Liebe Freunde des OSM,
die Situation war absolut denkwürdig, doch vermutlich ist mir das als einzigem von uns an jenem Abend des 2. Januar 2014 aufgefallen. Es war der erste Abend des traditionellen monatlichen SF-Stammtisches in Braunschweig, und wir waren im Café DIALOG am Rebenring unter anderem zusammengekommen, um die Feinplanung für den Convention „Raum & Zeit Continuum III“ festzuklopfen. Zu unserer erfreulichen Überraschung wurde die traditionelle Gruppe von Claudia Hagedorn, Wolfgang Czichos und mir um einen Gast bereichert, der sich uns via Mail schon angekündigt hatte – Tobias Tantius, seines Zeichens gebürtiger Wolfsburger, Mitglied in der Literaturwerkstatt Gifhorn und Autor von Science Fiction-Geschichten, u. a. im E-Book.
Es kann nicht verwundern, dass ich da natürlich ganz besonders neugierig war, sozusagen endlich mal „auf Augenhöhe“ eine kreative Diskussion zu pflegen. Und selbst wenn ich zugeben muss, dass der Zeitpunkt familiär für mich etwas ungünstig war (mein Anfang Dezember verstorbener Vater sollte am kommenden Nachmittag beerdigt werden), versuchte ich, das Beste daraus zu machen.
Wenn zwei Literaten zusammenkommen, ist es einfach völlig natürlich, dass unweigerlich das Gespräch auf die eigenen und die Werke des Gegenübers kommt. Das geschah auch an diesem Abend. Und erwartungsgemäß war es dann so, dass ich ein breiteres Oeuvre hatte und auch auf sehr viel mehr „Parties“ unterwegs war, wenn man damit jetzt kreative Projekte betrachtet, die parallel laufen. Regelmäßige Leser meines Blogs werden das natürlich wissen.
So kam irgendwann im Laufe dieser gut drei Stunden währenden, extrem angenehmen und unglaublich aufmunternden Unterhaltung die Frage auf, woran ich denn gerade so arbeitete. Und der Moment war selbst aus der Rückschau vergnüglich. Etwa sinngemäß meinte ich: „Ich arbeite hauptsächlich am 1.675. OSM-Werk…“
Die Verblüffung war ziemlich gelungen. So etwas hört man schließlich nicht alle Tage. Zu erläutern, was ich in dieser Geschichte hingegen SCHRIEBE, wäre mir einigermaßen schwer gefallen. Aber hier und heute, wenn ihr diese Zeilen zu lesen bekommt, könnt ihr mit dem Handlungsort dieses „kleinen Jubiläumsbandes“ etwas mehr anfangen, als es Tobias und die anderen Versammelten im Januar gekonnt hätten.
Ich habe OSM-Band 1675 dann tatsächlich am 3. Januar 2014 beendet. Er trägt den Titel „Fluchtziel Koloron“ und umfasst 107 Manuskriptseiten. Dabei handelt es sich allerdings um Teil 2 eines Zweiteilers, nämlich um die Episode 53 der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ (KONFLIKT 19), mit dem ich 1991 begonnen habe. Ja, manche Serien brauchen etwas länger, wie ihr wisst.
Der Planet, auf dem das alles anno 2081 irdischer Zeitrechnung spielt, ist eine Welt, die euch seit Anfang Mai 2014 wohl vertraut sein könnte… man erreicht sie vom solaren System durch ein schwarzes Baumeisterportal über die Venus, und anno 2057 ist hier ein junger Ire namens Ian Perry hindurchgegangen, der alles aus seiner Vergangenheit nur vergessen wollte. Stattdessen fand er eine neue Welt und schließlich eine neue Liebe und eine neue Bestimmung.
Ihr wisst, von welcher Welt, von welcher Geschichte ich rede – die Rede ist von jenem Planeten, den Ian „Swamp“ nannte und der bei den humanoiden Kleinis als „Shoneei“ bekannt sein wird. Aktueller Name lautet unter den terranischen Siedlern „Dawson“. Erstmals von dieser Welt gehört habt ihr (jenseits des Blogs) in dem OSM-Roman „Ian und der Stein der Götter“, also dem zweiten Band der Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“.
Nun, und der Band 1675 des OSM greift die Gegenwart dieser Welt auf, oder jene schreckliche Zeit, in der der KONFLIKT nach Dawson überschwappt und Mord und Totschlag, Intrigantentum, Verrat und Leiden mit sich bringt. Eine Zeit, in der terranische Siedler, terranische Interventionssoldaten, berinnyische Gestaltwandler, Klonwesen, mörderische Grauhäutige, ein leibhaftiger Baumeister und ein Zeitreisender ein höllisches Stelldichein geben.
Vielleicht ist es ganz gut so, dass es noch geraume Zeit dauern mag, ehe ihr diese Geschichte zu sehen bekommt. Denn wann ich den KONFLIKT 19 publiziere, steht noch in den Sternen. Derzeit habe ich nicht mal genügend Finanzmittel, um allzu lange mit KONFLIKT 2 durchzuhalten, so gern ich das auch möchte.
Doch am 3. Januar, als ich diese Geschichte beendete, da durchströmte mich dieses wunderbare Gefühl, endlich wieder einen wirklichen, wichtigen Meilenstein des OSM solide verankert und fertig formuliert zu haben. Es war auch höchste Zeit, besonders für dieses Werk. Schließlich hatten die Schreibarbeiten an DM 53 bereits am 27. November 2010 begonnen.
Ja, man kann auch an einzelnen OSM-Episoden jahrelang schreiben, das ist die reine Wahrheit.
