche wie die französische Seite rechneten anfangs nicht mit einem Krieg, der wesentlich länger als 4 Wochen dauern würde, womit sie klar 1870/71 als „Blaupause“ benutzten. Wenn die Autoren (oder der Übersetzer) an den „Millionen Toten“ festhielten, argumentierten sie damit klar aus der Gegenwart her­aus vor der Hintergrundfolie des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Das geht so natürlich seriös nicht.

3 Vgl. dazu Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003, Artikel „Luftkrieg“ von Wolfgang Schmidt, S. 689.

4 Vgl. dazu Walter L. Friedrich: „Feuer im Meer. Der Santorin-Vulkan, seine Naturgeschichte und die Atlantis-Legende“, München 2004.

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