Liebe Freunde des OSM,
wie ich das auf meiner Autorenseite bei AmazonAutorCentral schon sagte: Autoren schreiben nicht nur Bücher, sondern sie lesen selbige auch. Heute gehe ich sogar noch einen kleinen Schritt weiter – sie lesen auch Bücher von befreundeten Autoren, und so ist es mir eine besondere Freude, euch heute an dieser Stelle ein Buch eines befreundeten Autors vorzustellen, den ich vor ein paar Jahren an seinem Stand auf dem SF-Convention Raum & Zeit Continuum III in Braunschweig kennen lernen durfte.
Alexander Knörr, in Phantastenkreisen bekannt als Verfasser der Präastronautik-Saga „Die Chroniken von Tilmun“, bekennender UFO-Forscher und vieles andere mehr, führt ein faszinierendes, an Erfahrungen reiches Leben, und es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis er das Schatzkästchen seiner biografischen Erinnerungen öffnen würde, um uns daran teilhaben zu lassen. Eine erste Frucht dieser Erinnerungen ist die vorliegende kleine Schrift, die von seiner Liebe zur alten chinesischen Kultur durchtränkt ist. Ich habe sie mit Gewinn und Genuss gelesen und stelle sie euch heute gern vor:
Reis am Stiel
Begegnungen mit einer fremden Welt in China
von Alexander Knörr
Deutsche Erstausgabe
Galactic Bookstore Verlag
Hirschhorn, Januar 2015
100 Seiten, TB
Verkaufspreis: 9,95
ISBN 978-3-9817051-1-9
China ist ein faszinierendes Land, ganz gleich, wie man zu seiner aktuellen politischen Führung stehen mag – eine Nation, deren historische Wurzeln über Tausende von Jahren zurückreichen. In dieser monolithischen Massivität ist die Kontinuitätslinie vielleicht nur noch von den alten Ägyptern erreicht und übertroffen. Und zugleich ist diese gewaltige Wirtschaftsnation im fernen Osten ein Reich, das uns allen nach wie vor sehr fremd ist.
Natürlich, die Geschäfts-Chinesen sprechen inzwischen längst Englisch als internationale Verkehrssprache, und ihre Unternehmen sind weltweit vernetzt. Aber wenn man einmal durch diesen Schleier der Internationalisierung hindurchblickt, sieht man doch ein sehr fremdes Land – eine Nation, in der mit schier unbegreiflichen Schriftzeichen geschrieben wird, in der man üblicherweise mit Stäbchen isst und dergleichen mehr. Und vertraut Alexander Knörr und mir: es gibt noch sehr viel eigenartigere Dinge in China.
Während es der China-Literatur unübersehbar viel gibt, fehlt ein wenig der private Blick ins Innere dieses rätselhaften Reiches. Wie sieht „China hinter dem Schleier“ aus? Kann man jenseits der touristischen Pfade China erleben? Und wenn ja, wie sieht es dort aus?
Alexander Knörr, Weltenbummler, Phantast und Autor der Präastronautik-Saga „Die Chroniken von Tilmun“, hat nun den Versuch gewagt, genau dies zu realisieren. Er ist seit langem von der uralten chinesischen Zivilisation und ihrer heutigen Gegenwart fasziniert, er bewundert die asiatische Küche, die Kultur und nicht zuletzt auch ihre Frauen. Da er mehrfach in China war und jahrelange Kontakte dorthin besitzt, floss vieles von seinen Erfahrungen in Gespräche, Briefe und Geschichten ein. Und irgendwann wurde er dann dazu angeregt, doch all dies einmal niederzuschreiben.
Wir wissen ja: Erinnerung, und mag sie noch so stabil und einprägsam sein, ist und bleibt flüchtig, und mit dem eigenen Tod ist sie üblicherweise erloschen. Was jenseits des physischen Horizonts damit geschieht, können wir nicht ermessen. Also ist es stets besser, sie niederzuschreiben… zumal dann, wenn man auf diese Weise noch andere Menschen für die Faszination der chinesischen Kultur begeistern kann. So kam es also, dass Alexander Knörrs Erinnerungen an seine persönlichen Erfahrungen mit der chinesischen Kultur in diesem kleinen Büchlein kondensierten.
Es kommt daher in einem wunderschön gestalteten, ganz in Rotgold gehaltenen Umschlag, das einfach einen gediegenen, edlen Eindruck macht, und dieser erste Eindruck nimmt die Schrift unweigerlich für sich ein. Ein wenig getrübt wird das dann durch den unerwartet „anrüchigen“ Anfang des Werkes – findet sich der Leser doch mit dem Verfasser in einer chinesischen Toilette wieder, die freilich schon auf die Exotik des fernen Landes vorbereitet. Denn ein schmutziges Loch im Boden assoziieren wir eigentlich nicht mit der chinesischen Hochkultur… aber das ist nur der Anfang. Es geht schnell weiter zu angenehmeren Themen.