Wie ich neulich schon einmal schrieb (Wochen-Blog 56), war dieser Jubiläumsband OSM 1675 auch eine Form von Blockade, die mich daran hinderte, weitere Werke zu verfassen. Dass ich es im Dezember nicht mehr vollständig schaffte, die Episode unter Dach und Fach zu bringen, war schade, aber irgendwie nicht anders zu erwarten – zu viel Weihnachtspost, zu viel Kondolenzpost wegen meines Vaters, zu starker Zeitdruck. So kann ich bei wichtigen, hochkomplexen Geschichten nicht arbeiten.
Jetzt lässt diese „Jubiläumsstimmung“ allmählich nach, und ich kann mich, wo das ganze Jahr 2014 frei vor mir liegt (ich verfasse diese Zeilen schließlich bereits am 9. Januar, drum wundert euch nicht), voll auf all die faszinierenden langfristigen Projekte konzentrieren, die hier angefangen schlummern und in Bälde verwirklicht sein sollen.
Zu diesen Projekten gehört natürlich an erster Stelle die Arbeit an den zur Veröffentlichung anstehenden E-Books. Sodann kommen aber auch ein paar Dinge an die Reihe, die lange darauf warten mussten. Eine kleine Auswahl gefällig?
KONFLIKT 4: In der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ gibt es ein paar Lücken zwischen den realisierten Episoden, die ich dieses Jahr gern füllen möchte. Darin geht es um so interessante Dinge wie die legendären „Matrixfehler“ und um die Befragung des „Träumers“ Torkeron, der von Krieg und Zerstörung träumt, die auf die INSEL zukommen… aber Träume sind doch etwas völlig Substanzloses, nicht wahr? Zu dumm, dass das in diesem Fall nicht stimmt. Der Feind rüstet schon zum Angriff, und Leser, die den ersten Annalen-Band „In der Hölle“ gelesen haben, ahnen, was da auf die INSEL zukommt…
KONFLIKT 7: In der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ möchte ich gern die Abenteuer der Helferin des Lichts Theamin weiter beschreiben, die auf dem Weg zur Metropole Shallakhon ist, um hier ein so genanntes Helles Orakel zu befragen. Sie kann nicht glauben, dass angeblich alle Hellen Orakel schon lang tot sind… und ganz so verhält es sich ja auch wirklich nicht…
KONFLIKT 9: In der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ muss ich unbedingt den Pfad des Alli-Rebellen Reshtaar weiter verfolgen, der herausfinden will, ob es mit dem Untergang des Kaiserreichs von Trandin mit rechten Dingen zugegangen ist (ist es nicht, wie ich längst weiß, aber mein Wissen würde dem armen Reshtaar den letzten gesunden Schlaf rauben)…
KONFLIKT 19: Auch in der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ sollen die Fäden in der „spezialstrukturierten“ Galaxis Milchstraße weitergesponnen werden. Es geht um so genannte „Vergeltungskonvois“, die ganze Sternsysteme einebnen, es geht um Simulacra des Planeten TOTAM, um eine Verschwörung der Baumeister, und in der NISCHE, in die es Oki Stanwers „Flaggschiff“, den Raddampfer MISSOURI (nicht verlesen! Es ist ECHT ein Raddampfer!) verschlagen hat, wird nach einer Kaperung Kurs auf den mysteriösen „Raumzeit-Gletscher“ genommen werden…
KONFLIKT 21: In der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ greifen die Wogen des KONFLIKTS nach der Galaxis Leucienne. Auf der rätselhaften anderen Seite bricht derweil der Krieg der Totenköpfe aus. Und das ist erst der Anfang, denn es ist ein Totenkopf-Bote zum Anführer der Rebellen unterwegs, zum Totenkopf-Propheten, um ihm ein ungeheuerliches Bündnisangebot zu unterbreiten…
KONFLIKT 22: In der Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ habe ich lange kurz nach Band 50 stagniert, unmittelbar nach Oki Stanwers Wiederauferstehung. Nun ist die Serie vollständig digitalisiert und beinahe vollkommen glossarisch erfasst, jetzt kann ich daran gehen, die verworrenen Pfade dieses chaotischen KONFLIKTS zu verfolgen – hinab in das legendäre GRALSREICH, hinab in die Raumzeitblase der Veskoy, mitten zwischen die Fronten eines transtemporalen Krieges, der die Grenzen des Universums sprengt…
KONFLIKT 24: Die Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ ist noch eine Baustelle für 2014. Hier muss ich noch rund 30 Episoden abschreiben und alle vorhandenen gut 50 Episoden glossieren. Aber ich wünsche mir schon, den Band 54 „Tödliche Entscheidung“ endlich in diesem Jahr in Angriff zu nehmen… ah, fertigzustellen. Denn begonnen ist er schon lange. Es handelt sich um den Abschlussband des HANKSTEYN-Zyklus, und diese Episode wird sicherlich wenigstens den Umfang von OSM 1675 erhalten. Es wäre ein würdiger Band für OSM 1700 oder 1725. Letzteres klingt plausibler, sehr viel zeitiger werde ich damit bestimmt nicht zu einem Ende kommen.
Von KONFLIKT 28 erzähle ich erst mal nichts weiter. Das kommt vielleicht in Bälde noch.
Ihr seht jedenfalls: es gibt zahllose Baustellen im OSM, wo die Handlungsstränge geduldig darauf warten, von mir fortgeführt zu werden. Von den zahllosen Kurzgeschichten oder begonnenen Romanen will ich an dieser Stelle schweigen… obwohl ich hoffe, dass ich einige davon in diesem Jahr abschließen kann. Sehr gerne würde ich das mit dem Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“ tun.
Ob ich das schaffe? Wer weiß? Aber wenn sich das OSM-Projekt in diesem Jahr stabilisiert, werdet ihr davon gewiss hören.
Soviel zu meinen Plänen für 2013. Bis zum kommenden Sonntag!
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.