Liebe Freunde des OSM,
üblicherweise erzähle ich in Blogartikeln davon, was in meiner kreativen Biografie in den zurückliegenden Jahren oder Jahrzehnten geschehen ist bzw. auch von aktuellen Projekten, legendären Orten des OSM oder Ähnlichem. Einmal im Monat erfolgt außerdem ein Einblick in die Arbeitsschritte des jeweils verstrichenen Monats. Auch ist es ja so, das sagte ich vielleicht schon gelegentlich mal, dass ich Tage, an denen ich nicht kreativ gewesen bin, als nutzlos verflossene Tage ansehe. Blogartikel, die in gewisser Weise natürlich auch Ausfluss von kreativen Denkprozessen sind, betrachte ich dabei zumeist als eine Form von „Heimspiel“. Sie zu verfassen, hat nicht dieselbe Qualität, als wenn ein eigenständiger Story-Gedankengang in meinem Geist aufblüht und sich mitunter recht stürmisch entwickelt.
Nun, es freut mich, sagen zu können, dass solche Tage die Regel sind und nicht die Ausnahmen. Von einer regelrechten „Schreibblockade“, von der zahlreiche prominente Autoren in Vergangenheit und Gegenwart berichtet haben, bin ich bislang glücklicherweise verschont geblieben. Meiner Überzeugung nach ist ein Mittel, sich gegen solche Blockaden zu immunisieren, darin zu finden, wenn man sich nicht starr und stur auf eine einzige Idee versteift, sondern stets mehrere „Eisen im Feuer“ hat.
Üblicherweise funktioniert das auch bei mir. Und es kommt sogar vor, gar nicht mal so selten, dass unmittelbar nach Abschluss größerer Schreibprojekte jählings völlig neue Ideen emporschießen und damit die jetzt freigewordene Stelle gewissermaßen in Windeseile wieder füllen. In meinen Augen ist das ein Zeichen dafür, dass unter der Oberfläche meiner Denkprozesse immerzu weitere Ideen im Stadium der „Latenz“ schlummern, die nur darauf warten, „erweckt“ zu werden.
Das hat freilich in den vergangenen Jahren zu einer Situation geführt, die zusammenhängt mit meiner Art des Schreibens. Auch das habe ich früher schon mal erwähnt – dass ich weniger ein strikt durchplanender Autor bin, sondern jemand, der der Phantasie die Zügel schießen lässt und sich intuitiv vom inneren Bilderstrom tragen und treiben lässt. Das hat den Nachteil, dass dieser Bilderstrom sehr häufig nur kurzlebig ist und mir lediglich Teile der Geschichtenhandlung enthüllt. Die Konsequenz daraus ist dann das Entstehen von zahlreichen Fragmenten, an denen ich z. T. jahrelang nicht weiterarbeite.
Inzwischen gibt es mehrere hundert solche Fragmente, und ich übertreibe wirklich nicht, wenn ich andeute, dass manche davon mehrere hundert Seiten Umfang haben, ohne fertig zu sein. Manchmal ist das schon sehr ermattend, zu sehen, wie viele Handlungsströme hier mittendrin stagniert sind… das gibt es auch bei Serienepisoden im Rahmen des Oki Stanwer Mythos (OSM). Erst jüngst beendete ich eine Episode, die ich im Jahre 2011 (!) begonnen hatte. So etwas kommt vor. Reden wir gar nicht erst von OSM-Serien, an denen ich z. T. schon seit fast 30 Jahren arbeite. Und wir reden hier von realen Jahren.
Das ist ein Aspekt, der zum titelgebenden „kreativen Stillstand“ führen kann. Ein zweiter ist arbeitstechnischer Natur. Wie allgemein bekannt ist, ist es noch eine Utopie, dass die Verkäufe der E-Books auch nur entfernt die Entstehungskosten decken. Von dem Traum, vom Schreiben selbst leben zu können, bin ich gefühlte Lichtjahre entfernt. Das hat zur Folge, dass ich natürlich auf eine tägliche Brotarbeit angewiesen bin und die meiste Zeit des Tages keine Möglichkeit habe, in phantastischen Denkbereichen kreativ zu sein.
In dieser Lage befinde ich mich derzeit, und so toll meine aktuelle Beschäftigung auch ist, so einschränkend wirkt sie auf meine kreativen Fähigkeiten. Ihr merkt das alle daran, dass die früher gleichsam metronomartige Regelmäßigkeit meiner E-Book-Erscheinungen gründlich durchbrochen wurde. Dabei müsste das E-Book-Programm hierunter nur bedingt leiden, denn die Geschichten, die gegenwärtig veröffentlicht werden, sind meistenteils schon mehr als zehn Jahre alt.
Nur… wer so denkt, denkt ein wenig kurzschrittig. Es ist nämlich folgendermaßen: bei den Episoden der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) und demnächst auch den Episoden des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) verhält es sich folgendermaßen: Die Episoden sind zwar schon vorhanden, aber eben in einem Zustand, der massive Ausbauten zwingend erforderlich macht. Da gilt es dann, sich vernachlässigter Charakterzeichnung anzunehmen. Da müssen Beschreibungen ergänzt werden, es sind Dialoge von Plattitüden zu befreien, einfallslose Formulierungen sind abzuwandeln und vieles andere mehr. Ihr wisst das aus meinem Blog – die OSM-Episoden wuchern dann leicht von bisher 15 Textseiten auf mehr als 70… und man erzähle niemandem, dass die Worte dann einfach so mühelos aus dem Nichts auf die Bildschirmseite respektive das weiße Blatt des Ausdrucks fallen. Das ist Nonsens. Das ist durchaus harte Gedankenarbeit.
