Liebe Freunde des OSM,
wenn ich meinen Veröffentlichungsplan für das Jahr 2016 einhalten kann – es gibt da derzeit ein paar Turbulenzen, das scheint irgendwie in jedem Jahr der Fall zu sein, von einem konstanten Verlauf meiner Publikationstätigkeit kann bei meinem wechselhaften Lebenslauf zurzeit kaum die Rede sein – , also, wenn ich diesen Publikationsplan einhalten kann, dann sollte zum Zeitpunkt, wo ihr diese Zeilen lesen könnt, meine vierte Storysammlung „Als Tiyaani noch ein Kind war… Phantastische Geschichten von Uwe Lammers“ vorliegen.
In diesem E-Book könnt ihr die Bekanntschaft mit einer Spezies von Wesen machen, die mir schon vor vielen Jahren verschiedentlich den Vorwurf eintrugen, der Oki Stanwer Mythos sei doch recht eigentlich nicht Science Fiction, sondern Horror.
Die Rede ist von den so genannten Totenköpfen.
Lebende Skelette, völlig fleischlos, aber dennoch nicht in ihre Einzelteile zerfallend, sondern zusammengehalten, so schien es mir viele Jahr lang, durch den sinistren bösen Willen TOTAMS, vollkommen gnadenlose Geschöpfe, bewaffnete Kampfmaschinen, morbiden Terminatoren nicht unähnlich (allerdings älter als diese Filmschöpfungen; Totenköpfe tauchen schon in den 70er Jahren in erhaltenen handschriftlichen OSM-Skripten auf).
Ihr wisst, ich bin ein intuitiver Autor, das heißt, meist schreibe ich Dinge, weil ich die tiefe Überzeugung hege, ich MÜSSE so schreiben, ohne indes erklären zu können, WARUM das so ist. Das ist für viele Leser natürlich nicht sehr befriedigend, und die Vorstellung an ausweichende Autorenwillkür liegt da nahe. Das ist in diesem Fall allerdings verkehrt. Denn mich selbst treibt ja auch die Warum-Frage um, brennender noch als euch, weil ich sehr viel mehr Überblick über das Gesamtwerk habe. Ich erzähle euch halt nicht irgendeinen Schmu, sondern referiere gewissermaßen, hier ganz Geisteswissenschaftler, meinen aktuellen Forschungsstand.
So verhält es sich auch mit den Totenköpfen, zu denen ich heute ein paar einleitende Bemerkungen machen möchte – denn da dieses Thema im Kern zu den Kosmologie-Lektionen des OSM gehört, könnt ihr euch vorstellen, dass es dazu sehr viel zu sagen gibt und die Hintergründe komplexer sind, als ich es auf dem knappen Raum eines einteiligen Beitrages ausleuchten könnte. Wir werden uns mit diesen Wesen noch des Öfteren beschäftigen, versprochen.
Die Totenköpfe begegnen euch erstmals in der o. g. Storysammlung, in der Geschichte „Heimweh“. Die ist natürlich ein wenig gemein, weil ein Crossover in einen euch unbekannten Kosmos des Oki Stanwer Mythos, nämlich den KONFLIKT 21, über den ich in der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) schreibe. Und doppelt unfair ist es deshalb, weil die hier beschriebenen Totenköpfe ja schon solche in einer Ausnahmesituation sind.
Der arme Oheetir-Totenkopf Shaygül etwa, die Hauptperson der Geschichte, empfindet „Heimweh“ nach seiner Welt Höolyt, und er kann sogar die Rückkehr realisieren. Die klassischen Totenköpfe sind anders gestrickt, deutlich anders – beizeiten werdet ihr sie erleben, etwa in dem Werk „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, mit dessen Publikation ich 2017 beginnen möchte.
