Liebe Freunde des OSM,
mit dem vierten Teil dieser Blogartikel-Subserie verließen wir den Bereich des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH, 1982-1985), und heute gehen wir direkt über zu den Titelbildern, die von Brieffreunden zum KONFLIKT 14 des OSM beigesteuert wurden. Dabei handelt es, wie ihr wisst, um die Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC, 1983-1988).
Wir müssen hier zwei Phasen der Beteiligung unterscheiden. Zum einen inspirierte mein OSM-Lesekreis Freunde aus eben diesem Lesekreis dazu, Visualisierungen zu liefern, das geschah während der Schreibzeit selbst. Und dann kam es gegen Ende der Serienfertigstellung zu einem zweiten Schub der Illustrationslieferung. Soweit ich das sehen kann, hing das mit meinem um 1987/88 verfolgten Plan zusammen, zusammen mit meinem Leser René Mostard den OSM des KONFLIKTS 14 zu publizieren.
Natürlich, wer sich heute die Relikte dieses Planes anschaut – ich habe sie archiviert – , der kann darüber nur milde lächeln. Sehr viel mehr Elan als Befähigung war dort im Spiel, und vom Thema der Qualität schweigen wir lieber. Eingestanden. Aber das war eben damals so die Fankultur der rund zwanzigjährigen, heißblütigen Schreiberlinge wie mir. Man muss dennoch anerkennen, dass ich weit gesteckte Ziele verfolgte, damals schon.
Der OSM-Lesekreis umfasste nach meiner Erinnerung hauptsächlich Brieffreunde, die ich im Zuge meines Kontaktes zum „Terranauten-Club Universum“ (DTCU) gewonnen hatte, also beispielhaft Karl Haas und Bernd Held, außerdem Martina Solfrank, sowie Mitglieder meines eigenen Clubs, „LOVECRAFTS ERBEN“, zu denen René Mostard und Hans Hendler zählten. Sie bekamen damals die Originalepisoden herumgeschickt (was man diesen heute z. T. noch recht deutlich ansehen kann), weil ich bekanntlich kein Geld für Kopien hatte… ja, und auch kein rechtes Verständnis für den Wert von unikaten handgeschriebenen Manuskripten.
Am stärksten scheint mein Brieffreund Karl Haas damals von FdC beeindruckt gewesen zu sein, auch wenn seine Leserkommentare mit Abstand die lapidarsten waren. Wie komme ich dann auf meine Schlussfolgerung? Nun, Karl erstellte erst einmal eine Zeichnung, der er den Titel „Das Symbol des Sieges“ gegeben hatte (undatiert, ca. Frühjahr 1984, weil ich diese Illustration im Original dann auf den Band 37 der FdC-Serie aufklebte, „Zentrum des Bösen“, der das Fertigstellungsdatum vom 21. Juni 1984 trägt, das ist also das Datum post quem). Sie zeigt einen vielleicht etwas sehr groß geratenen Cranyaa in voller Kampfmontur, dazu ausgerüstet mit Fahne, Strahler und offenbar einem Vibratormesser in vollem Schwung. Proportional zum Körper ist der Kopf ein wenig klein ausgefallen. Den Hintergrund ziert eine skizzierte Gebirgslandschaft, die Ausführung erfolgte mit schwarzem, dünnem Filzstift. Schattierungen existieren nicht.
Das Bild begeisterte mich damals aus verständlichen Gründen, und auch heute noch muss ich sagen, dass es anatomisch eine der korrektesten Wiedergaben ist, die ein Brieffreund je von einem OSM-Lebewesen gemacht hat. Und Karl setzte noch eins drauf – er gehörte damals (ich allerdings ebenfalls, sollte ich ergänzend anfügen) – zu den Brieffreunden, die eigenes Briefpapier mit selbst gezeichneten Motiven entwarfen. Und was wählte er als Motiv? Einen seiner selbst gezeichneten Cranyaa! Das Motiv zierte noch viele Jahre seine Briefe, was meiner Vermutung, er sei von der Serie auch dann noch beeindruckt gewesen, als er sie nicht mehr las, einige Plausibilität verleiht.