Die ist, und das macht die Arbeit dann leichter, vergleichsweise unabhängig vom Gedankenstrom der Bilder, da die Bilder ja alle schon mal da waren und in den Episoden skizziert wurden… aber man braucht eben auch Energie, um dann die passenden modernen Formulierungen zu finden. Um Protagonisten zu mehr zu machen als nur zu schematischen Robotern voller Stereotypen (habe gerade wieder einen Leserkommentar bekommen, der z. T. sehr in diese Richtung ging… und nicht völlig zu Unrecht).
Wenn man wie ich also gewissermaßen von zwei Seiten unter Druck gesetzt wird, einmal von der überwältigenden Anzahl an Fragmenttexten, bei denen ich nicht wirklich sagen kann, an welchem ich nun als nächstes weiterschreiben könnte, zum anderen aber auch von der schieren Energie, die nach dem stundenlangen Tagewerk noch übrig ist, dann kommt es zu solchen unschönen Situationen wie denen in der Gegenwart.
Zum kreativen Stillstand.
Ah, ich vergaß noch einen dritten Aspekt, den ich womöglich erwähnen sollte. Das ist kein Dienstgeheimnis: Ich arbeite mit zwei Rechnern. Der, auf dem ich das hier niederschreibe, das ist mein Arbeits-Laptop, den ich jedes einzelne Mal, wenn ich ihn benutzen möchte, anzustöpseln habe. Das bedeutet, es ist ein gewisser Aufwand vonnöten, hiermit zu arbeiten. Der andere Rechner, auf dem ich meine längeren Geschichten schreibe und ebenso die E-Book-Texte (es schreibt sich einfach besser dort, das hat was mit der größeren Tastatur zu tun), ist fest installiert, kann aber nicht verwendet werden, solange ich am Laptop arbeite.
Einmal ist das eine Steckdosenproblematik, dann aber auch eine reine Platzfrage. Mein Schreibtisch ist vergleichsweise klein, und er wird vollständig überwuchert durch meine deckenhohe Myrte. Eine phantastische Pflanze, die ich sehr liebe, aber sie ist schon sehr Besitz ergreifend und raumfüllend.
Da ich mittels des Laptops auch ins Internet gehe, meine Homepage besuche und Mails verfasse, hat diese Konstellation zur Folge, dass mein kreativer Schreibprozess weitestgehend auf dem stationären Rechner stattfindet.
Ich habe in den letzten Tagen wirklich gar keine Möglichkeit gehabt, ihn zu aktivieren. Was im Umkehrschluss heißt: ich war nicht originär kreativ in diesen Tagen. Es waren verlorene Tage des kreativen Stillstands.
Ich würde das gern anders sehen, bin dazu aber außerstande.
Aktuell bin ich im Modus des kreativen Stillstands.
Das gefällt mir natürlich nicht. Ich möchte, dass die Worte so fließen wie beim Schreiben eines schönen Blogartikels. Aber das passiert nicht. Leider, muss ich konstatieren.
Der kreative Stillstand blockiert mich derzeit durchaus und verschiebt meinen Aufmerksamkeitsfokus in andere Bereiche, die passiver Natur sind: in den Bereich des Lesens wissenschaftlicher Artikel, in seltene Momente, wo ich Computer-Mah-Jongg spiele oder mich mit Filmen im Internet befasse.
Befriedigend im kreativen Sinn ist da wirklich etwas anderes.
Zwar hoffe ich, dass das eine Momentaufnahme in meinem Schreibleben ist, aber da wir natürlich nie sagen können, wie viel Zeit uns für das Ausdrücken kreativer Impulse noch bleibt und die Regale hier voller Ordner sind, in denen unveröffentlichte Episoden, Kurzgeschichten, Gedichte und Romane schlummern, die das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollen… nun, da könnt ihr sicherlich nachempfinden, dass mir der momentane kreative Stillstand absolut nicht zusagt.
Meiner Prognose nach wird sich der Wind mutmaßlich im Herbst 2017 wieder drehen. Bis dahin bleibt mir wenig anderes übrig, als auf gelegentliche freie Tage zu bauen, an denen es immer wieder mal zu flackernden Ausbrüchen kreativer Stimmungslagen kommt.
Das ist es im Grunde genommen, was mich bei der Stange hält und stabilisiert. Normalerweise nämlich ist es erforderlich, zur regulären wissenschaftlichen Arbeit eine Balance in Form einer gesunden Kreativität zu besitzen, jedenfalls bei mir verhält es sich so. Ist das nicht gegeben, leiden beide Seiten meines Lebens darunter. Meine Formulierungsfähigkeit lässt arg zu wünschen übrig, meine Konzentration dito, die Vergesslichkeit nimmt zu, Fehler häufen sich… und das ist keine schöne Situation.
Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass dieser kreative Stillstand temporärer Natur ist. Aber für den Moment, meine lieben Leser und Freunde, müssen wir uns alle mit dieser Lage arrangieren. Ich verspreche euch – ich tue mein Bestes, um euch dennoch vergleichsweise regelmäßig mit neuen Texten zu versorgen. Nur bei den E-Books kann das noch ein Weilchen dauern. Da habe ich euch um etwas Geduld zu bitten.
Ach ja, und einen versüßenden Tropfen gibt es bei allem Wermut dann doch: die Arbeiten an „Annalen 6: Mein Freund, der Totenkopf“ sind weitgehend abgeschlossen. Es geht also weiter…
In der nächsten Woche fahre ich mit der Darstellung meiner Kreativbiografie fort. Wir befinden uns dann im Juli des Jahres 2011.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.