Liebe Freunde des OSM,
ich gebe zu, ich war auf das Jahr 1999 nicht wirklich vorbereitet. Als es endlich am 31. Dezember endete, blickte ich auf ein Jahr zurück, das, was den OSM angeht, außerordentlich desolat ausgefallen war. Weshalb? Nicht unbedingt, weil ich OSM-müde war oder weil es nichts mehr zu erzählen gegeben hätte… ah, weit gefehlt, meine Freunde. Der Oki Stanwer Mythos ist grundsätzlich ein Werk, das aus sich selbst heraus immer neue faszinierende Themen gebiert, einem stetig aktiven Vulkan nicht unähnlich. Und ihm gleich legt der OSM bzw. der ihn steuernde „Fluss der Bilder“ eben manchmal Ruhepausen ein und lenkt dann meine Aktivität in andere Bahnen.
Da es hier indes primär um den OSM gehen soll, halte ich meine Ausführungen zu anderen Aktivitätsgebieten dann aber eher kurz. Eine Ausnahme stellen die Aktivitäten im Rahmen des Archipels dar, von dem ich jüngst schon ausführlicher berichtete. Und er war es auch, der mich in diesem Jahr auf recht überraschende Weise gefangen nahm. Zusammen mit anderen Tätigkeiten führte er dazu, dass ich lediglich 20 Werke des OSM in diesem Jahr schreiben konnte. Wer das für ein sehr betrübliches Ergebnis hält, kann mir die Hand schütteln, ich sehe das ganz genauso. Leider – und das war ebenfalls unvorstellbar für mich – sollte das noch nicht der Tiefpunkt meiner Aktivitäten für den OSM sein, der ist vielmehr im Jahr 2001 zu verorten, zu dem ich noch kommen werde.
Doch der Reihenfolge nach.
Ich begann das Jahr 1999 mit KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, wo ich mit Band 36 „Universale Manipulateure“ den Vierteiler um das Reich von Veskoy begann und ein faszinierendes Volk kennenlernte, das ich dem Namen nach schon seit Jahren kannte. Aber wenn man einem solchen vollkommen künstlich erschaffenen Volk mit undurchschaubarer Psyche und geradezu monströsem Äußeren erstmals begegnet – mir wenigstens ging es so – , dann stockt einem schon der Atem. Ich ließ mich davon aber nicht beirren…
Das Beirren erfolgte dann am 9. Januar, als meine Schreibmaschine überraschend ausfiel. Solche Scherze des Schicksals behindern mich regelmäßig nachdrücklich. Als der Januar mit 5 geschriebenen Werken abgeschlossen wurde (darunter zwei Gedichte und eine Fanzineredaktion), war ich alles andere als erbaut.
Im Februar verharrte ich bei KONFLIKT 22, machte aber auch einen Sprung in den bereits beendeten KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (1987-1993), indem ich die Story „Wächter wider Willen“ schrieb. Nur eine Fingerübung, würde ich heute sagen. Außerdem begann ich am 20. Februar mit der etwas voreiligen Umarbeitung des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989) in das BUCH „Der SIEGEL-KONFLIKT“. Es kann aber nicht überraschen, dass ich daran bis heute nicht sehr viel weiter gekommen bin.
Warum das nicht? Na ja… der KONFLIKT 18 ist, wenn man genau sein möchte, die Weiterung des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ (1982-1985). Ich holte dort – auch stilistisch etwas trittsicherer geworden – vieles nach, was ich in KONFLIKT 13 nicht hatte schreiben können, weil ich darüber einfach nicht Bescheid wusste. Und ihr wisst ja, KONFLIKT 13 befand sich seit 1988 in der Romanumarbeitung („DER CLOGGATH-KONFLIKT“), war aber nach wie vor nicht fertig.
Solange ich aber den kurz CK genannten KONFLIKT 13 nicht fertig umgearbeitet hatte, musste jede Romanüberarbeitung des direkt darauf folgenden KONFLIKTS 18 einfach fehlschlagen. Da stockte und stagnierte die Arbeit also, und dem Fluss der Bilder ging das ganz genauso. Außerdem wurde ich durch meine leider sehr ambitionierten Pläne für das Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) behindert, dessen Chefredakteur ich ja geworden war.
Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, statt nichtssagender Vorworte ausführliche, gut durchdachte und inspirierende Editorials zu schreiben. Außerdem begann ich damit, eine Artikelserie zu verfassen, die in lockerer Folge erscheinen sollte und „Bausteine der Kreativität“ genannt wurde. Und ich wollte die Veröffentlichung der Edward-Norden-Saga (ENS) fortsetzen. Doch während vorher nur der Roman „Odyssee in Arc“ in einer 1:1-Kopie meines anderthalbzeiligen Skripts von 1987 den Weg ins BWA gefunden hatte, begann ich den Folgeroman „Der Herrscher von Arc“ nun gründlich nachzubearbeiten (immer gemessen am Standard von 1999). Und das kostete ebenfalls Zeit.
Im März grub ich mich weiter durch den CLOGGATH-KONFLIKT, schrieb ein wenig an KONFLIKT 22 weiter und sprang dann in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne (FvL)“, wo ich in den zurückliegenden 10 Jahren (!) erst bis Band 11 gekommen war. Mit Band 12 „Jagd nach einem Alassor“ und dem Folgeband „Der Tiefschläfer“ kam nicht viel mehr Logik in die ganze Serie, leider.
Am 11. April beendete ich die sehr zeitintensive Hausarbeit über die Volksdeutschen in Polen 1918-1939, und fünf Tage später gelang es mir endlich, mit „Evi und Petra“ den zweiten Archipel-Roman abzuschließen.
Ihr kennt mich – natürlich ging gleich ein weiteres Projekt los. Und wieder war es kein OSM-Projekt, sondern eins… für BWA. Diesmal hatte ich mir zur Stimulierung der eher etwas clubmüden Stimmung eine mehrteilige Kurzgeschichte ausgedacht, die Rufus Argoyle genannt wurde. Daran sollten schließlich mehrere andere SFCBWler mitarbeiten. Sie war auf sechs oder sieben Teile limitiert (ich bin mir aus dem Stegreif nicht mehr ganz sicher, ob es sieben waren).
Gegen Monatsende kehrte ich dann auch in den KONFLIKT 28 zurück, also in die Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“. Mit den Bänden 21-23 konnte ich innerhalb des Mais 1999 immerhin den Schluss eines faszinierenden Vierteilers schreiben, in dem der Helfer des Lichts und Jesuitenpater Joseph Ghastor (der keine Ahnung von seinem Helferstatus hat) durch ein Zeitportal mit christlichen Fundamentalisten ins 12. Jahrhundert zurückversetzt wird – mitten in die von muslimischen Armeen belagerte Stadt Akkon. Die Aktionisten von PAX CHRISTI hatten allen Ernstes vor, Saladins Belagerungsarmee zu schlagen, die Eroberung von Akkon ungeschehen zu machen und durch ein Zeitparadoxon ein christliches Mittelalter zu neuer/alter Blüte zu führen.
Dummerweise, und das verstand ich wirklich überhaupt nicht (das wird euch ähnlich gehen), spürte ich ganz genau, dass Ghastor KEINE Zeitreise durchgeführt hatte. An der Zielzeit, in der er sich befand, ließ sich gleichwohl nicht rütteln. Richtig gruselig waren aber die Allianzen dieser Zielzeit: auf der Seite Saladins kämpften Totenköpfe mit autonomer Intelligenz, gekleidet in schartige, monströse Panzerrüstungen. Und in der belagerten Stadt Akkon herrschten gestrandete Raumfahrer, die imstande waren, ihre Gestalt zu wandeln: so genannte Berinnyer. Und zu allem Überfluss gab es auch noch Dämonenwaffen, die die Stadt unterwanderten. Chaos, wohin man schaute, und dem armen Ghastor und seinen Mitstreitern wider Willen von PAX CHRISTI lief die Zeit davon…
Ach ja… und als hätte ich nicht schon hinreichend Sorgen gehabt, mich zu konzentrieren, stürzte ich am 16. Mai auch in den dritten Archipel-Roman. Ich erwähnte neulich ja schon, dass ich im ersten Roman, „Die drei Strandpiratinnen“, auf eine bezaubernde junge Blondine an Bord des Seglers ALWANNEKHOR gestoßen war, Christina. Der Roman „Christinas Schicksal“, an dem ich nun zu schreiben begann, behandelte zunächst die direkte Anschlussgeschichte:
Die ALWANNEKHOR bekam nach dem Versagen von Kapitän Shaloon im Fall der „Strandpiratinnen“ einen neuen Kommandanten, Achmed Nestorius mit Namen. Er verfügte rigide, dass die beiden Mädchen an Bord auf der nächsten Insel, die sie erreichten, verkauft werden sollten. Diese Insel hieß Zellaar und war eine triste, dünn besiedelte Dschungelinsel, deren einziger Vorteil in ihrer Nähe zu der legendären Tempelinsel Nooresh bestand.
