Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

das yantihnische Volk, wie ihr es gegenwärtig in den TI-Episoden erlebt, also der OSM-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, ist ein außerordentlich wissensdurstiges Volk. Ursprünglich war es für lange Jahrtausende auf seiner beschaulichen Heimatwelt Rilecohr gewissermaßen eingesperrt, und wie für unsereins war der Himmel ihre Grenze.

Das änderte sich dramatisch, als der geniale Erfinder Yolaan in den Jahren nach dem ökologischen Beinahe-Kollaps zunächst die Prinzipien der Antigravitation entdeckte und anwendbar machte und wenig später jenen Antrieb entwickelte, der den Yantihni das Tor zu den Sternen endgültig aufstieß. Seit jenen Tagen trat die neue Zeitrechnung in Kraft, und der Moment des Jahres 0 wurde jenes Datum, zu dem das yantihnische Volk die Grenzen seines Sonnensystems endgültig sprengte.

Naturgemäß richtete sich der Blick der wissbegierigen Raumfahrer und Forscher auf den Raum zwischen den Sternen. Völlig selbstverständlich gingen sie davon aus, dass unter den vielen Hunderttausenden von Sternen Twennars, die nach Meinung der Astrophysiker geeignet sein mussten, Leben zu entwickeln,  vielleicht sogar intelligentes Leben beheimatet wäre.

Es folgten mehr als vier Jahrhunderte der stellaren Expansion und Exploration, wobei die Erschließung der nahen Sonnensysteme eher behäbig und langsam voranschritt. Die wagemutige Erkundung der ferneren Sternsysteme begann eigentlich erst nach der Gründung des Korps der Sternenforscherinnen und Sternenforscher der Spiralakademie im 4. Jahrhundert nach der Reichsgründung.

Die Suche nach Nachbarn im All blieb bedauerlicherweise erfolglos. Die letzte Sternenforscherin, die diesen Traum zu Grabe trug, war die Sternenforscherin Sianlee… und wie die Leser der Serie wissen, geschah das zu Unrecht. Über die gefährlichen Konsequenzen von Sianlees Handeln wird in der Serie mehr zu lesen sein. Hier soll es um etwas anderes gehen.

Die Forscher initiierten zahlreiche Programme, die in den Weltraum hinaushorchten und nach Funksignalen interstellarer Zivilisationen lauschten. Beziehungsweise nach charakteristischen Schwingungswellen, die ihrer Ansicht nach entstehen mussten, wenn ein Raumschiff das normale Raumzeit-Kontinuum verließ, um in ein interdimensionales Medium einzutauchen. Das ambitionierteste dieser Projekte war die Installation des Satellitenkreises der so genannten „Hyperscanner“ im Jahre 392. Er stellte, wenn man genau ist, ein letztes Aufbäumen raumfahrtfreundlicher Kreise dar, die versuchten, sich und ihre Ziele gegen eine immer stärker werdende Sparzwangfraktion zu behaupten. Die Sparer wandten mit Recht ein, dass die Tiefenraumforschung keine substanziellen Resultate erbringe und das Geld, das in dieses Projekt gesteckt werde, anderweitig besser verwendet wäre.

Nur zwei Jahre nach Etablierung der umstrittenen Hyperscanner brannte am 3. Ayuur 394 der gesamte Satellitenkreis bei der Sonne Tharnosh überraschend aus – durch Überlastung.

Da keine bisherige astrophysikalische Theorie dieses Phänomen erklären konnte, gingen die Yantihni der Spiralakademie notwendig von einer künstlichen Erschütterung des Raumes aus, und weitere Gelder für den Ausbau der Hyperscanner-Satellitennetze wurden bewilligt. Die Resultate sorgten jedoch nur noch für mehr Verwirrung.

Offensichtlich gab es irgendwo jenseits des explorierten Raumes, den die yantihnischen Sternenforscher bereits untersucht hatten, eine Region der Galaxis Twennar, in der sich von Zeit zu Zeit starke Hypereruptionen ereigneten. Zwar ließen sich die Schockwellen durch das Satellitennetz vergleichsweise gut verorten – die meisten davon fanden in einer Distanz von 2400-2700 Lichtjahren statt – , doch das Phänomen zu erklären, fiel den Astrophysikern alles andere als leicht. Genau genommen war es eine unmögliche Aufgabe.

