Liebe Freunde des OSM,
ja, das Jahr 2017 ist für mein E-Book-Programm und eure konstante Versorgung mit interessantem Lesenachschub aus dem Oki Stanwer Mythos prekär, das ist mir bewusst. Und ich kann wirklich jeden einzelnen von euch verstehen, der mit inzwischen aufgerollten Zehennägeln und dauernd wund gekauten Fingernägeln sehnsüchtig darauf wartet, dass die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) fortgesetzt wird.
„Was macht der Kerl denn bloß, wenn er nicht an dieser Serie schreibt?“, mögt ihr euch ein ums andere Mal gefragt haben. Ich gebe zu, ich habe eine Menge Erklärungen für dieses Publikationsloch, als das ich es selbst empfinde, in den zurückliegenden zwölf Monaten bemüht. Manches davon ist absolut nachvollziehbar, alles ist unbedingt authentisch und wahr.
Aber…
„Ah, jetzt kommt er aus der Deckung! Es gibt also noch einen Grund!“
Nun ja, ja… sogar mehrere. Rollen wir die bislang gebrachten mal im Schnelltempo ab, ehe ich zum heutigen Punkt komme: Bisherige Erklärungen thematisierten
a) meine erratische, intuitive Kreativität;
b) meine sehr starke anderweitige Beanspruchung durch meine berufliche Tätigkeit;
c) den Archipel, das tropisch-sinnliche Gegen-Universum zum OSM;
d) technische Pannen.
Diese Erklärungen waren, wie gesagt, alle stichhaltig. Aber es ist wie in jeder guten Geschichte, wenn man Teile fürs Ganze ausgibt… ich fühlte mich dabei nie vollkommen aufrichtig, weil ich zwei wesentliche Gründe außen vor ließ. Zum ersten sage ich heute was, zum zweiten in der kommenden Woche unter Teil 2 dieses Doppelartikels.
Was ich bislang nur sehr stiefmütterlich behandelt habe, war das Thema „Streaming“ als Ablenkungsfaktor meiner Kreativität. Dazu ein historischer Exkurs, ehe ich ins Detail gehe:
Mein erster Besuch auf dem Streaming-Portal bs.to erfolgte am 1. Januar 2015, und er diente dazu, eine Erinnerung aufzufrischen, die für meine Kreativität sehr wichtig war. Es handelte sich um die Zeichentrickfilmserie „Captain Future“, die dort angeschaut werden konnte. Ich wusste, dass diese Serie in meiner Kindheit, als ich noch in Wolfsburg lebte und im Bannkreis von „Krieg der Sterne“ und Comicserien, die ich eher zufällig auf dem Flohmarkt heftweise erstand, wenn ich gerade mal ein paar Groschen Geld besaß, dass also diese Serie mir wichtige Impulse vermittelt hatte, die auch in die „Gedankenspiele“ mit meinem Bruder einflossen und damit zur ursprünglichen Formierung des nachmaligen Oki Stanwer Mythos beitrugen.
Zu behaupten, ich hätte diese Auffrischung via Streaming nicht genossen, wäre glatt gelogen. Natürlich sehe ich heute die zahllosen Schwächen dieser Filmversion von Edmond Hamiltons SF-Klassiker… aber die Aktivierung romantischer Kindheitserinnerungen war dennoch ein schönes Erlebnis.
In der Folge fahndete ich auf bs.to nach weiteren Serien, an die ich mich erinnerte. So fand ich mich alsbald bei den „Sliders“ ein, dann bei „Star Trek Next Generation“, und sogar eine „Transformers“-Animationsserie tat es mir an. Und zu meiner Überraschung gab es sogar eine „Avengers“-Animationsserie. Hinzu kamen Folgen der alten „Time Tunnel“-Serie, die ich immer nur in Auszügen gesehen hatte.
Ich fand das sehr anregend, und das kann kaum jemanden überraschen.
2015 war das unproblematisch – ich war auf Arbeitssuche, arbeitete an meinen E-Books, bereitete Lesungen vor.
Ernster wurde es, als ich mit dem 14. März 2015 auf die Serie „Marvels Agents of S.H.I.E.L.D.“ (Staffel 1) traf. Da ich generell in den Folgejahren stärker in den Marvel-Serienkosmos eindrang, bildete das Streaming-Portal eine stete Verlockung. Später kamen noch Serien wie „Agent Carter“ hinzu, in jüngster Vergangenheit „Stan Lee’s Lucky Man“. Wovon ich mich damals noch tunlichst fernhielt, wiewohl die Serien schon existierten, das war das DC-Universum.