Dennoch lassen Shaygüls Worte eine gewisse Hintergrundstruktur erkennen, die hier kurz umrissen werden soll und euch der Genese der Totenköpfe etwas näher bringt (noch mehr erfahrt ihr im Winter 2016 in dem sechsten „Annalen“-Band, der ja den Titel „Mein Freund, der Totenkopf“ tragen wird und eine Menge erhellende Information aus der Insider-Position enthält):
Voraussetzung, um ein Totenkopf zu werden, ist der Tod.
Der Protagonist – hier Shaygül – stirbt, doch seine Seele wandert sodann nicht wie erhofft in ein elysisches Jenseits, sondern wird fortgerissen und in einen Schacht aus Feuer geschleudert. So jedenfalls erlebt es Shaygül wieder und wieder.
Das nächste, was er nach dieser Art von „Fegefeuer“ realisiert, ist, dass er in dem uniformen, knöchernen Totenkopf-Körper aus den schwarzen Kristalltoren auf TOTAM tritt und als automatischer Kampfsoldat in voller Bewaffnung in das Untotenheer eingegliedert wird, um militärischem Drill unterworfen zu werden.
Er ist von nun an Teil der LEGION, TOTAMS ewiger, scheinbar unsterblicher Armee, denn nach jedem „Tod“ oder jeder Vernichtung erscheint er quasi in Nullzeit wieder – nach einem Sturz in den Feuerschacht – auf den Kriegerebenen TOTAMS durch die Kristalltore. Und mit jedem Durchgang wird er immer perfekter als Kampfmaschine gedrillt.
In „Heimweh“ schleicht sich dann das genannte Heimweh-Syndrom als Störfaktor im Laufe der Zeit in die gedrillten Truppen ein, lässt sie ihre Autonomie und Eigenpersönlichkeit entfalten und macht sie damit letzten Endes für die Macht des Bösen zu unkalkulierbaren Risiken im Einsatz.
Das war, ihr werdet es beizeiten erleben, durchaus nicht immer so, sondern ist ein relativ singuläres Faktum für den KONFLIKT 21. In früheren Zeiten waren Totenköpfe durchaus knallharte Befehlsempfänger, die ohne Rücksicht auf eigene Verluste ihre Ziele verfolgten – und begreiflicherweise, denn wer WEISS, dass er nur auf Zeit sterben kann und sogleich wieder in den Einsatz geht, der empfindet aus verständlichen Gründen keine Existenzfurcht mehr, und der sprichwörtliche „Todesmut“ erhält hier eine völlig andere Qualität.
Aber es tauchen natürlich Fragen auf.
Beispielsweise: Wie kam TOTAM auf die Idee, die Totenköpfe zu entwickeln?
Das lässt sich inzwischen auch für euch Leser in Ansätzen beantworten. Ihr braucht euch nur „Annalen 1: In der Hölle“ (2013 als E-Book erschienen) anzusehen. Dort werdet ihr, in KONFLIKT 4, dem INSEL-Imperium, Zeugen der Germinierung der so genannten Alten Armee, der schrecklichen Monsterarmee, die die INSEL niederwalzt. Dies sind die Vorläufer der Totenköpfe.
Die Totenköpfe selbst tauchen nach meiner Kenntnis vor KONFLIKT 7 auf, aber da das noch ungeschriebenes Neuland ist, kann ich hierüber keine exakten Daten liefern. Ich weiß nur, dass die Baumeister die Hohlwelt Hyoronghilaar, den Kampfschauplatz des KONFLIKTS 7, deshalb exakt so bauen, um die Bedrohung durch die Totenköpfe auszuschalten. Das gelingt ihnen auch… aber das heißt natürlich nicht, dass TOTAM nicht darauf entsprechend reagiert.
Nächste Frage: Wie kommt es zu dem Aussehen der Totenköpfe?
Antwort: In der eben erwähnten Geschichte wird angenommen, dass die Psychologie des Angegriffenen wesentlichen Einfluss auf die Wahl der Physis der Totenköpfe hat. Das kann stimmen, muss aber nicht. Dass der psychologische Faktor für die Folgezeit essentiell ist, kann aber nicht geleugnet werden.