Bis zu den 90er Jahren des 4. Jahrhunderts gab es eigentlich nur zwei gängige Theorien, wie es zu solchen Hypereruptionen möglicherweise kommen konnte. Die eine bezog sich auf Supernovaexplosionen, und zwar auf den instabilen Kollapszustand solcher Sterne, die eine ausgeprägte hyperdimensionale Aura besaßen. Solche Sterne waren in Twennar aber außerordentlich selten, und sie schienen überdies sehr stabil zu sein. In der Region, wo die bald „Beben“ genannten Erschütterungen stattfanden, traf man gar keine solchen Sterne an. Das schien also grundsätzlich auszuscheiden.

Die zweite Theorie basierte auf dem obskuren Konzept eines yantihnischen Physikers, eines Außenseiters, der auf den Namen Kapalan hörte. Er hatte die Existenz so genannter antagonistischer Sterne behauptet. Darunter verstand er das Gegenteil von Schwarzen Löchern, die ebenso wie reine Neutronensterne lange nachgewiesen waren. Seiner Auffassung zufolge erzeugten diese antagonistischen Sterne Materie in eruptiven Schüben und trügen so zur Verjüngung von Sterneninseln bei.

Niemand konnte solche Sterne jemals nachweisen, und das Konzept blieb eher esoterisch. Die „Bebengrenze“ oder „Bebenzone“, wie jene rätselhafte Region häufiger Weltraumerschütterungen genannt wurde, war indes Realität. Zwar schien das Phänomen, was immer es auch genau sein mochte, relativ stationär zu sein, das heißt, eine bestimmte, gut 2000 Lichtjahre entfernte Schranke nicht zu passieren… aber konnte man sicher sein, dass sich dieses Erzittern der Raumzeit nicht ausdehnte?

Nein.

Aufgrund dieser Tatsache wurde schließlich nach jahrelangen Beratungen in politischen Geheimzirkeln der Entschluss gefasst, eine sehr spezielle Raummission gezielt zur Bebengrenze zu lenken. Die für dieses Projekt ausgewählte, energische und durchsetzungsfähige Sternenforscherin Sianlee wurde zu höchster Geheimhaltung verpflichtet. Nicht einmal ihr Reisegefährte, der deutlich jüngere Vhentar, durfte in dieses Geheimnis eingeweiht werden.

Sianlee begann diese Reise im Sommer des Jahres 401 und war im Monat Yoysh 402 direkt in der Nähe der mutmaßlichen Bebenherde, rund 2445 Lichtjahre von der Heimatsonne Yinihr entfernt. Was hier genau geschah und was Sianlee entdeckte, ist unklar. Tatsache ist, dass sie allein aus jenem System zurückkehrte, das 38 Jahre später auf den Namen „Sianlees Rast“ getauft wurde. Eine Erklärung für die weiter andauernden Beben in der Region wurde nicht erbracht. Schwerwiegender noch für das Weltraumprogramm: Sianlee wandte sich von ihrem eigenen bisherigen Credo ab, dem zuversichtlichen Gedanken nämlich, es gäbe zweifellos intelligentes Leben in den Tiefen Twennars, man müsse nur lange genug suchen.

Diese von ihr von  nun an vehement vertretene Ansicht war der Todesstoß für das Tiefenraumfahrtprogramm. Erst in dem Moment, wo die alte Sternenforscherin allmählich immer hinfälliger wurde und sich der Sternenkrebs in ihrem Körper unaufhaltsam ausbreitete, was ihre Kräfte untergrub, da gelang es den Idealisten in der Spiralakademie, der Raumfahrtakademie und in der Regierung, Sianlees ehernes Diktum zu kippen und neue Langstreckenraumschiffe bauen zu lassen.

Die Befürworter dieses Projekts waren der Ansicht, dass die Beben in den Tiefen Twennars dringender denn je einer genauen Untersuchung bedurften, weil sie in den vergangenen zehn Jahren immer häufiger geworden waren. Sianlee konnte nichts mehr dagegen unternehmen. Und so kam es schließlich zum Start der GHANTUURON-Expedition, zur Wiederentdeckung des Systems „Sianlees Rast“ mit den furchtbaren Zeichen einer zerstörerischen Stellarzivilisation.

Nur für die Beben fanden die Yantihni der GHANTUURON noch keine Erklärung.

Noch nicht.

Ihr werdet bald Aufklärung über dieses Mysterium erhalten, und es sei jetzt schon gesagt: es gibt keinen Weg zurück in den Zustand der Unschuld…

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

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