Liebe Freunde des OSM,
heute reisen wir mal wieder weit zurück in meiner persönlichen Kreativbiografie, nämlich in das Jahr 1986. Damals arbeitete ich an mehreren Texten, die sich mit den Rittern vom Goldkristall und ihren Vorgesetzten, den so genannten Matrixkoordinatoren, im Oki Stanwer Mythos (OSM) befassten. Die einzige Geschichte, die dazu dann jemals fertig wurde, war „Fragment der Ewigkeit“, im gleichen Monat fertig gestellt wie das unten dargebotene Gedicht „Die Wärter-Reihe“.
Ich fragte mich damals, ob ich imstande wäre, schon herauszufinden, wer diese Matrixkoordinatoren wären und ab wann sie im OSM wirkten. Wie man sehen wird, habe ich mich damit ein wenig übernommen, allerdings wirklich nur ein wenig. Und nachdem dieser Text jetzt über 30 Jahre gewissermaßen „unter Verschluss“ war, ist es mir eine Freude, ihn euch zugänglich machen zu können – auch wenn ihr euer erstes „Date“ mit einem Matrixkoordinator dann erst im Verlauf des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) haben werdet… sicherlich aber noch nicht im Jahre 2017.
Wie im ersten Fall eines OSM-Gedichts möchte ich hierbei jeweils nach einer „Strophe“ ein wenig interpretieren und die Rätselhaftigkeiten des Textes entwirren, ehe ich fortfahre. Beginnen wir also:
Die Wärter-Reihe
1.
Einst war der Weltraum wüst und leer.
Doch diese Wüste war hell und licht,
grell und gnadenlos.
Als das erste Leben entstand, da waren sie,
die Bauer des kosmischen Schachs,
mit erschienen.
Und sie schlugen ihre Kämpfe.
Und sie verloren.
Erläuterung: Dies ist der Anfang des frühen KONFLIKTS des OSM. Die Welt ist noch ungeordnet, die Figuren auf dem Spielbrett des ewigen Krieges zwischen Hell und Dunkel nicht strukturiert, nicht wirklich in Erscheinung getreten. Mit den „Bauern“ sind in diesem Fall die Baumeister gemeint. Hier wird vage umrissen, warum es notwendig für die Sieben Lichtmächte war, eine neue Gruppe von Kämpfern auf das Schlachtfeld zu bringen. Eben die Matrixkoordinatoren.
2.
Einst war der Weltraum unkoordiniert und frei,
nichts band oder kontrollierte seine Wesen.
Aber in Freiheit und Anarchie gedieh das Böse.
So sah sich das Licht dazu gezwungen,
Wärter über den KONFLIKT einzusetzen.
Erläuterung: Dies ist eine interessante Bemäntelung der Tatsache, dass die konventionellen Mittel der KONFLIKT-Führung versagt hatten. Dass „in Freiheit und Anarchie“ das Böse gedeihen würde, ist so eine archaische Law-and-Order-Vorstellung, der ich heute nicht mehr anhänge. Wenn „Licht“ steht, lies: Sieben Lichtmächte + Baumeister.
3.
Sieben war die Zahl dieser Wärter,
denn Sieben war die Zahl des Lichts.
Sieben Lichtmächte gab es,
sieben Helfer des Lichts –
und SIEBEN SIEGEL.
Erläuterung: Wer hier einen Hauch von Zahlenmystik wittert, liegt durchaus richtig. Die Zahl 7 spielte in der Zeit eine wichtige Rolle, und taucht im OSM überall auf. Hier drückt sich das symptomatisch aus.
4.
Im 3. Leben, im 3. KONFLIKT,
da erschien der erste der Reihe.
Unerfahren noch und unbelastet,
doch er wurde bereits erwartet –
denn das Böse sah alles.
Sein Name war DER LENKER!
Erläuterung: Ebenso, wie der KONFLIKT 3 bislang noch nicht geschrieben worden ist, sondern bislang nur in vagen Umrissen existiert – ich denke, er wird zutage treten, wenn ich eine der gegenwärtig noch in Arbeit befindlichen Serien abgeschlossen habe, es kann also noch ein paar Jahre dauern – , ist der LENKER noch nicht aufgetaucht.
Nun… das muss ich dahingehend einschränken, dass ich, weil die Story „Fragment der Ewigkeit“, von der ich vorhin sprach, noch nicht digitalisiert habe, aktuell nicht völlig sicher bin, ob er dort nicht doch in Erscheinung tritt. Das scheint mir durchaus möglich. Allerdings dann nur eher kursorisch. Beizeiten lasse ich es euch wissen.
