Liebe Freunde des OSM,

vor dreizehn Wochen habe ich die letzte Fehlerlese des frühen Oki Stanwer My­thos veranstaltet, und heute habe ich doch tatsächlich schon wieder Grund da­für… so ist das eben, wenn ich dazu komme, alte Episoden abzuschreiben und zu kommentieren. Es ist anzunehmen, dass das wohl noch ein paar Jahre weiter so geschehen wird.

Warum? Nun, wie ich schon mal sagte, sind weite Teile des frühen OSM nur als analoge Dokumente vorhanden, also als Schreibmaschinenversionen oder sogar in Form handschriftlicher Skripte. Und da tummeln sich natürlich diverse Fehler. Heute wird es sogar recht pikant – jedenfalls, wenn man meine einstigen Inten­tionen mutwillig missversteht und wörtlich nimmt. Dann kommt man aus dem anzüglichen Kichern wohl kaum mehr heraus.

Reden wir heute mal über Sex, meine lieben Freunde. Und keine Sorge, es wird durchaus nicht unzüchtig, kein Grund, einen „Erst ab 18 Jahre gestattet“-Button an diesen Blogartikel anzuheften.

Mit Erotik hatte ich es im frühen OSM nicht so, und das hat schon durchaus sei­ne Gründe. Die sind durchaus nicht sexistisch zu verstehen – es ist einfach so, dass über weite Strecken in der Frühzeit des OSM Frauen im OSM gar nicht auf­tauchen. Oder wenn, dann quasi nur in Nebensätzen. Das hängt damit zusam­men, dass ich in der frühen Schreibzeit – wir reden hier über die Jahre bis etwa 1987 – weibliche Protagonisten vollständig missachtete und mein Desinteresse an realen Mädchen 1:1 in den OSM projizierte.

Tatsächlich bin ich erotisch ein ziemlicher Spätzünder gewesen und habe an­fangs eher enttäuschende Kontakte zum anderen Geschlecht gehabt, was dann ein gezieltes Desinteresse über mehrere Jahre zur Folge hatte. Ich konzentrierte mich sodann mehr auf Bücher und aufs Schreiben, ohne zu realisieren, dass das weibliche Element natürlich aus diesen Geschichten nicht ohne Logikkomplika­tionen retuschiert werden konnte.

In der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), die ich 1983 zu schrei­ben begann und in der der KONFLIKT 14 des OSM abgebildet wird, kommen na­türlich schon weibliche Personen vor, aber… nun ja… Hand aufs Herz: weibliche Insektenraumfahrer wie die Cranyaa oder eine Soogrerin, wie sie gegen Ende der Serie in Erscheinung tritt, die kann man nur sehr bedingt als weibliches Element betrachten.

Die erste wirklich plausible weibliche Protagonistin war vermutlich die Ghanerin Jyseewa in der Edward-Norden-Saga (ENS) in den Arc-Romanen ab 1987. Dazu sage ich im Rahmen des Blogs sicherlich beizeiten noch mehr, das ist heute nicht das Thema.

Was aber durchaus im OSM auftauchte, war eine Formulierung, die man abso­lut sexuell verstehen könnte, wenn der Kontext nur nicht so grotesk wäre. Schauen wir uns das einfach mal exemplarisch an ein paar Beispielen an.

Beispiel 1:

Todesmission TOTAM“, Band 19 der Serie

Sie wartete einige Sekunden, dann antwortete auf einmal eine weiche, dunkle und männliche Stimme, die keinem Cranyaa zu gehören schien: ‚Ich habe den Ruf gehört. Ich, der Feldherr des Lichts, Feldherr der Cranyaa, bin auf dem Weg. Haltet aus. Der Kampf hat begonnen. Ich komme, OKI STANWER! Und ich wer­de…“

Abgesehen davon, dass wir hier verschiedene Komplikationen haben, was die Spracherkennung zwischen Cranyaa und andersrassigen Lebensformen – wie hier Oki Stanwer – angeht, die an dieser Stelle nicht interessieren, so könnte man doch annehmen, dass dieses „Ich komme“ eine klare sexuelle Aussage ei­ner männlichen Person im Moment des Höhepunktes, d. h. des Orgasmus ist. Ist aber nicht gemeint.

