Liebe Freunde des OSM,
ich ließ euch am 12. Mai im Wochen-Blog 10 an einem kribbeligen Punkt meiner Biografie zurück, nämlich am 30. Januar 1988. Das war der Tag, an dem der KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (1983-1988) endete und buchstäblich am selben Tag der KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ aus der Taufe gehoben wurde. Zudem erwähnte ich im letzten Wochen-Blog dieser Serie, dass ich auch biografisch an einem heiklen Wendepunkt meines Lebens angekommen war.
Im Frühjahr 1988 nahte das Ende meiner Bürokaufmanns-Ausbildung, und unmittelbar darauf sollte ich mich dann beim Kreiswehrersatzamt melden zwecks Bundeswehrzeit. Etwas, worauf ich als pazifistisch eingestellter Zeitgenosse wirklich so gar keine Lust hatte. Folgerichtig legte ich Berufung ein und konnte unter tatkräftiger Hilfe erreichen, vom Wehrdienst freigestellt und stattdessen zum Zivildienst verpflichtet zu werden. Allerdings gelang es mir nicht, diesen Zivildienst in unmittelbarer Nähe meines Elternhauses abzuleisten, sondern das Bundesamt für den Zivildienst verschob mich gewissermaßen nach Hameln an der Weser, wo ich Dienst in einer Jugendherberge machte…
Warum ich das so ausführlich erzähle? Weil Hameln für meine kreative Entwicklung und namentlich für den OSM von essentieller Bedeutung war. Doch ich rudere noch mal ein paar Monate zurück, um nicht zu hastig vorzugehen:
Auch Anfang 1988 arbeitete ich natürlich an mehreren Serien des OSM parallel, ganz wie heute auch. Und während der KONFLIKT 14 abgeschlossen wurde, begann im KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989) ein extrem dramatischer Abschnitt der Serie. Mit Band 83: „Der Schrei des Orakels“ startete im Februar 1988 die so genannte „Invasion der Zeitschatten“ – vorangegangen war, aber das deute ich nur an, um die Sachlage nicht komplizierter zu gestalten, als sie es in Wahrheit ist, eine Zeitmanipulation Oki Stanwers, die zu einer Zerstörung einer schrecklichen Parallelwelt geführt hatte. Die Konsequenz bestand in der erwähnten Invasion der Erde… der KONFLIKT entgleiste in einen bisher nicht gekannten Alptraum. Er hielt mich wirkungsvoll von vielen anderen Serien fern, an denen ich auch hätte schreiben können.
Eine dramatische Zeit, kann ich nur sagen.
Parallel zu diesen Ereignissen trieb ich nach 1988 den KONFLIKT 12 voran, „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (1987-1993), in den ich ein Jahr zuvor gestartet war. Bis zum Ende des Jahres kam ich hier allerdings lediglich bis Band 24: „Das Berinnyer-Komplott“. Der wahre Feuerrausch, in dieser Serie voranzukommen, überwältigte mich dann 1989 und 1990, und dafür ist es eben essentiell, die Hameln-Erfahrung meines Zivildienstes anzusprechen.
Mit insgesamt nur 92 fertig gestellten Werken, zumeist OSM-Episoden oder auch Gedichte, blieb dieses Jahr deutlich hinter meinen Erwartungen zurück, aber daran waren dann auch einige Turbulenzen des Herzens schuld, die ich hier nicht thematisieren möchte. Faktum bleibt jedenfalls, dass dieses Jahr nicht zu den schreibstärksten meines Lebens gehörte. Einzig KGTDUS ragt aus diesem Durchschnitt heraus. Hier kam ich bis auf Band 102 „Das Magma-Reich“, womit ich ins Reich der legendären SIEBEN SIEGEL VON TOTAM vorstieß. Ich sagte nicht umsonst, dass man sich die SIEGEL stets gut merken sollte. Beizeiten werde ich zu ihnen speziell mehr aussagen. Dies hier ist ja nur eine Art „erster Crashkurs“.
Ebenfalls zu den im Jahre 1988 noch bearbeiteten Serien zählte KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ (1984-1997), hier erreichte ich immerhin bis Dezember Bd. 28: „Welt der Grabmäler“, wo ich mit einer unheimlichen Gestalt konfrontiert wurde, dem Totenkopf-Propheten. Er sollte mir im kommenden Jahr wieder begegnen und meine Seite seither nicht mehr verlassen…
Ach ja, und ehe ich es vergesse: am 1. August 1988 tauchte die nächste OSM-Welt in meinem Blickfeld auf, nämlich KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ (DDj, 1988-1994). Auch für diese absolut zentrale OSM-Serie sollte sich Hameln als Nährboden entpuppen, wie ich es vorher für unmöglich gehalten hatte. Mehr als die erste Episode, „Das transsylvanische Abenteuer“, konnte ich noch nicht schreiben, nicht in diesem Jahr.