In dieser Strophe schimmert dann auch wieder dieses theatralische Pathos durch, das die frühen OSM-Gedichte so sehr durchtränkt. Heutzutage eher ein wenig unangenehm zu lesen, finde ich.
5.
Nur drei KONFLIKTE überlebte er,
dann wurde er eliminiert von jenen,
die seine Herren und Erschaffer waren –
vom LICHT!
Denn er war ein Denker, ein Suchender.
Und die Geheimnisse, denen er auf der Spur war,
sie gefährdeten das Inkognito.
Darum musste er verschwinden.
Erläuterung: Wir zählen mit – KONFLIKT 3, 4 und 5 als Handlungsorte des ersten Matrixkoordinators. Zum Ende hin (im ebenfalls noch ungeschriebenen KONFLIKT 5) scheint der LENKER eine tragische Figur zu werden. Inwiefern er im INSEL-Imperium des KONFLIKTS 4, also der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) persönlich auftritt, ist aktuell noch unklar.
6.
Schon im kommenden Universum war der Ersatz da,
der zweite der Siebener-Reihe.
Sein Name war DER GÖTZE.
Er war eitel, zugleich aber gerissen
und teuflisch schlau.
Oft überlistete er das Böse,
schuf titanische Bastionen des Guten.
Erläuterung: Und hier haben wir dann den ersten Matrixkoordinator, der mir wirklich vertraut ist. Der GÖTZE ist ein undurchschaubares Wesen. Soweit ich mich recht erinnere, ist er in den KONFLIKTEN 6-11 aktiv, also wirklich eine enorme Zeitspanne innerhalb des OSM. Würde er diese Zeitspanne tatsächlich vollständig bewusst leben, würde er rund 30 Milliarden Handlungsjahre alt sein. Das hält natürlich kein Lebewesen aus, und die weitaus meiste Zeit dieser Spanne befindet er sich im Tiefschlaf. Aber er erlebt und formt so interessante Sternenreiche wie das erste Stellarimperium der irdischen Menschheit (KONFLIKT 8, noch ungeschrieben), das okische Imperium in KONFLIKT 9 (Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO), das schließlich zwei Galaxien umspannt, und das All-Hüter-Reich im noch ungeschriebenen KONFLIKT 10. Was genau im KONFLIKT 11 geschieht, ist unklar. Sicher ist nur, dass er in diesem Universum den Tod findet. Die Umstände seines Todes sind aktuell nebelhaft.
Mit den „titanischen Bastionen des Guten“ spielte ich auf die Sternenreiche der Okis und der All-Hüter in den KONFLIKTEN 9 und 10 an, die mir bekannt waren, mehrheitlich aus den „Gedankenspielen“ mit meinem Bruder. Die meisten der damaligen Geschichten spielten in KONFLIKT 9.
7.
Doch je länger er existierte,
desto mehr spürte er den Krebs in sich,
jenes Symptom, das ihn zersetzte,
es wurde immer schlimmer.
Und es lag nicht am BÖSEN selbst,
sondern am Universum, das er nicht ändern konnte.
Letztlich zerbrach er daran und siechte dahin.
Erläuterung: Wie oben kurz angedeutet, dies ist der unklare Tod des GÖTZEN in KONFLIKT 11. Er scheint, wie sein Vorgänger, je älter er wurde, desto grüblerischer veranlagt gewesen zu sein.
Für die Lichtmächte war das ein Grund, seinen Nachfolger anders zu strukturieren.
8.
Für ihn kam der dritte der langen Reihe.
Er war der WÄCHTER.
Die Lichtmächte hatten ihn gerüstet,
damit ihn nicht das Schicksal des Vorgängers ereilte.
Aber wer konnte schon die Universen berechnen?
Er war gezwungen, eine Marionette zu werden,
und er wurde missbraucht.
Das ertrug auch sein Geist nicht.
Und das BÖSE vernichtete den WÄCHTER.
Erläuterung: Es klingt wirklich kurios, aber über den WÄCHTER weiß ich mit Abstand am meisten, dennoch wird er hier sehr kurz abgehandelt. Das hatte organisatorische Gründe – mir schien das Gedicht schon unheimlich lang, und ich wollte allmählich zum Ende kommen. Das ist natürlich eine fatale Einstellung.
