Liebe Freunde des OSM,
lange, lange ist es her, dass ich euch mit dieser Rubrik unterhalten habe? Ja, fürwahr lange ist das her, das letzte Mal kümmerte ich mich am 4. Juni um das Thema des OSM-Gedichts, das liegt also ein munteres halbes Jahr zurück. Wir bleiben im Jahr 1987, und diesmal, muss ich sagen, ist der Anklang an den OSM doch nur ein sehr vager, der mich bei der Abschrift Jahre später selbst überrascht hat.
Schaut euch das am besten mal selbst an, mir will scheinen, das wird ein recht kurzer Beitrag heute:
Bitter Sun
Gedicht von Uwe Lammers
Im Schein der rötlich gelben Sonne
erstarren Magmagluten zu schwarzem Stein
stürzen die Wälle der Ewigkeit,
Gestalt gewordener Finsternis Bastion.
Im schwindenden Licht der Sterne
verharren mächtige Gestalten ehrfürchtig,
brachen ein in das Revier des Todes,
ein Reich Gestalt gewordenen Grauens.
Im Flimmern der knisternden Brände
sieht man die Armeen marschieren,
voller Hoffnung und Mut,
der unsichtbaren Vernichtung entgegenschreitend.
Im Abgrund der dunklen Augen
finden schmerzerfüllte Seelen Schicksal,
das alles treibt und vorwärts drängt,
beseelt vom Drang zu wissen.
Und wie sie kommen,
so fallen sie auch,
nichts errettet sie.
Im Schein der rötlich gelben Sonne
stehen Monumente des Todes starr,
rostende Ketten hängen herab,
Waffen liegen hilflos verstreut.
Im schwindenden Licht der Sterne
liegt das Schlachtfeld leer und einsam,
niemand stört des Todes Schlaf,
in dem die Kämpfer sind.
Eine große Hand legt sich auf die Welt,
wissend, beherrschend und erdrückend.
Und die Hand ist schwarz wie die Nacht,
böse wie der Tod.
Schwarze Zinnen erheben sich bald,
überragen Hügel und Täler.
Stadtanlagen breiten sich aus,
Banner werden gehisst.
Niemand versteht das Banner,
schwarze Sonne auf rotem Grund,
zweiunddreißig Strahlen verschleudernd,
die das Zeichen des Bösen sind.
So schaut die bittere Sonne hinab,
auf die Ebenen der Welt,
wo einst ihr Leben wohnte
und nun nur Tod und Feindschaft herrscht.
Das Schicksal ist hart.
Bittere Sonne.
ENDE
© 1987 by Uwe Lammers
Gifhorn, den 27. Februar 1987
Abschrift: Braunschweig, den 30. Juni 2015
Gedicht Nr. 42
Anmerkung: Mit einiger Überraschung entdeckte ich heute bei der Abschrift, dass es sich im Kern um ein OSM-Gedicht handelt, denn die „zweiunddreißig Strahlen der Sonne“ sind ganz offensichtlich eine Anspielung an TOTAMS Sonne Granat sowie auf die 32 Dämonen von TOTAM. Auch die „schwarze Sonne“ passt durchaus dazu. Während ich anfangs noch annahm, dies sei ein Gedicht, das in meiner erfolglosen Schwärmerei für ein Gifhorner Mädchen entstanden ist, sieht das nun deutlich anders aus.
Tatsache ist, dass dieses Gedicht gerade mal eine runde Woche nach dem vorherigen entstand, also nach „Könige stolzen Hauptes“. Vielleicht erklärt sich die „Fantasylastigkeit“ dieser beiden Gedichte daraus, dass ich damals a) noch relativ viel Fantasy las, b) dass ich mich zu dieser Zeit noch relativ nah an meiner Marion Zimmer-Bradley-Phase befand und c) gerade in der Endphase eines voluminösen Fantasy-Roman steckte, den ich am 18. April 1987 vollenden sollte.
Ach, ich weiß, dass ihr Andeutungen nicht so toll findet… also schön, dann erzähle ich euch eben bei der Gelegenheit noch etwas mehr dazu:
„Die sieben Prüfungen“, so der Titel des gut 300 Seiten umfassenden Werkes, das ich damals sehr zu Recht als „BUCH“ einstufte, als das erste von zahlreichen, die noch folgen sollten im Laufe der kommenden 30 Jahre, handelte von Leben und Tod und brachte Gevatter Tod höchstselbst als Protagonist auf die Bühne des Schicksals. Der junge Prinz Corian entdeckte in der Todesstunde seines Vaters, dass der lange Frieden, der in seiner Heimat geherrscht hatte, auf einen Handel seines Vaters mit Gevatter Tod zurückzuführen war. Um diesen Frieden zu erneuern, galt es sieben Prüfungen zu bestehen, die ihn in verschiedenerlei Inkarnation und in diverse bizarre Welten führte.
Ausschlaggebend für die Gedankenführung war, so überraschend das heute klingen mag, eine deutsche Popgruppe namens ZARA-THUSTRA, deren Album „Ritter der neuen Zeit“ (das es offensichtlich nicht auf CD gibt, was ich sehr bedauerlich finde) mich massiv zu den Szenarien des Romans anregte. Stilistisch, da machen wir uns mal nichts vor, ist der Roman heutzutage zweifellos völlig altbacken und hölzern. Aber allein der schiere Umfang ist schon recht beeindruckend, wie ich sagen muss.
Nun, bis ihr dieses Werk, das bis heute nicht in digitaler Version vorliegt, mal zu Gesicht bekommen werdet, vergeht zweifellos noch eine Menge Zeit. Ihr wisst jetzt, dass es existiert und könnt weiterhin neugierig sein.
In der kommenden Woche steuere ich euch dann in bekanntere Gewässer zurück – in die Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ – und reise in die nähere Vergangenheit zurück. Ich würde sagen, es bleibt interessant… selbst wenn ich hier aktuell nur mit relativ kleinen Zwergen-Trippelschritten vorankomme, deutlich langsamer, als ich mir das ursprünglich vorstellte. Aber so ist eben die Welt: nie tut sie tatsächlich das, was wir wollen, sondern sie hat eben ihren ganz eigenen Kopf.
Also, lasst euch mal von den Worten der kommenden Woche überraschen.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.