Da ist beispielsweise die Sprache und das komplizierte Phänomen der Betonungen… ein Feld von unbegrenzten Missverständnismöglichkeiten, das man mit Humor nehmen kann oder mit Frustration. Alexander Knörr neigt eher zu ersterem, und das ist auch gut so. Sein Pfälzer Humor durchzieht das locker lesbare, sehr unterhaltsame Buch wie ein roter Faden und nimmt den Leser unweigerlich für den Verfasser ein.
Wir erfahren als neugierige Rezipienten des Werkes von Alexander Knörrs mehrfachen Reisen und bekommen schnell mit, was man so landläufig bei uns immer wieder hören kann: dass China-Restaurants in Europa sich dem hiesigen Lebensgefühl stark angeglichen haben, dass unser China-Bild in vielfacher Weise verzerrt ist und mit dem originären China, wie es „wirklich“ ist, nur bedingt etwas zu tun hat. Selbst China-Reisende, die die touristischen Pfade nicht verlassen, bemerkt der Autor mit Recht, werden kaum jemals Gelegenheit haben, direkt „in touch“ mit dem eigentlichen „spirit“ Chinas zu kommen. Ihr Bild bleibt deshalb notwendig schematisch.
Alexander Knörr hatte 2001 noch diesen touristischen Blick (wenngleich solche Ausnahmeerfahrungen wie mit dem Peking-Ente-Restaurant auch damals schon möglich waren), aber wo andere China-Reisende sich zufrieden gaben, blieb er hartnäckig. Er wollte das „wahre China“ kennen lernen. Dies gelang erst deutlich später, als er seine langjährige chinesische Korrespondenzpartnerin Li Yen aus Nanning – der auch mit Recht das Buch gewidmet ist – besuchen konnte, kam er wirklich in Kontakt mit dem „wirklichen“ China. Und das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen… es ist genauso abenteuerlich und „anders“, wie es sich anhört.
Mit dem vorliegenden Buch hat Alexander Knörr einen sehr unterhaltsamen, faszinierenden Blick in seine bunte Lebensgeschichte einerseits und in die Sitten, Gebräuche und Eigenheiten eines für uns sehr fremden Landes andererseits ermöglicht, und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er uns daran teilhaben lässt. Dass die chinesischen Erfahrungen, wie ich sie mal nennen möchte, nach wie vor in seinem Leben weitergehen, sei nur am Rande erwähnt. Es ist sehr zu hoffen, dass dieser autobiografischen Schrift noch mehr folgen wird. Jeder Leser dieses Büchleins hat eine Menge zum Staunen und Lachen vor sich – dieses „chinesische Abenteuer“ sollte man sich gönnen, ob nun in der Print- oder E-Book-Version, die es auch gibt. Aber ich gebe zu, die Printversion macht einfach mehr Spaß.
Eigentlich gibt es nur einen kleinen Wermutstropfen in diesem sonst rundum gelungenen und sehr unterhaltsamen Werk, aber er ist natürlich nicht unbehebbar – dem Büchlein wäre ein besseres Lektorat sehr zu wünschen gewesen. Es weist doch noch relativ viele Druckfehler auf, die bei einer Nachauflage tunlichst zu bereinigen wären, um das Lesevergnügen noch mehr zu erhöhen.
Ach ja… und was es mit dem titelgebenden „Reis am Stiel“ auf sich hat, nicht zu verwechseln mit „Eis am Stiel“, darüber schweige ich mich an dieser Stelle aus. Das sollte man wirklich selbst nachschmökern.
Ansonsten jedoch bleibt nur eins zu sagen: Klare Leseempfehlung! Ein schönes Buch, das nicht allein für China-Freunde ein ideales Geschenk darstellt.
© by Uwe Lammers, 2016
Es kann sehr gut sein, dass in ich beizeiten wieder mal auf Werke befreundeter Autoren zu sprechen komme… doch ist das immer eine Frage der zur Verfügung stehenden Zeit. Hier wollen die Worte stets gut gewählt sein, da wir ja alle wissen, dass Autoren auch empfindliche Menschen sind… einerseits. Andererseits besteht bei solchen Rezensionen stets die Gefahr, dass man der Gefälligkeitsbesprechung bezichtigt werden könnte. Ich denke aber, diese Sorge ist beim obigen Werk ganz unberechtigt.
In der kommenden Woche beamen wir uns in die 70er Jahre zurück und landen, ganz im Gegensatz zu den heutigen Zeilen, in den sonnigen mediterranen Gefilden. Warum dies? Und um was für einen Roman es dann wohl gehen mag? Das erfahrt ihr in einer Woche an dieser Stelle.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.