Liebe Freunde des OSM,
ja, natürlich kennt ihr Clive Cussler aus meinem Blog schon. Neugierige können dazu die Blogbeiträge 8: „Das Gold von Sparta“, 11: „Das Erbe der Azteken“ und 14: „Das Geheimnis von Shangri-La“ – vergleichen, also die Fargo-Abenteuer mit Grant Blackwood zusammen. Oder Blog 23, wo ich mich dem Roman „Das Alexandria-Komplott“ widmete bzw. Beitrag 34 („Cyclop“). Dann wurde es eine Weile still um Cussler in meinem Blog, ehe ich mit „Im Todesnebel“ (Blog 66) ein weiteres seiner Werke rezensierte.
Mit dem heute vorliegenden Buch beginnt aber jetzt eine Reihe von Rezensionen, die euch noch geraume Zeit beschäftigen wird. Inzwischen sind alle mir vorliegenden Cussler-Romane gelesen, und im Laufe von Monaten werde ich sie euch alle nach und nach vorstellen, mit ihren Stärken und ihren Schwächen.
Der vorliegende ist der erste, der im deutschen Sprachraum erschienen ist, aber ihr macht hier schon die Bekanntschaft mit Clive Cusslers „dynamischem Duo“ Dirk Pitt und Albert Giordino (die mir übrigens verdammt vertraut vorkamen, als ich mir jüngst den Piratenfilm „Der rote Korsar“ von 1952 anschaute; ich denke, Cussler hat davon einiges übernommen). Schraubt eure Erwartungen aber nicht zu hoch – Cussler fängt doch hier gerade erst an, warmzulaufen. Und das passiert auf folgende Weise:
Der Todesflieger
(OT: The Mediterranean Caper,
in England auch „May Day“)
Goldmann 63657
Ursprünglich 1978, hier 1988
256 Seiten, TB
Aus dem Amerikanischen von Tilman Göhler
ISBN 3-442-63657-4
Still und ruhig liegt der Luftwaffenstützpunkt Brady Field auf der griechischen Insel Thasos im Norden der Ägäischen See. Keine Flugzeuge werden erwartet, alles döst in der sommerlichen Hitze vor sich hin… als auf einmal wie aus dem Nichts ein Flugobjekt auftaucht, das den Stützpunkt ansteuert – und der Fluglotse kommt sich auf einmal vor, als werde er mit einem Zeitreisenden konfrontiert: was da auf den Flughafen zusteuert, ist doch tatsächlich ein knallgelb gestrichener Doppeldecker, wie man ihm im Ersten Weltkrieg flog… und dann beginnt der Alptraum, als dieses Flugzeug einen mörderischen Luftangriff startet, den Tower mit Kugeln durchsiebt, parkende Flugzeuge in brennende Wracks verwandelt…
Das Schlimmste kann im allerletzten Moment durch ein regelrechtes Wunder verhindert werden – denn es ist außerplanmäßig noch ein zweites Flugzeug nach Thasos unterwegs, das im Dienst der zivilen National Underwater and Marine Agency (NUMA) steht. Deren Schiff First Attempt ist derzeit in den Gewässern vor Thasos auf der Suche nach einem seltenen Fisch, der gleich dem Quastenflosser hier überlebt haben soll.
Major Dirk Pitt und sein Freund Al Giordino von der NUMA können also in einem waghalsigen Manöver dafür sorgen, dass der mysteriöse „Todesflieger“ in die Flucht geschlagen und das Schlimmste verhindert wird. Als die beiden Freunde dann das NUMA-Schiff erreichen, wohin sie wegen mysteriöser technischer Pannen beordert wurden, erkennt Pitt schnell, dass es sich dabei um raffinierte Sabotageakte handelt, die sich aber niemand recht erklären kann.