Ich könnte mir auch denken, dass mich Karls Beharrlichkeit in der Motivverwendung darin bestärkte, ausgerechnet KONFLIKT 14 als Publikationsobjekt zu wählen. Das führte mich dann auch ziemlich unweigerlich zu einem weiteren Brieffreund, dessen Name heutzutage jeder Leser meiner E-Books kennt, der auch das Impressum eines jeden Werkes mitliest (okay, das werden vermutlich nicht allzu viele sein).
Die Rede ist von Lars Vollbrecht. Damals noch reiner Fan und enthusiastischer, von Comics begeisterter Illustrator, zeigte er sich von dem Gedanken, eine Fan-SF-Serie wie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ illustrieren zu können, fasziniert. Ich sagte ihm damals anno 1987 wahrscheinlich – präzise können wir das nicht mehr nachvollziehen, weil ich damals von meinen Briefen noch keine Durchschläge machte und er die alte Korrespondenz leider nicht aufgehoben hat – , dass für die Anfangsbände schon Titelbilder vorlägen. In der Tat ist denn auch sein erster Entwurf der für FdC 5.
Der Band 5 der Serie, Eigentitel „Die Sonnenhölle“, spielte im zentrumsnahen Bereich der Galaxis Hun’arc. Eine Expedition der insektoiden Cranyaa, die die Herkunft der rätselhaften silbernen Schollenschiffe ermitteln sollte, war hier unerwartet auf das Reich eines weiteren fremden Volkes gestoßen, der so genannten „Mogolker“. Sie wurden von den nonhumanoiden Mogolkern eingeladen, auf ihrer Hauptwelt Vo’hoccl an einem Fest teilzunehmen, doch während dieser Festlichkeiten liefen die „Urlauber“ der Cranyaa vom Schiff LUHMEN in eine Falle, der nur wenige auf Anhieb entgingen.
Ein Trupp Cranyaa verfolgte aus der Deckung heraus, was weiter geschah, und sie wurden Zeugen davon, wie die Mogolker die Gefangenen einem schwarzen Kristallmonolithen namens ROOKAX opferten, der offensichtlich die Lebensenergie der Cranyaa aussaugte. Dass Rookax, eine Dämonenwaffe von TOTAM, sowohl der Gebieter der Mogolker als auch der Tsoffags war, der silbernen Schollenschiffe also, und dass dies alles erst der Auftakt für den Angriff auf das Cranyaa-Reich sein würde, konnten die LUHMEN-Cranyaa natürlich nicht ahnen.
Das erste Titelbild von Lars zeigte denn auch eine prägnante Szenerie, wenn man den Inhalt der Episode kannte: Man sieht linkerhand eine ornamentierte Säule, hinter der sich – für den Betrachter im Bildvordergrund – klar ein Cranyaa verbirgt, der gut getroffen ist, allerdings von Lars ohne Bekleidung gezeichnet wurde. Das fiel mir damals gar nicht auf.
Rechts daneben eröffnet sich der Blick in einen dunklen Saal, der zu einem erheblichen Teil von einem riesigen Kristallmonolithen eingenommen wird, der ihn vor zeichnerische Schwierigkeiten stellte. Denn: wie stellt man auf einem Schwarzweißbild mit schwarzem Hintergrund einen schwarzen Monolithen dar? Das ist quasi unmöglich. Weswegen der schwarze Monolith denn bei Lars auch so aussieht, als wäre er aus hellem Glas gefertigt. Künstlerische Freiheit, muss ich zugeben. Zumindest gut improvisiert.
Direkt davor erkennt man fünf Mogolker, die den Betrachter ohne genauere Kenntnis vor Rätsel stellen. Man stelle sich Mogolker folgendermaßen vor: es handelt sich um Quasi-Molluskenwesen, deren „Skelett“ eine zentrale, auf der schmalen Seite stehende knöcherne Scheibe darstellt. Der Körper ist seitlich gewachsen, dort befinden sich auch die tentakelgleichen Gliedmaßen, die in Hautfalten geschoben werden können. Man erhält also den Eindruck von seltsamen „Kissen“, die sich vorwärts bewegen. Auf dem oberen Kamm wachsen Sinneshaare, die bei Lars etwas übertrieben dargestellt wurden. Das kann aber nicht wirklich überraschen.