Der WÄCHTER trat auf in KONFLIKT 12, also der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, die 1993 abgeschlossen wurde. Er agierte weiter in KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH), an der ich von 1982-1985 geschrieben hatte. Hier kommt die dyschrone Schreibform des OSM zum Tragen. Sobald alle Serien abgeschrieben und digitalisiert sind und ich sie in der richtigen chronologischen Reihenfolge publizieren kann, werden eine Menge Passagen synchronisiert werden müssen.
Anschließend jedenfalls wirkte der WÄCHTER dann in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), die ich von 1983-1988 verfasste. Und seinen oben nur angedeuteten Tod fand er, völlig desillusioniert und verbittert, in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (OS), in der Serie also, mit der ich den schriftlichen OSM zwischen 1981 und 1984 begonnen hatte. Ihr seht also – ich kannte sein gesamtes Leben und hatte es gewissermaßen „von hinten aufgezäumt“. Und dennoch kam er hier nur kursorisch weg. Eigentlich ein unfaires Vorgehen. Sehe ich ganz genauso.
9.
Nach ihm erschien der LEUCHTENDE,
der vierte in der Reihe.
Er war gefeit gegen die Flüche der Matrix,
er war immun gegen die Degeneration –
GLAUBTE ER!
Doch es war ein Irrglaube.
Die Lichtmächte vermochten nicht zu schützen,
sie konnten nur zerstören.
Erläuterung: Auch hier haben wir wieder Theatralik – die „Flüche der Matrix“ sind etwas, was ich an dieser Stelle mangels eures Vorwissens schlecht ausführen kann, aber der Begriff der „Degeneration“, der euch im OSM noch öfter begegnen wird, kann angedeutet werden. Er hat etwas mit dem Primärenergiepotential eines Lebewesens zu tun und betrifft namentlich Bedienstete der Sieben Lichtmächte. Je länger ein solches Wesen, etwa ein Matrixkoordinator, in einem KONFLIKT aktiv ist, desto stärker degeneriert sein Primärenergiepotential, was ihn zugleich angreifbarer macht für alle Formen von Effekten des Universums.
Der Schlussakkord dieser Strophe ist dann wieder für euch rätselhaft, und es ist noch nicht an der Zeit, ihn aufzuhellen. Dafür bedarf es weiteren Hintergrundwissens. Allerdings ist die hierin enthaltene Wertung, genau genommen, unfair.
10.
So starb auch der LEUCHTENDE.
20 von 33 Kämpfen waren unterdessen verstrichen,
alle vom Bösen selbst entschieden.
Der Kampf ging aber weiter,
er würde es immer gehen.
Noch immer lag der wahre Sinn verborgen,
doch wenn man ihn nicht entdeckte,
würde die Schöpfung verloren sein!
Erläuterung: Auch im Fall des LEUCHTENDEN sei übrigens angemerkt, dass ich von seinem Leben sehr viel weiß. Er agierte in den KONFLIKTEN 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (1983-1998), 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986), 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989), 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (begonnen 1991) und 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ (1984-1997). Kurioserweise erlebte ich seinen dramatischen Tod in KONFLIKT 20 in der Baumeister-Galaxis Arc schon sehr früh mit, nämlich 1988. In KONFLIKT 19 habe ich es allerdings noch immer mit dem quicklebendigen und schon mental sehr angeschlagenen LEUCHTENDEN zu tun… manchmal ein sehr bizarrer Effekt.
Was den „wahren Sinn“ angeht, der gegen Ende der Strophe erwähnt wird, so war diese Formulierung äußerst hellsichtig, selbst wenn ich noch gar nicht ahnte, was dann im KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ (1988-1994) geschehen würde. Daran hatte ich noch nicht eine Zeile geschrieben, als dieses Gedicht entstand…
11.
Vier der langen Reihe sind tot.
Gestorben auf verschiedenste Art –
und vergessen.
Drei gibt es noch,
von denen man nur die Namen kennt.
Dies sind:
12.
DER HÜTER
DER WÄRTER
und
DER RICHTER.
Erläuterung: Diese beiden Strophen werden, da sie direkt zusammenhängen, miteinander erläutert – sie sind nur insofern interessant, als der HÜTER, der nach dem Tod des LEUCHTENDEN das Amt des Matrixkoordinators übernimmt (dies geschieht in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“, in Arbeit seit 1988), inzwischen hinreichend in Erscheinung getreten ist. Dies war sowohl im Folge-KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (in Arbeit seit 1989) der Fall als auch in KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“, wo ich dann allerdings 1994 das Kontinuum dieser Reihe verließ.