Während er parallel Recherchen über den geheimnisvollen Doppeldecker einzieht und so auf die Fährte des Fliegerasses Kurt Heibert aus dem Ersten Weltkrieg stößt, macht er überraschend bei einem Ausflug zum Strand die sehr intensive Bekanntschaft mit der schönen, jungen Teri, der Nichte des reichen Reeders Bruno von Till, der ein beeindruckendes Anwesen auf der Insel besitzt. Und da Pitt ein sehr hartnäckiger Bursche ist, der Rätsel nicht schätzt, die er nicht lösen kann, und überdies der hübschen Teri sichtlich zugetan ist, gerät er schnell in Teufels Küche – nämlich in ein finsteres Labyrinth, in dem er einer grässlichen Bestie gegenübersteht und um sein Leben kämpfen muss… doch dem eigentlichen Geheimnis ist er damit erst einen kleinen Schritt näher gekommen, und die Abenteuer haben gerade erst angefangen…
Als Clive Cussler 1973 dieses erste Abenteuer um Major Dirk Pitt von der NUMA schrieb, war nicht absehbar, dass sich die Geschichten um ihn bald zu Bestsellern entwickeln würden. So kann es auch nicht verblüffen, wenn diese Geschichte noch deutliche Parallelen zu Ian Flemings James Bond-Novellen aufweist, was sie indes durchaus nicht weniger lesbar macht. Ich las das Buch erstmals im Mai 1988, und als ich es jetzt der Vollständigkeit halber im November 2015 noch einmal herauskramte und las, hatte ich den Inhalt nahezu vollständig vergessen. So kam die Wieder-Lektüre einer Neulektüre gleich und wusste durchaus zu gefallen.
Eine Information in dem Buch überraschte mich dann als Leser, der ich eigentlich alle Cussler-Romane kenne – es gibt nämlich einen ziemlich klaren Hinweis auf ein Hawaii-Abenteuer, das Dirk Pitt kurz zuvor bestanden haben soll. Ich bin mir nicht völlig sicher, ob dies im Ursprungsroman so zu lesen war, doch wenn ja, spricht dies dafür, dass der Autor schon ein weiteres Dirk Pitt-Abenteuer fertig hatte und dieses hier, das im deutschen Raum seine Ersterscheinung darstellt, ist chronologisch nicht wirklich das allererste. Dies ist vielmehr, und das könnte für Leser von Interesse sein, die Major Pitts Abenteuer in der richtigen Reihenfolge lesen möchten, der Roman „Im Todesnebel“, wo man das, was im vorliegenden Buch als Hawaii-Abenteuer nur angedeutet wird, in voller Länge nachlesen kann. Und ohne dies vorwegzunehmen: das lohnt sich tatsächlich.
Doch noch kurz zurück zum „Todesflieger“: Natürlich ist die Handlungsstruktur dieses recht kurzen Abenteuers eher schlicht, die Storyline ziemlich geradlinig, doch auch hier schon haben wir den Cussler-typischen trockenen Humor seiner Protagonisten, die tolldreisten Aktionen des Duos Pitt und Giordino und die haarsträubenden Situationen, in die sie verwickelt werden. Wer das Duo also von Grund auf kennenlernen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.
Wohl bekomm’s!
© by Uwe Lammers, 2015
Wie gesagt, ich habe diesen Roman mehr oder minder der Vollständigkeit halber gelesen, aber er hat schon interessante Stellen. Und es gibt ein paar goldige Verwechslungen in der Geschichte, die zusammen mit Dirk Pitts unverwüstlichem Humor die Story wirklich gut auflockern.
Ach ja, apropos Verwechslungen… in der kommenden Woche geht es hier ebenfalls um eine solche, die aber von ganz anderer Natur ist. Mehr sei heute noch nicht verraten. Schaut einfach in einer Woche wieder herein, falls ihr neugierig seid, auf was für einen Roman ich dann wohl abhebe… und ich könnte fast wetten, dass ihr’s nicht erratet…
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.