Überrascht das? Das sollte es nicht. Ich hatte im Kino diverse DC-Filme schon gesehen und war davon nicht annähernd so fasziniert wie von den Marvel-Verfilmungen. Das lag schlicht daran, dass ich das dumpfe Gefühl hatte, dort würde weniger auf langfristige Vernetzung gesetzt, sondern mehr auf kleinteiliges Beziehungshickhack… darauf stand ich nicht so sehr.
Stattdessen stolperte ich via Streaming in die „Sherlock“-Serie mit Benedict Cumberbatch (April 2015), über die „Clone Wars“ und, sehr zögernd indes, über die Verfilmung von Diana Gabaldons Highland-Serie „Outlander“ (ab Ende Juni 2015). Und ebenso zögerlich wagte ich mich an einen der modernen Fantasy-Klassiker, nämlich „Game of Thrones“ (Mitte Juli 2015).
„Bob Morane“ gefiel mir ausnehmend gut (August 2015)… und im September 2015 wagte ich mich dann an einen Riesenblock von Filmen, die damals noch zum Streaming bereit standen (heutzutage ist das für die frühen Staffeln leider nur noch sehr eingeschränkt möglich) – an „Doctor Who“, startend mit „An unearthly child“.
Glaubt mir, Freunde, damit war ich dann wirklich gründlich abgelenkt, zumal ich dann am 7. November nachdem ich schon Dutzende der alten Episoden der Serie hinter mir hatte und mich mitten in der Staffel 2 befand, endlich der Ansicht war, ich könne es wagen, die neue Doctor Who-Serie anzugehen. Mir war natürlich bewusst, dass ich ohne den schwarzweißen „Vorlauf“ nur Bahnhof verstanden hätte. So war es denn auch.
Aber sowohl Rose Tyler als der mürrische neue „Doktor“ wuchsen mir rasch ans Herz. Dasselbe galt für John Barrowman alias Captain Jack Harkness, zu dem ich am 11. Dezember 2015 in meine Unterlagen notierte: „Dass hingegen der Charakter des Captain Jack Harkness, aufgetaucht in Episode 1/9 Neu, wiederbelebt wurde & dann in der Ausgründungsserie „Torchwood“ (Anagramm für Doctor Who!) zur Hauptperson wurde, das überrascht mich kaum. Er machte eine echt gute Figur & ich fand es schade, ihn effektiv schon nach 2 Tagen (!) zu verlieren.“
Das bezieht sich natürlich darauf, dass ich die entsprechenden DWN-Episoden am 10. und 11. Dezember 2015 hintereinander anschaute, sieben am Stück gewissermaßen.
Natürlich war ich zu früh betrübt… aber mal ernsthaft, ich konnte nicht ahnen, dass Barrowman zwischenzeitlich zu DC übergegangen war, um in der „Arrow“-Serie den sinistren Malcolm Merlyn zu mimen. Das entdeckte ich, Hand aufs Herz, dann tatsächlich erst im Frühjahr 2017.
Die Sehnsucht nach Barrowman hielt mich natürlich nicht lange von „Torchwood“ fern. Das Torchwood-Streaming-Abenteuer begann bereits am 22. Dezember 2015. Bis dahin war ich bei der neuen Doctor Who-Serie schon weit in Staffel 3 vorgedrungen, und es keimte in mir mehr und mehr der Wunsch, diese Filme als Videos im Regal stehen zu haben, um diesbezüglich nicht mehr aufs – damals ziemlich ruckelnde – Abspieltempo angewiesen zu sein.
Im Frühjahr 2016 gab es auch noch Zugang zu den alten „Terra-X“-Dokumentationen (heute aktuell nicht mehr), von denen ich mir einige zu Gemüte führte. Parallel wirkte sich dann außerdem schon das aus, was ich oben unter Punkt b) angeführt hatte – ab Oktober 2015 war ich ins „Biofakte“-Projekt involviert, zunächst nur auf geringer Stundenbasis, aber ab Anfang März 2016 dann einigermaßen überraschend auf Vollzeitbasis.
Mein Streaming-Konsum ging daraufhin deutlich zurück. Aber ich steckte in der zweiten „Torchwood“-Staffel, in der 7. Staffel „Doctor Who Neu“ und in der fünften alten DW-Staffel… es gab also weiterhin genug Ablenkung, von aktuellen Kinofilmen mal ganz zu schweigen.
Die Fusion der obigen Ablenkungen, verbunden mit dem Streaming-Konsum führte dann dazu, dass ich ein neues Muster des Abends entwickelte, das mir früher fremd gewesen wäre – wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag zu ermattet war fürs Schreiben von Briefen oder Geschichten, zog ich mich gern hinter meinen Laptop zurück und versank für ein oder zwei Stunden in Streaming-Episoden.