Warum dies nicht? Weil die gesamte Bildaufteilung und Motivwahl zeigt, dass er den Inhalt der Episode nicht kannte, sondern ich ihm als Vorlage für die Illustration die Kopie meiner eigenen Zeichnung zuschickte, die die Ursprungsepisode FdC 5 schmückt. Auch bei den späteren Zeichnungen, die er für die Serie anfertigte – und es handelt sich dabei immerhin um nicht weniger als 26! – bin ich dann so verfahren. Dabei hat der Grad der Abstraktion konstant zugenommen.
Ich glaube, ich habe heute noch Gelegenheit, auf ein weiteres Bild einzugehen, das dem vorherigen direkt folgte. Es wurde von Lars für FdC 6: „Invasion auf der Brutwelt“ gezeichnet und folgt dem erwähnten Schema.
Gezeigt wird die Weite der Wüstenwelt Sayliih, der Brutwelt der Cranyaa, wobei sich Dünenlandschaft und Himmel etwa jeweils 50 % des Bildes teilen. In der unteren Hälfte ist von links oben nach rechts unten eine Fahrbahn zu erkennen, auf der sich ein Fahrzeug der Cranyaa nach rechts bewegt. Links und rechts der Fahrbahn auf den Dünenkämmen sind pilzförmige kleine Türme zu erkennen, die den in der Episode erwähnten Überwachungsautomatiken für den Cranyaa-Nachwuchs entsprechen.
Vom Himmel herab stoßen in einer langen Kette, die damit an klassische B-Movies der 50er Jahre erinnert, eine Gruppe von 7 Raumschiffen herab, die von hinten nach vorne größer werden. Das vorderste feuert aus zwei Geschützen direkt auf den Betrachter, die Energieblitze vereinen sich zu einem Keil am unteren Bildschirmrand.
Leider hat Lars aus den „Schollenschiffen“ der Tsoffags, die im Original auf meiner Vorlage deutlich zu erkennen sind, klassische UFOs gemacht, aber da kann man nur seufzend sagen: künstlerische Freiheit. Ich musste ja froh sein, überhaupt Illustrationen zu haben, meine eigenen waren eher nur skizzenhafte Vorlagen, die ich auch heute noch für die Veröffentlichung eher mit Skepsis betrachten würde. Von professionell wollen wir da mal gar nicht reden.
Beide Illustrationen führte Lars mit schwarzer Tinte aus, wobei das erste mit deutlich mehr Schraffur und Differenzierung ausgearbeitet wurde, das zweite ist wohl deutlich schneller entstanden als das zu FdC 5. In der Folge sollte er dann aber noch sehr viel experimentfreudiger werden, das wird gewiss in der nächsten Ausgabe dieser Artikelreihe zutage kommen, worin ich mich dann etwas stärker am Riemen reißen und mehr und präziser zu den Bildern etwas sagen werde. Versprochen.
Für heute sind wir schon wieder am Schluss der Ausführungen angekommen, und damit im Jahre 1987. Ich kann noch ergänzen, dass diese Bilder übrigens tatsächlich in Band 2 der veröffentlichten FdC-Serie im Januar 1988 in Vervielfältigung das Licht der Welt erblickten. Das hat fraglos dazu beigetragen, dass Lars am Ball blieb. Mehr dazu, wie gesagt, im sechsten Teil dieser Artikelreihe.
…und in der kommenden Woche kümmern wir uns dann um eine Leserfrage, die mich selbst ein wenig verdutzte, die aber vielleicht schon viele von euch ebenfalls umgetrieben hat, wenn eines meiner E-Books an den Start ging. Um welche? Ach, ich würde sagen, da lasst euch einfach mal überraschen.
Für heute soll es das jedenfalls mal wieder gewesen sein. Bis bald, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.