Wieso geschah das?
Nun, der Oki Stanwer Mythos veränderte sich in den frühen 90er Jahren in unvorhersehbarer Weise, und das machte ein Durchbrechen alter Schematismen dringend erforderlich. Ich kann darum nicht sagen, ob die beiden letzten der genannten Matrixkoordinatoren tatsächlich noch erscheinen werden. Das wird die Zukunft zeigen.
13.
Doch können sie etwas tun?
Verfahren, wie sie sind?
Ihre Kraft sinkt beständig,
das Vertrauen in ihre Helfer ebenso.
Die Wärter-Reihe ist eine Reihe von Selbstmördern,
die fröhlich in den Krieg gingen,
weil sie nicht wussten,
dass ihr Grab bereits geschaufelt war.
Erläuterung: Das ist nun wirklich etwas fatalistisch ausgedrückt und wird den Persönlichkeiten, die im Gedicht genannt werden, nicht wahrhaftig gerecht. Allerdings war mein damaliger Eindruck tatsächlich ein bisschen der von Don Quichotte und seinem vergeblichen Kampf gegen Windmühlenflügel (und dies, obgleich ich Cervantes´ geniales Werk damals nur vom Hörensagen kannte, inzwischen habe ich es ja mit großem Genuss gelesen). Ich sah halt eine Gruppe von machtvollen Soldaten des Lichts, die in desaströse Kämpfe verstrickt waren, deren Taten ich aber nicht richtig zu interpretieren wusste, weil ich das Gesamtbild nicht einmal näherungsweise erahnte. Heutzutage bin ich Tausende von Seiten weiter und erheblich kenntnisreicher… die Darstellung der Koordinatoren wird im E-Book-OSM also sicherlich deutlich von dem hier abweichen.
EPILOG:
Es gibt nur eine Hoffnung in diesem Spiel,
das ist der Joker, die Trumpfkarte.
Doch wer ist das?
Wie kann man es in die Wirklichkeit umsetzen?
Ist OKI STANWER der Joker?
Oder KLIVIES KLEINES?
Vielleicht TOTAM gar –
Oder SOFFROL, der Rächer von Breeth-Fgahn?
Eins ist sicher – er ist seit langem dabei.
Und er kennt Teile des Großen Geheimnisses,
eines Mysteriums, das so gefährlich ist,
dass jeder, der es sah, sterben musste.
Wegen dieses Mysteriums starben Galaxien!
Aber die Frage ist:
Kann dieser Joker rechtzeitig das Geheimnis finden,
die Lügner des Kosmos enttarnen
und den Sinn des KONFLIKTES zeigen?
Denn wer weiß: vielleicht würde dann…
…ja nicht mehr gekämpft.
Nie mehr!
ENDE
© by Uwe Lammers
Gifhorn, den 3. Juni 1986
Abschrift: Braunschweig, den 29. Oktober 2015
Gedicht Nr. 35
Erläuterung: Der Epilog ist dann wieder etwas kryptisch, würde ich mir vorstellen können. Nicht allein, weil das Geheimnis, das dieses Prosa-Gedicht durchweht, so vollkommen unklar bleibt. Es geht, soviel ist sicher, um ein Ursprungsgeheimnis des OSM und darum, dass zentrale Personen des Oki Stanwer Mythos imstande sein könnten, qua ihres Fachwissens selbiges zu lösen, was den Matrixkoordinatoren nicht gegeben war.
Es ist indes unübersehbar, dass damit die Intention des Gedichts entgleist. Die Schlüsselfrage bleibt hier allerdings ungelöst, die „Lügner des Kosmos“ getarnt, der KONFLIKT dauert an. Und dies schon eine sehr, sehr lange Zeit. Eine Zeitspanne, in der „Galaxien starben“… ob nun wegen dieses Mysteriums oder aus anderen Gründen, sei hier mal theatralisch verhüllt.
Wer weiß, in weiteren Gedichten gibt es vielleicht enthüllendere Passagen als diese.
Soweit für heute, meine Freunde. Ich weiß, es waren wieder eine Menge Worte, aber sie schienen mir sinnvoll eingesetzt zu sein. Wohin es uns in der kommenden Woche verschlagen wird, mag ich heute noch nicht enthüllen – bleibt neugierig und schaut wieder herein!
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.