Hier wurde Christina also verkauft… und der Mann, an den sie geriet, war ein Seemann namens Garez Escobar. Zu dumm: Christina erinnerte ihn an eine verflossene Liebe aus einem fernen Inselkönigreich namens Zhiongar, aber er war sich sicher, dass sie vor drei Jahren verstorben war. Noch dümmer: im Laufe des Romans kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass Garez sich geirrt hatte – die vermeintlich verstorbene Liebe war jene heutige (erinnerungslose) Christina, und damit befand ich mich mitten in einem Gefühlschaos, wie ich es mir eigentlich überhaupt nicht hatte ausmalen können. Es warf mich gedanklich ziemlich aus der Bahn und absorbierte ich in der zweiten Jahreshälfte zunehmend. Außerdem stellte ich – bis Jahresende auf Seite 219 vorgedrungen – recht deutlich fest, dass dieser Roman sehr viel umfangreicher werden würde als die Vorgängerromane, und das verunsicherte mich natürlich. Ich war so lange Werke nicht gewohnt. Und das war erst der Anfang…
Verwirrt versuchte ich, auf vertrautem Terrain wieder Fuß zu fassen, im Juni etwa in KONFLIKT 24 des OSM, also in der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK), wo ich mit Band 32 „Kommandounternehmen Calwenor“ ins Reich der gestaltwandelnden Tassiner zurückkehrte. Ich kam nur zwei Bände weit.
Im Juli entstand eine weitere Geschichte für das BWA – ihr kennt sie heute als mein E-Book, das im Dezember 2013 erschienen ist. Genau, „Die Katze, die die Sonne stahl“. Fürwahr keine OSM-Geschichte. Ich schrieb an den langen Werken weiter (Christina, Herrscher von Arc, Rufus Argoyle), machte an den regulären BWA-Ausgaben weiter, schrieb Editorials und Gedichte. Und Ende Juli entstand ein neues Fragment des OSM, „Die Tänzer der Wahrscheinlichkeit“. Das ist heute immer noch ein reichlich surreales Fragment.
Der August stand wieder im Zeichen unterschiedlicher Serien. Ich schrieb am KONFLIKT 24 weiter, dann an KONFLIKT 22, am CLOGGATH-KONFLIKT, und schließlich musste ich wieder eine Menge Zeit für die nächste Hausarbeit aufwenden, diesmal für ein biografisches Thema mit einer Schnittmenge zur Religionskritik („Bruno Bauer – Ein Rebell im Biedermeier“). Sie sollte erst am 21. September fertig werden und bis dahin jede Menge Energie binden. Im September kam ich überhaupt auf kaum einen grünen Zweig.
Der Oktober verlief nicht viel schöner, wenn man von einem Highlight absieht: Inspiriert von den NK-Episoden um die Galaxis Feuerrad, die ich im August geschrieben hatte, verharrte mein Bilderfluss in dieser Galaxis, und Ende September befand ich mich auf einmal in einem Paralleluniversum des KONFLIKTS 24, immer noch in der Galaxis Feuerrad… aber diesmal nicht als Besucher, sondern als Bewohner. Ich blickte durch die Facettenaugen des kleinen und jungen Xin Shorex’uss, der an Bord des Generationsraumschiffs Airexx-330 aufwächst und eine beunruhigende Gabe hat – er ist ein so genannter „Feuerspürer“. Und von ihm und der Geschichte, die sich mit ihm verbindet, erzähle ich im kommenden Teil dieser Serie. Da geht es dann um den Roman „Der Feuerspürer“.
In der kommenden Woche findet ihr hier den Eintrag „Logbuch des Autors 6: Jubiläumsstimmung“. Nicht verpassen, Freunde!
Bis dann, mit Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.