Liebe Freunde des OSM,

wir befinden uns im Oktober des Jahres 1995. Während mein Studium an der Technischen Universität Braunschweig beginnt, mache ich einen erzählerischen Alptraumtrip. Er führt mich in KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeits­team“ (1984-1997) in die Galaxis Feuerrad, von der ich verschiedentlich schon erzählt habe, ohne dass ihr bisher die Realsubstanz zu sehen bekommen konn­tet. Das ändere ich heute ein bisschen, um euch auf das einzustimmen, was gleich kommen wird. Nur zunächst eine grobe Skizze dessen, was hier vorgefal­len ist:

Oki Stanwer und seine Gefährten suchen in Feuerrad das geheimnisvolle Impe­rium der Synox und die mysteriösen Dunkelwelten, ein Geheimnis, das sie bes­ser nicht aufgespürt hätten. Denn die Dunkelwelten erweisen sich als Horte der legendären Dämonenzepter, deren Besitz die Kontrolle über die SIEBEN SIEGEL VON TOTAM und damit über Allmacht verspricht. So sieht es wenigstens aus. Leider gibt es Sicherungen, und alle auf der Suche befindliche Dämonen und Dämonenwaffen machen mit ihnen Bekanntschaft, schließlich auch Oki Stan­wer, der in diesem KONFLIKT in einen Robotkörper integriert ist.

Er findet tatsächlich ein Zepter, und was dann geschieht, ist der Schluss des Vierteilers – der Feuerrad-Zyklus wurde freilich fortgesetzt – , d. h. des Bandes 81 „Gerkan und die Siegelbewahrer“. Perspektive Oki Stanwer, Vorhang auf:

Meine Finger näherten sich dem Zepter, und aus den Augenwinkeln sah ich Mi­krosekundenbruchteile, bevor ich den stilisierten Schädel berührte, dass überall Blitze aufflammten, von den Augenhöhlen der Zepter ausgingen, aufeinander übersprangen…

‚Eine Kettenreaktion! Himmel, was um alles in der Welt ist daaaaaa…‘

Berührung.

Überschlag!

Ein feuriger Kokon aus SIEGEL-Energie schlug brachial auf mich zurück, während meine Finger an dem Zepter klebten und es nicht mehr loslassen konnten.

Ich sah, wie meine Handschuhe zerplatzten, wie das Gasgemisch meines Anzu­ges entwich, alles zerkochte, die Kunsthaut sich auf meinem Körper von einem Moment zum anderen verflüssigte und gleichzeitig zu verkohlen begann. Meine Fingerglieder schmolzen zusammen, die Gelenke kochten, überall fraßen sich Flammen und Explosionen in mich hinein.

‚Das ist das Ende…‘, fühlte ich. Es konnte gar nicht anders sein. Ich fühlte, wie immer mehr meines Kunstkörpers zerstört wurde, immer mehr und mehr, wie Glieder zerbarsten, unter den urtümlichen Energien zusammenschmolzen, und wie ich schließlich durch die Explosion meiner Sehzellen jeden Kontakt zur Um­welt verlor.

‚Cbalon! Beim Licht!‘, kreischten meine Gedanken, bevor die absolute Finsternis über mich hereinbrach.

Das war die Vernichtung.

Das Ende des KONFLIKTES.

So schnell, so unerwartet.

Aber am Ende war da noch ein Gedanke.

Und es war nicht der meine:

Dies sind die Dämonenzepter von TOTAM. Sie sind Teil der SIEBEN SIEGEL VON TOTAM. Wer an sie rührt, verändert sich vollkommen. Komm und sterbe, um zu leben.“

Mit diesen Worten endet – scheinbar – Oki Stanwers Existenz, zugleich die Epi­sode und der Vierteiler.

Tja, der Tod… wer kennt ihn nicht? Auch im OSM ist er natürlich ein häufiger und so gut wie niemals gern gesehener Gast. Dummerweise, und darauf wies ich schon hin, ist der OSM ein dualistisches Weltbild, und wenn wir davon aus­gehen (vgl. hierzu die Wochen-Blogartikel 9 und 57), dass unserem Sein eine feinstoffliche Seele zugrunde liegt, dann beginnt im Moment des Todes das Rät­seln.

Was folgt darauf?

Ich habe schon verschiedentlich darauf hingewiesen, dass der Tod im OSM manchmal nur das Eintrittsportal in eine sehr eigentümliche Form von Dasein und Weiterexistenz ist, und ich möchte die obige Szene dazu nutzen, heute einen kleinen Schritt weiter zu gehen.

Schauen wir uns, wenn wir mal den Blick von dem unglücklichen Oki Stanwer abwenden, dem daraufhin ein Schicksal blühte, das weit schlimmer war als der Tod und das noch sehr viele weitere Intelligenzwesen das Leben kosten sollte, nun eine andere Art von Existenz an, die auch hier auf den Dunkelwelten von Feuerrad aktiv ist.

Ich spreche von den Dämonen von TOTAM.