Ist es dann so, wie der arme Shaygül fürchtet, dass JEDER Tote gewissermaßen automatisch nach TOTAM gelangt und als Totenkopf wiedergeboren wird? Das kann ich inzwischen konsequent verneinen. Das ist nicht der Fall. Es gibt unterschiedliche Versionen des Nachlebens im OSM, aber wie ihr aus früheren Blogartikeln zu diesem Thema wisst, gibt es gerade in diesem Punkt noch einiges nachzuarbeiten und zu ergründen. Für KONFLIKT 21, um den es ja in der Story „Heimweh“ geht, kann festgehalten werden, dass dort nur relativ wenige – allerdings dicht besiedelte – Galaxien von dem Phänomen des Seelentransfers betroffen sind. Das hat etwas zu tun mit den so genannten „Knochenstraßen“, die im KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) erstmals anno 1984 beschrieben worden sind.
Ja, ihr seht, das Thema ist nicht gerade neu, aber es ist so knifflig, dass ich es noch lange nicht durchdrungen habe.
Und woraus mögen die Totenköpfe bestehen?, fragen sich manche Wesen im OSM. Nun, aus Knochen natürlich, könntet ihr antworten – aber mal im Ernst: wenn ein Totenkopf zerstört wird, zerfällt seine Substanz rückstandslos und verbrennt in kaltem, schwarzem Feuer, es bleibt allenfalls eine Bodenschwärzung zurück. Sieht so der Zerfall von Knochen aus?
Antwort: Nein. Also ist der Anschein trügerisch. Totenköpfe sehen zwar aus wie lebende Skelette, aber sie sind offensichtlich keine. Und aus Knochen bestehen sie auch nicht. Was die Frage aufwirft, woraus sie dann bestehen. Auch hier wird euch, das sei angekündigt, „Annalen 6“ einer Antwort näher bringen – einer so unglaublichen Antwort, dass ich sie hier und heute nicht vorwegnehmen möchte.
Über die größten Zeiträume im OSM hinweg – und wir reden hier von gut 100 Milliarden Handlungsjahren und zahlreichen verschiedenen Universen und Hunderten oder gar Tausenden von Galaxien – tut man jedenfalls gut daran, wenn man auf TOTAMS Truppen stößt, damit zu rechnen, dass man es unweigerlich mit Totenköpfen zu tun bekommt.
Bevor den Verantwortlichen der TAA PHESKOO Oki Stanwers in KONFLIKT 21 klar wird, dass sich die Totenköpfe wegen ihres „Heimweh-Syndroms“ nun grundlegend anders als erwartet verhalten, ist der Ruf der Totenköpfe so grässlich in den Weiten des Oki Stanwer Mythos, dass ihre bloße Erwähnung paralytischen Schrecken hervorruft und Armeen und Völker in die Flucht schlägt.
Die unheimlichen Totenköpfe sind ein zentraler Schrecken des Oki Stanwer Mythos, auf die ihr bislang nur ganz selten getroffen seid. Ihr werdet das „Vergnügen“ wieder haben, das kann ich versichern. Und vielleicht beginnt ihr euch dann auch Fragen zu stellen über die Natur dieser rätselhaften Kreaturen. Wenn dem so sein sollte, dann willkommen an Bord, Freunde – dann seid ihr auf der Grübelebene des OSM angelangt, wo ich mich regelmäßig auch heute immer noch einfinde und knifflige Probleme wälze. Eine wunderbare Denkebene, wie ich finde. Und ich würde mich freuen, wenn ihr das selbst genauso sähet.
Für den Moment soll dies an einleitenden Grübeleien zum Thema der Totenköpfe alles gewesen sein. Im Blogbeitrag der kommenden Woche berichte ich euch turnusmäßig, wie weit ich kreativ im Monat März 2016 im Oki Stanwer Mythos vorwärts gekommen bin.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.