Der Anruf am 20. März erschütterte mich nicht wenig: eine befreundete Professorin teilte mir sichtlich bewegt mit, dass ein Studienkollege von mir am Wochenende ganz überraschend verstorben war. Beunruhigend und unbehaglich fanden wir dabei nicht zuletzt die Tatsache, dass wir beide uns noch wenige Tage vorher über eben diesen Mitkommilitonen im Rahmen eines sonst ganz anders orientierten Gesprächs unterhalten hatten.
Der Tod, merkten wir hieran, kommt manchmal völlig unvermittelt und reißt Menschen, die jünger sind als wir selbst, einfach so aus dem Dasein. Ich schrieb in der Folge Kondolenzmails und bemerkte in einer davon auch, dass ich ja als Literat in meinen Werken seit sehr langer Zeit das Thema des Todes als ständigen Wetzstein der Kreativität entdeckt habe. Und ihr könnt es euch leicht denken: das hat natürlich auch im OSM seine Spuren hinterlassen, dieses Thema. Deshalb ist es aus gegebenem Anlass vielleicht an der Zeit, heute eine erste kleine Fährte zu dem Mysterium des Todes zu legen, die euch in die Jenseitsphilosophie des OSM einführt… freilich nur ein erster Anklang dazu. Das Thema wird erwartungsgemäß noch sehr viel häufiger in Blog-Artikeln thematisiert werden.
Um hier jedoch tiefschürfender zu werden, bedarf es gewisser Geschichtenkenntnis im Rahmen meines Lebenswerks, und die ist derzeit für die Neuleser meiner E-Books noch nicht gegeben. Ich weise allerdings jetzt schon einmal hin auf eine in Vorbereitung befindliche Publikation, wo wir sehr dicht an das obige Thema herangelangen werden: Im Juni 2013 wird parallel zum fünften E-Book „Im Zug“ der erste OSM-Roman der Schriftenreihe Aus den Annalen der Ewigkeit (AdAdE) erscheinen, zu der ich natürlich beizeiten auch noch einiges berichten will.
Dieser Roman mit dem Titel „In der Hölle“ bringt euch als Leser an einen mysteriösen, legendären Ort (von denen der OSM, zugegeben, viele hat. Aber keiner besitzt diese magnetisierende Kraftausstrahlung): TOTAM, die Welt des Bösen selbst. Und dort besitzen die Naturgesetze, wie wir sie kennen, keine Geltung mehr, dort hört der Unterschied zwischen Leben und Tod auf zu existieren… um es sehr vorsichtig anzudeuten. Wer mehr wissen möchte, dem sei dieser Roman ans Herz gelegt, in der Reihe meiner E-Books mit Abstand das bisher längste Werk.
Kehren wir zurück zum Thema: Der Tod. Das Erlöschen aller körperlichen Funktionen, der Zerfall des Leibes, das Ende aller Hirnaktivität… wenn man von einer strikt materialistischen Sichtweise her kommt, ist dies das Ende. Das Leben endet, und es bleibt nur erkaltende, zerbröselnde Materie zurück, Knochen und Asche.
So kann man das betrachten, und ohne zu viel von der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ zu verraten, die ihr ja hoffentlich derzeit lest, darf ich bemerken, dass das Volk der Baumeister sich mehrheitlich ganz dieser Tradition verhaftet sieht. Die meisten Baumeister sind tatsächlich der Ansicht der Materialisten oder Monisten, die das Leben strikt auf die Zeitspanne zwischen Geburt und Tod beschränken und jenseits davon keinerlei alternative Existenzformen gelten lassen. Ich deute nur an: sie haben gute Gründe für diese Ansicht.
Dummerweise bin ich als nomineller Katholik und bekennender Dualist anderer Auffassung. Für mich endet das Leben weder mit dem Tod, noch beginnt es mit der Geburt. Der OSM ist handgreifliche Umsetzung dieser Ansicht in Form der kreativen Werke. Wer also als Materialist und Monist den OSM liest, wird immer wieder – in seinem Sinne irrationale – Dinge zu lesen bekommen. Wer hingegen der dualistischen Weltanschauung verhaftet ist, wie ich also, der bekommt sehr viel philosophisches Gedankenfutter geboten, einen wesentlichen Mehrwert des OSM.