Vielleicht eher, als ihr glauben mögt, werdet ihr die Bekanntschaft dieser Wesen machen, und ich kann euch an dieser Stelle schon sagen, dass sie ziemlich un­verwüstlich sind. Von der optischen Erscheinung her sind sie Wesenheiten, die wahlweise rauchgraue, schwebende Kugeln von Kopfgröße darstellen – das ist ihre Ursprungsstruktur – oder aber aufrecht gehende, quasi-humanoide Entitäten, deren Aussehen frappierend dem eines Kutte tragenden Mönches gleicht. Das macht letzten Endes keinen großen Unterschied, denn Substanz be­sitzen sie im baryonischen Sinne offensichtlich nicht. Man kann durch sie hin­durchschreiten oder hindurchschießen, verletzlich sind sie in keiner Weise.

Dafür können sie selbst, paramental begabt und Mutanten von enormer Stärke, selbiges sehr wohl. Viele Dämonen sind imstande, Materie zu aktivieren und gegen fremde Wesen einzusetzen. Sie vermögen Substanzen zu entflammen, Häuserwände einzureißen, mit Überschallgeschwindigkeit zu fliegen und vieles weitere mehr. Unter dem Druck ihrer magisch-psionischen Kräfte bersten Blut­gefäße ebenso wie Staudämme, sie können Armeen wie Sturmwind wegfegen.

Und der Tod schreckt sie nicht. Das ist vielleicht das Beunruhigendste, was man von ihnen sagen kann. Es heißt, Dämonen von TOTAM können zwar vernichtet werden, aber tot seien sie deshalb noch lange nicht, und wiederkehren könnten sie selbstverständlich auch.

Für die Dämonen von TOTAM ist der Tod nur so etwas wie eine Ruhepause im Gefecht, ehe sie erneut antreten. Und auch sonst ist der Tod für sie eher… nun, sagen wir… gewöhnungsbedürftig.

Dämonenleichen etwa, die gibt es nicht. Wenn ein Dämon „vernichtet“ wird, entsteht ein so genanntes „Dämonengrab“. Passiert das auf einem Planeten, dann entsteht ein offensichtlich bodenloser Schlund, der ganze Häuserzeilen mit sich in die Tiefe zerren und den man nicht mit Materie auffüllen kann. Seit dem KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (1982-1985) ist bekannt, dass die Dä­monengräber direkt nach TOTAM führen. Man muss sich darunter also so eine Art von stabilem Wurmlochtunnel vorstellen, dessen Durchschreiten allerdings tödlich ist.

Das einzige Wesen, das eine solche Passage überlebt hat, von dem man weiß, ist im erwähnten KONFLIKT Klivies Kleines gewesen, doch nimmt Kleines immer schon eine Sonderrolle im OSM ein. Für alle anderen Wesen sind die Dämonen­gräber so unzugänglich wie die Schwerkraftschächte von black holes.

Was genau geschieht, wenn eine Seele eines „toten“ Dämons nach TOTAM zu­rückgeschleudert wird? Das ist nicht restlos geklärt. Sicher kann man nur sagen, dass die Dämonen, die auf solche Weise im KONFLIKT Schiffbruch erleiden, frü­hestens nach 5 Milliarden Handlungsjahren, also im kommenden KONFLIKT, wieder erwachen und in den Einsatz gehen. Zumeist sind dann auch ihre Na­men leicht modifiziert. Der Grund dafür ist noch nicht hinreichend erforscht.

Ihr merkt: für die Dämonen von TOTAM hat der Tod an sich, der unsere Existenz fest im Griff hält und unsere Seelen betrübt, wenn wir Gestorbene betrauern, seinen beißenden Stachel verloren. Er ist nur eine Art von temporärer Ruhepau­se, ehe sie sich von neuem in den Kampf stürzen können.

Und wie war das nun mit Oki Stanwer im obigen Zitatfall? Wer hat da zu ihm ge­sprochen, und was bedeutet diese groteske Bemerkung? „Komm und sterbe, um zu leben.“

Nun, er ist dem nächsten Verhängnis anheim gefallen, nämlich den SIEBEN SIE­GELN VON TOTAM, und sein Pech ist es, dass seine Essenz trotz aller Verwüstung erhalten bleibt, während sein Intellekt quasi aufhört zu bestehen. Die 32 Dämo­nenzepter brauchen ihn als Fokus und Gastkörper, und so wird Oki Stanwer zu einem zweiunddreißigarmigen Ungeheuer mit der Macht der 32 Zepter – eine Kreatur, die unbesiegbar ist, Welten einebnet, durch den Hyperraum rast, Raumflotten wie Herbstlaub wegwirbelt und durch ihre schiere Präsenz Leben dahinsiechen lässt.

Von diesem schrecklichen Moment an ist Oki Stanwer der SIEGELLENKER. Und eine Gefahr für das gesamte Universum. Und nein, natürlich war mit Band 81 noch nicht alles vorbei. Die Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ endete erst mit Band 110. Und bis dahin herrschte gewissermaßen Mord und Tot­schlag.

Von dem Thema des Todes und seinen vielfältigen Facetten im Rahmen des Oki Stanwer Mythos werdet ihr natürlich weiterhin hören… in Bälde. Lasst euch überraschen, welchen Teilaspekt wir dann anschauen werden.

Bis nächste Woche, wo ihr mir in Teil 18 der Artikelreihe „Was ist eigentlich der Oki Stanwer Mythos (OSM)?“ folgen könnt.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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