Liebe Freunde des OSM,
besonders in der Frühzeit meines Schreibens – und darunter rechne ich die Jahre zwischen etwa 1975, wo ich meine ersten zaghaften (und leider nicht erhaltenen) Schreibgehversuche machte, und etwa 1990 – hatten meine Gedichte bisweilen eine kryptische, seltsam selbstreflexive Ausdrucksform. Das heute vorgestellte würde man wohl kaum unter „OSM in Gedichtform“ reihen, weil im Grunde alles fehlt, was dafür relevant ist.
Es werden keine fremdartigen Namen erwähnt, keine historischen Zusammenhänge, stattdessen hat es mehr eine Art psychoanalytischen Touch, der sehr stark um mein damaliges Ego kreist. Heutzutage ist das nicht mehr so mein Ding, aber damals befand ich mich eben, als mentaler Spätentwickler, in einer schwierigen emotionalen Situation. Was ich unten über die gescheiterten Liebesbeziehungen andeute, hat mich damals schwer mitgenommen.
Hinzu kam die Tatsache, dass ich gerade mit meinem Zivildienst begonnen hatte, der mich auch sonst aus dem Gleichgewicht brachte. Und dann war da eben der Gedanke der bezwingenden Realität meiner OSM-Bilderflows, die mich in unglaublicher Weise mitrissen und mir tatsächlich die Vorstellung einflüsterten, ich sei gewissermaßen das Medium für Gedanken aus dem Jenseits oder anderen Universen.
Das alles liest sich dann im damaligen Duktus folgendermaßen:
Große Träume
Gedicht von Uwe Lammers
Einst stieg ich aus dem Boot ans Ufer,
eins von jener sandigen Art,
die keinen Grund haben,
kein Gehen ermöglichen.
Ich fiel und lernte laufen,
baute Burgen aus Sand,
klein und unscheinbar,
doch langsam wurde ich größer und sie auch.
Da wanderte ich hinein in ein fremdes Land,
ich entdeckte Städte und neue Gesichter,
schöne und hässliche, freundliche und böse,
ich fand das, was man Leben nennt.
Und das Leben war hart und grausam,
es geißelte mich und meinen Geist,
denn man hatte erkannt, dass ich anders war,
dass ich nicht in diese Welt passte.
So passte ich mich denn an – äußerlich,
denn im Innern blieb ich derselbe,
ein ungekrönter König mit großen Träumen,
Fürst im Reich der tausend Wahrscheinlichkeiten.
Als ich weiterzog in einen anderen Bereich,
da fand ich, was ich suchte –
zumindest glaubte ich es –
mein kreatives Paradies.
Zu Beginn stimmte das auch,
nur merkte ich leider bald genug,
dass auch das Paradies seine Tücken hat,
meine Ansprüche waren gestiegen.
So lernte ich Leute kennen und Landschaften,
Freunde in nah und fern und fremden Landen,
ich lernte es, meinen Geist zu entfernen
in fremde Regionen des Raumes.
Und in mir reifte ein Entschluss,
in mir, dem Befehlsempfänger,
der Gedanken aus dem Jenseits erhielt
oder aus anderen Universen.
Ich lernte die Liebe kennen
und wurde von ihr verraten, doppelt und dreifach,
aber nun sagte ich mir ernsthaft,
dass ich vernünftig werden sollte.
Die großen Träume waren zu groß,
der Fall zu tief,
der Schmerz scharf und stechend,
aber es gab kein Ende.
So träume ich weiter, unfähig zu verhindern,
weiterhin große Träume. Und weiterhin
falle ich auch, immerwährend.
Ewig vielleicht…
ENDE
© 1989 by Uwe Lammers
Gifhorn, den 10. Januar 1989
In diesen zwölf Strophen, die für sich genommen eigentlich banal klingen, ist doch einiges interessant „verschlüsselt“. Dass ich gewissermaßen bescheiden anfing, ist durch die Blume ein Verweis auf die „Gedankenspiele“ mit meinem Bruder in der Mitte der 70er Jahre (Strophe 2). Die Strophe 4 ist eine Assoziation auf meine Sozialisierungsprobleme im Wolfsburg der frühen 80er Jahre, wo ich mit dem Schreiben des Oki Stanwer Mythos begann und darob von meinen damaligen Mitschülern eher verspottet und gehänselt wurde. Was zu verstärkter Abkapselung führte.
Strophe 5 thematisiert meine Innenwendung, die dazu führte, dass ich nach außen still und ruhig und unscheinbar wurde, wohingegen auf dem Papier die Weltentwürfe, in erster Linie der OSM, immer größer wucherten und stetig komplexer wurden. In der 6. Strophe wird es nicht mit Namen genannt, aber dieses kreative Paradies ist definitiv zu jener Zeit der Oki Stanwer Mythos, der immer vielfältiger und farbenprächtiger heranwuchs.
Die „Tücken“ in Strophe 7 deuten dann schon auf die Zeit in und nach der Gifhorner Realschule, als ich zwischen 1984 und 1987 zu realisieren begann, dass es nicht so einfach sein würde, meine OSM-Geschichten für eine professionelle Veröffentlichung aufzubereiten. Das spürte ich damals deutlich bei meinen holprigen Gehversuchen im Heftromanschreiben. Klappte gar nicht.
Bald danach probierte ich dann, ob ich in Form des Romans „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ den KONFLIKT 13 des OSM, „Oki Stanwer Horror“ (1982-1985) als Roman adaptieren könnte. Heute weiß ich, dass meine damals noch sehr intensiv und energisch betriebene Arbeit daran qualitativ doch eher bescheidenes Format erreichte. Die Ernüchterung, die ich also in Strophe 7 andeute, hatten absolut Hand und Fuß, nur war mir natürlich 1989 bei Niederschrift dieses Gedichts überhaupt nicht klar, wie wenig ich von meinen eigentlichen Schreibproblemen bis dahin gesehen hatte.
Der Schluss des Gedichts zeigt dann relativ ernüchtert, wie ich zwar realisierte, dass die Qualität des von mir Geschriebenen noch lange nicht auch nur in die Nähe des Professionellen gelangen würde… aber zugleich signalisiert sie meine ungebrochene Zuversicht, dem einmal eingeschlagenen Weg weiterhin zu folgen.
Stur? Ja, natürlich. Aber es heißt nicht, dass ich nicht lernfähig war oder bin. Bin ich durchaus. Ich bin halt nur recht langsam in meinen Fortschritten. Doch wie im obigen Gedicht ausgedrückt – grundsätzlich lebt in mir immer noch die Überzeugung, dass die „großen Träume“ es wert sind, nicht nur niedergeschrieben und ausgefeilt zu werden, sondern dass sie es auch verdienen, einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt zu werden.
Nichts Geringeres tue ich mit meinen E-Books und meinen Blogartikeln.
In der kommenden Woche spreche ich im Rahmen der Rubrik „Logbuch des Autors“ über ein brandaktuelles kreatives Thema, das mich derzeit umtreibt. Es hat mit einer wunderbaren Entwicklung im Bereich des KONFLIKTS 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) zu tun. Näheres dazu in sieben Tagen an dieser Stelle.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.
PS: Sorry übrigens, dass oben die Stropheneinteilung nicht funktioniert … habe es versucht, alle 4 Zeilen wie üblich eine Leerzeile einzufügen, aber sie werden einfach nicht abgebildet.