Was brauchen wir, wenn wir vom dualistischen Standpunkt aus das Thema des Todes beleuchten? Wir brauchen zuvorderst natürlich das, was den Dualismus auszeichnet: die feste Überzeugung, dass der Körper allein nicht alles ist, sondern dass er über eine Komponente verfügt, die wir vorläufig in Ermangelung einer präzisen Definition (sie kann später im Rahmen der Blog-Artikel noch gegeben werden), als feinstoffliche Seele charakterisieren wollen. Der Leib mag zerfallen, ja, die Körperfunktionen erlöschen, ja. Aber, so sagen Dualisten, die Seele bleibt bestehen, sie vergeht nicht.
Kritiker mögen an dieser Stelle einwenden, dass die feinstoffliche Seele mit keiner Messmethode der Neurowissenschaften bislang nachgewiesen werden konnte. Das ist präzise, aber dieser Negativbeweis ist nicht zwingend eine qualifizierte Aussage in dem Sinn, dass es eine solche Seele nicht GIBT. Es ist höchstens eine Aussage dahingehend, dass wir mit den uns aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln eine solche Seele nicht ausfindig machen können.
Nehmen wir das als Faktum zur Kenntnis und gehen weiter.
Gesetzt den Fall, und hier treten wir über ins Reich der Spekulationen des OSM, gesetzt den Fall, die feinstoffliche Seele oder wie immer wir sie bezeichnen wollen, existiert tatsächlich und besteht aus einer Substanz respektive einer Art von energetischer Schwingung, die mit unseren Sinnen und Messinstrumenten nicht zu fassen ist… was hat das dann für eine Konsequenz im Falle des eintretenden Todes?
Im späten OSM hat das dramatische Folgen, auf die hier noch nicht eingegangen werden soll. Ich sagte ja, das Thema wird uns noch öfter beschäftigen. Vordergründig, und da sind wir im frühen OSM, der etwa die TI-Serie oder auch den oben erwähnten Roman einschließt, vordergründig heißt das, dass der Tod für den Betroffenen an Schärfe verliert. Ich spreche nicht davon, das Phänomen des Todes für die Hinterbliebenen kleinreden zu wollen, ihr Seelenschmerz ist allzu real, mögen sie so gläubig sein, wie sie wollen. Das reale Verlustereignis kann und sollte man nicht bagatellisieren.
Doch der OSM geht davon aus, dass das eben nicht alles ist.
Ich habe schon seit vielen Jahren in zahllosen Briefen davon gesprochen, dass die faszinierendsten und bestürzendsten Geschichten im Oki Stanwer Mythos eigentlich NACH dem Tod erst beginnen. Beispiele dafür wären etwa „Kämpfer gegen den Tod“ (1997), „Heimweh“ (2003) oder „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ (2005-2010). Hier sterben die Protagonisten am Anfang (!) der Geschichte, und hernach geht es erst richtig los…
Die Variationen des Todesthemas innerhalb des OSM, die euch bei Interesse beizeiten in der Reihe Aus den Annalen der Ewigkeit begegnen werden, zeigen euch die höchst unterschiedlichen Formen der Nachexistenz nach dem Tode, und ihr könnt euch darauf verlassen, so etwas wie Geister oder Untote sind davon nur ein sehr kleiner Teil. Es gilt in diesem Zusammenhang auch über solche Dinge zu sprechen wie TOTAMS Knochenstraßen, die Legion, das Matrixland oder eben auch über die schon verschiedentlich erwähnten Matrixfehler.
Und da der Raum nun allmählich knapp wird für diesen Blog-Artikel, möchte ich noch kurz einen Hinweis auf die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ einflechten: auch wenn das aktuell gar nicht absehbar ist, wird in der nahen Zukunft das Thema der „Seele“ hier eine ganz zentrale Rolle spielen. Und damit werden wir uns in einen Strudel der ideologischen Auseinandersetzung hineinstürzen müssen, in dem es um Religion, Glauben, Ideologie, Macht und Wahnsinn geht. Doch da diese Zusammenhänge noch eine ganze Weile hin sind, mag man es mir nachsehen, wenn ich hier nicht deutlicher werde.
Entscheidend ist hierbei, im Kopf zu behalten, dass der OSM eine Weltsicht repräsentiert, die dualistisch strukturiert ist und in der der Tod durchaus NICHT das Ende aller Dinge ist, sondern oftmals Komplikationen aufwirft, mit denen der Sterbende zu Lebzeiten gar nicht rechnet. Leser, die ein wenig mehr vom OSM wissen, werden hier schon ein wenig gruseln, weil sie gewisse Einblicke gewonnen haben… für alle Neuankömmlinge ist dies noch ein Bereich, in dem ihr Überraschungen zu gewärtigen habt.
Freut euch darauf, ich denke, es lohnt sich.
Bis demnächst, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.