Der Grund dafür lag offensichtlich auf der Hand: thematisch ist KONFLIKT 23 ebenso wie KONFLIKT 18 ein planetarer KONFLIKT, und gewisse Handlungslinien werden aus KONFLIKT 18 in KONFLIKT 23, so unterschiedlich die Serien auch sein mögen, fortgesetzt. Und da ich nun mal mit KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ noch nicht fertig war, fehlte hier sowohl die Energie wie die Kenntnis, um KONFLIKT 23 richtig zu fundieren. Das änderte sich dann erst Ende Februar 1989, als ich mit Band 114 „Entscheidung in der Knochendimension“ unmittelbar vor Antritt meines Zivildienstes (1. März 1989) die Serie abschließen konnte. Die letzten Zeilen an KGTDUS 114 wurden am 19. Februar geschrieben. Und es ist kein Zufall, dass die nächsten drei OSM-Werke dann dem KONFLIKT 23 entstammten (die Episoden 3-5).
Dennoch… das Umsiedeln nach Hameln war dann eine gründliche Umstellung. Ich bezog eine Dachkammer in der Jugendherberge, hatte sehr wenig freie Zeit und war gezwungen, aus Gifhorn eine ganze Reihe von Briefordnern und Geschichtenordnern zu transferieren, ganz zu schweigen von Lektüre. Außerdem war ich ja nominell nach wie vor Clubleiter des Weird Fiction Clubs LOVECRAFTS ERBEN, der 1983 von mir gegründet worden war, und in dem so – heute – illustre Leute wie Frank Festa, Michael Breuer, Malte Schulz-Sembten und Kai Meyer (ja, DER Kai Meyer, genau) Mitglied waren, seit einiger Zeit auch Guido Latz (genau, DER Guido Latz).
Während meine Zivildienstzeit begann, merkte ich deutlich, dass das alles meine Kräfte überstieg, und rational beschloss ich darum, die Leitung des Clubs an Guido Latz zu übergeben. Zunächst war das bis Herbst 1990 geplant, dann würde ich aller Voraussicht nach mit dem Zivildienst fertig sein (damals noch eine Angelegenheit von 24 Monaten, ist vielleicht anzumerken). Ich plante sowieso, weil ich zu der Zeit häufig in Köln zu Gast war, bei dem ERBEN und Brieffreund Michael Breuer, im Kölner Raum Arbeit zu suchen und mich räumlich dorthin zu orientieren.
Ansonsten konzentrierte ich mich darauf, im OSM weiter voranzukommen. Mit den KONFLIKTEN 12 und 23 hatte ich da ja reichlich zu tun, außerdem gab es noch den oben erwähnten KONFLIKT 20, der ebenfalls noch in den Kinderschuhen steckte… und dann gab es zahlreiche Storyprojekte, an denen ich werkelte, viele davon gehörten ebenfalls zum OSM. Aber da ich halt zeitlich sehr eingespannt war, kam ich nur recht langsam vom Fleck. Und ich entfernte mich zudem mehr und mehr von Lovecraft und driftete immer stärker in den Bereich der SF zurück. Die Folgen dieser Entwicklung waren mir zu dem Zeitpunkt nicht klar, die wurden erst 1990 deutlicher.
Aber ehe ich mir über diese Veränderungen Gedanken machen konnte – es geht hier ja primär um den OSM und nicht um solche Dinge wie Mike Cole oder den Collaborations-Roman Wendekreis des Blutes, den ich mit meiner Brieffreundin Sylvia Seelert zu schreiben begann (nie vollendet) – also, ehe es soweit kommen konnte, kam mein Geburtstag: 17. Oktober 1989.
Ich verbrachte diesen Tag in Hameln… und ob ihr es glaubt oder nicht: an diesem Abend entstand eine weitere OSM-Ebene, nämlich KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf, in Arbeit seit 1989). Die Prämisse war einfach nur grässlich: Oki Stanwer materialisiert in der Galaxis Daarcor, in der er ein Friedensreich aus den vorhandenen Völkern schmieden soll, damit sie TOTAMS Attacken besser standhalten können. Fünfzig Jahre später erscheint dann der erste Helfer des Lichts, Klivies Kleines, und er muss voller Entsetzen erkennen, dass Daarcor von einem Tyrannen regiert wird. Sein Name? OKI STANWER…! Folgerichtig hieß die erste Episode auch: „Die Tyrannen-Galaxis“. Was für Schrecken diese Welt für mich bereithalten sollte, vermochte ich mir damals nicht vorzustellen.
Und um 1989 das Chaos noch vollständiger zu machen, passierte mir etwas sehr ähnliches am 22. November desselben Jahres – ob das in Hameln geschah, was ich für realistisch halte, oder ob ich da auf Urlaub in Gifhorn war, kann ich nicht mehr sagen. Aber egal, wo ich mich befand… an diesem Abend stürzte ich in eine neue Welt des OSM ab, fand mich in der sonnigen Ägäis wieder und barg „Asche aus Wasser“. So hieß der erste Band der nächsten neuen OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“, an der ich heute noch schreibe. Es war der KONFLIKT 28.
Doch mehr aus diesem chaotischen Jahr 1989 berichte ich dann in der nächsten Etappe dieser Rubrik „Was ist eigentlich der Oki Stanwer Mythos (OSM)?“, und dann stürzen wir uns in die Grüne Galaxis Bytharg und zu den Berinnyern, den legendären Gestaltwandlern des OSM. Demnächst in diesem Blog.
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.