Beispiel 2:

Gleicher Band

Ormun und Drenosa führten in ihrer Geistgestalt den Trupp der Cranyaa an, und Ormun erhielt einen geistigen Impuls. Er sollte ins Zentrum des großen, ab­schüssigen Kraters kommen.

Dort war das SCHWARZE, TOTAM.

Ormun kam.“

Ihr ahnt es schon. Auch dies ist nicht etwa der Orgasmus des Dämons Ormun, sondern wieder ein sprachlich tumber Lapsus.

Beispiel 3:

Der dritte Dämon“, Band 20 der Serie

Wieder begann das Beben.

Ein Dämon erwachte.

Nichts konnte ihn daran hindern.

Awurkks Erwachen stand unmittelbar bevor.

Der dritte Dämon KAM!“

Ihr merkt deutlich, ich hatte eine geradezu absurde Vorliebe für diese Formulie­rung. Auch hier ist sie nicht sexuell gedacht, ja, die Vorstellung, ein Dämon kön­ne überhaupt über so etwas wie eine Libido verfügen, ist absurd. Aber es geht noch witziger…

Beispiel 4:

Chaos auf Senaax“, Band 22 der Serie

Das Signal!

Es kam!

OREOC fing die Signale auf. Er befand sich weder auf Onotaak noch auf Senaax. Er war im Schutz von Deflektorschirmen in einen Orbit um Senaax gegangen…“

Jetzt haben also schon Signale erotische Höhepunkte zu erwarten… zweifellos etwas ganz Außergewöhnliches, wenn man es so interpretiert. Äußerst originell und so natürlich auch nicht gemeint. Aber wenn man denkt, das ist schon kuri­os, so kann ich noch eine Steigerung anbieten. Schauen wir uns das letzte Bei­spiel an:

Beispiel 5:

DER TITAN“, Band 29 der Serie

Troohns, Okis und All-Hüter bekämpften sich.

Doch in dem Sektor, in dem Oki war, eskalierte das Grauen, denn…

TOTAM KAM!

[Kapitelblende]

TOTAM kam!

Inmitten einer gewaltigen Raumschlacht fetzte das Raumzeit-Gefüge auseinan­der.

Ein schwarzes Etwas erschien.

Ein Planet!

TOTAM!

Von den Gewalten des Bösen wurden die Schiffe hin und her geschleudert. Oki-Raumer zerbarsten in roten Energieexplosionen…“

Ich notierte an die dritte Zeile vergnügt schmunzelnd: „Und nein, TOTAM hat keinen Orgasmus“ – was ja auch nur wenig Sinn ergeben hätte, wo TOTAM doch ein schwarzer Kristallplanet ist. Aber wie man sehen kann… ich hatte eben durchaus eine sehr demokratische Einstellung. Oki Stanwer „kommt“, Dämonen „kommen“, selbst Signale „kommen“, warum also nicht auch Kristallplaneten?

Urige Fehlleistungen, die samt und sonders in der Ausarbeitung später nicht mehr vorhanden sein werden, vertraut mir. Aber an diesen Stellen bringen mich diese Formulierungsschwächen immer wieder zum Prusten. Das ist der positive Effekt davon – es wäre gar zu bedauerlich, wenn ich immer nur haareraufend über den Abschriften säße und mir weitere graue Haare (zu denen, die ich schon habe) wüchsen.

Und weil es diesen Blog gibt, kann ich solche vergnüglichen Passagen dann munter direkt an euch weiterreichen. Ich hoffe, es machte euch mal wieder ein wenig Vergnügen, zu sehen, wie tapsig ich mich anno 1983/84 anstellte, als ich am frühen OSM arbeitete (wir waren damals noch nicht mal bei Episode 200 angelangt. Ihr wisst ja, dass es inzwischen über 1.750 geworden sind, und es werden ständig mehr).

Mal sehen, wann ich euch die nächste Fehlerlese offeriere. In der kommenden Woche kehren wir in meine kreative Vita zurück. Im nächsten Abschnitt der Ar­tikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ erzähle ich euch vom Dezember 2006 und den folgenden Monaten. Das ist, denke ich, eine interessante Lektüre, die ihr nicht verpassen solltet.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Leave a Reply

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>