Da das Angebot immer breiter wurde – es kommen permanent neue Serien und Staffeln vorhandener Serien hinzu – , kann man nicht einmal sagen, dass diese Form der Ablenkung vom Schreiben geringer wird. Ich würde eher das Gegenteil konstatieren. Das hat primär damit zu tun, dass ich jetzt anno 2017 auch den DC-Serienkosmos mit „Arrow“, „Flash“, „Supergirl“ und „Legends of Tomorrow“ entdeckt habe.
Hier beging ich einen klassischen Fehler, an dem ich immer noch laboriere und den ich erst nach Monaten in seiner Dimension richtig begriff: Ich fing mit der falschen Serie an, nämlich mit den „Legends“ ab dem 10. September 2016. Da konnten mir die Personen natürlich durch die Bank nichts sagen, und ich verstand die Explosivität der Personenwahl durch „Rip Hunter“ (Arthur Darvill) beim besten Willen nicht… wie hätte ich das begreifen sollen? Ich war völlig geplättet durch die Tatsache, den vormaligen Rory Williams – einen der Begleiter des modernen „Doctor Who“ hier als Zeitreisenden in einem Parallelkosmos zu erleben.
Die Vorgeschichte von Sara Lance, Mick Rory, Ray Palmer usw. war mir unbekannt, weil ich die Serien „The Flash“ und „Arrow“ eben nicht gesehen hatte. So blieben mir auch diverse Antipathien und Feindschaften völlig verschlossen. Aber das Zeitreise-Sujet gefiel mir… auch wenn ich heute der Auffassung bin, dass dem Topos sowohl hier als auch in der „Flash“-Serie massiv Gewalt angetan wird.
Heutzutage, um zur Gegenwart zu kommen und dem, was mich via Streaming heutzutage gelegentlich vom Schreiben ablenkt, schaue ich nach und nach die 4. „Arrow“-Staffel, die dritte „Flash“-Staffel und die 4. Staffel von „Agents of S.H.I.E.L.D.“. Ich bin zwar versuchsweise in der zweiten „Legends“-Staffel unterwegs, spüre aber deutlich, dass mir hier noch Background aus den eben genannten Serien fehlt, um da sattelfest zu sein. „Stan Lee’s Lucky Man“ reizt mich weiterhin (bislang habe ich nur die Pilotepisode gesehen), bei „Supergirl“ pausiere ich auch in der zweiten Staffel und warte derweil auf die Synchronisierung der 10. DWN-Staffel.
Was mich für diese Art der Unterhaltung vermutlich konditioniert hat, liegt in der tiefen Vergangenheit vergraben, aber das ist kein Geheimnis: Ich war ja über 20 Jahre lang intensiver Heftromanleser. Die Neigung zum seriellen Erzählen, die solchen Serien inhärent ist, drückt sich unübersehbar auch im Oki Stanwer Mythos aus. Und komplexe Serien – wie im aktuellen DC-Universum, das ja interessanterweise aus miteinander verknüpften Parallelwelten besteht, was letzten Endes wohl auch eine Verbindung mit dem Marvel-Kosmos möglich machen wird – , die haben mich immer schon gereizt.
Es kann also nicht wirklich überraschen, dass ich so tief in diesen Streaming-Serienkosmos eingedrungen bin und mich darin so wohl fühle. Dass sich das zugleich nachteilig auf meine eigenen Geschichtenideen auswirkt, wenn ich gedanklich an den Streaming-Handlungssträngen weiter tüftele, ist hingegen leider auch eine Tatsache.
Das Streaming lenkt mich also ab und stellt, wie im Titel zu sehen ist, durchaus einen Rivalen um meine Aufmerksamkeit dar. Zweifellos wird vom Streaming irgendwann auch mal eine Kaskade von neuen Inspirationen ausgehen. Aber gegenwärtig ist das noch nicht der Fall… die Verfügbarkeit dieser Filme bewirkt mehr so etwas wie eine örtliche Betäubung meines kreativen Nervs.
Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das in der näheren Zukunft ändern wird. Der heutige Tag etwa, an dem ich schon zwei Rezensionen und zwei Folgen des OSM-Romans „Die Alte Armee“ geschrieben habe – von diesem Blogartikel ganz zu schweigen – berechtigt doch zu positiven Annahmen für die Zukunft.
Drückt mir mal die Daumen, dass ich mir ein dickes Fell wachsen lassen kann, um gegenüber der Streaming-Verlockung nicht mehr gar so nachgiebig zu sein.
In der kommenden Woche stelle ich euch den zweiten Rivalen um meine Aufmerksamkeit vor… und auch da werdet ihr sagen, dass ihr das total verstehen könnt und ich dagegen eigentlich rein gar nichts tun kann.
„Ist das so? Wovon redet der Kerl denn da jetzt bloß?“ Das erfahrt ihr in einer Woche an dieser Stelle.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.