Liebe Freunde des OSM,
ich habe schon vor langer Zeit an dieser Stelle versprochen, euch ein wenig mehr über die lose Geschichtenreihe Aus den Annalen der Ewigkeit zu erzählen, die die erste aktuelle OSM-Serie flankiert (ja ja, Oki Stanwer und das Terrorimperium ist ja erst der Anfang…). Und der Moment ist passend, um das heute zu tun. Denn in diesen Tagen geht nach meiner Planung der zweite Roman der neuen Annalen der Ewigkeit an den Start, „Ian und der Stein der Götter“.
Schon aus dem Abgleich mit dem ersten derartigen Werk, „In der Hölle“, das im vergangenen Sommer erschienen ist, seht ihr sofort, dass diese beiden Geschichten – im Gegensatz zur TI-Serie – keine zusammenhängende Handlung erzählen, sondern so disparat sind, wie sie nur können. Sie spielen in unterschiedlichen Universen, sind Milliarden von Jahren voneinander getrennt und besitzen verschiedene Handlungsplätze und differierende Protagonisten.
Das unterscheidet nach meinem Verständnis die Werke der Reihe Aus den Annalen der Ewigkeit fundamental von den Serien wie der aktuell publizierten. Die Werke, die hier veröffentlicht werden, werden allein durch den roten Faden verbunden, dass sie allesamt im Oki Stanwer Mythos und seinen Welten spielen, ansonsten aber haben sie untereinander kaum bis keine Verbindung (Ausnahmen, die auch hier zyklischen Charakter besitzen, wie es etwa bei der sechsteiligen Edward-Norden-Saga oder dem mehrbändigen Romanzyklus um den Feuerspürer Shorex’uss der Fall ist, bestätigen eher die Regel).
Das bedeutet natürlich auch: jede einzelne Geschichte fängt quasi bei Null an… und sie besitzt zudem Anknüpfungspunkte zu anderen OSM-Werken, weil sie oftmals bestimmte offene Fragen beantwortet oder weiter verfolgt. Nehmen wir aus den neuen Annalen mal die beiden bisher erschienenen Werke:
„In der Hölle“ spielt im KONFLIKT 4, der von mir in der Serie Oki Stanwer – Der Insel-Regent, begonnen 2004, weiter ausgeführt wird. Dort existiert das Reich der Baumeister, die so genannte INSEL, und seit über zweitausend Jahren befürchtet man hier einen Angriff der Macht TOTAM, die aber noch nicht in Erscheinung getreten ist. Der genannte Roman beschreibt nun den Anfang dieses Handlungsstrangs, TOTAMS erstes Wirken im KONFLIKT 4, den ersten Griff nach der INSEL, und in den Episoden der Serie wird dieser Handlungsstrang dann fortgesetzt. Dennoch kann man die Geschichte grundsätzlich zunächst losgelöst vom Serienkontext lesen und verstehen.
„Ian und der Stein der Götter“ ist eine Momentaufnahme, die exemplarisch das Schicksal des jungen Ian Perry beleuchtet, der auf der Venus im Jahre 2057 das zurückgelassene Baumeistertor, das so genannte „Tor der Ewigen Seligkeit“ durchschreitet und auf den Planeten vorstößt, der direkt dahinter zu betreten ist. Leser, die später den KONFLIKT 19 Oki Stanwer – Der Missionar, begonnen 1991, zu lesen bekommen, werden schnell entdecken, dass diese Welt mit dem Planeten Dawson identisch ist, auf dem die Serie prinzipiell beginnt… aber sie dürften dann einige Akzeptanzschwierigkeiten haben, weil zu Beginn der Serie weit und breit kein Berinnyer in Sicht ist. Doch das täuscht natürlich, sie sind sehr wohl dort.
Auch diese Geschichte stellt dem Leser deutliches Mehrwissen zur Verfügung über diesen Handlungsschauplatz und einen Teil seines Personals. Das wird später bei der Lektüre der Serie hilfreich sein. Aber auch für sich genommen kann man diese Geschichte durchaus lesen und genießen, möchte ich behaupten.
Soviel zur neuen Reihe Aus den Annalen der Ewigkeit. Ich habe geplant, im Jahr ein bis zwei weitere Geschichten in dieser Reihe zu veröffentlichen. Beizeiten werde ich dazu im Rahmen meiner Blog-Artikel noch mehr sagen.
Doch wie ich andeutete: es gibt ja noch die so genannte „alte“ Reihe Aus den Annalen der Ewigkeit, und zu der möchte ich nun noch einiges sagen. Diese Reihe gibt es ja nach wie vor, und sie wird auch weiterhin existieren, weil ständig neue Ideen und Bilderflüsse nachströmen und Geschichtenfragmente erschaffen. So kann ich verraten, dass erst gestern früh (d. h., gemessen am Schreibdatum dieses Blogbeitrags, am 6. Dezember 2013) wieder eine Idee aufgeblüht ist, die ich noch nicht konkret einordnen kann. Sie wird aller Wahrscheinlichkeit „Der Sphäroid“ heißen und befasst sich mit einer Hinterlassenschaft des Volkes der Baumeister…
Die alte Reihe Aus den Annalen der Ewigkeit ist inzwischen schon recht alt, und anhand meiner Aufzeichnungen kann ich nachweisen, wann die erste Erwähnung nachweisbar ist. Sie datiert in den März des Jahres 1986 und findet sich auf der ersten Seite des Manuskripts „Die Dunkle Macht“, dessen Original mir dummerweise verloren ging, weil ich damals fahrlässig Originalmanuskripte durch meinen Brieffreundeskreis schickte. Viele Manuskripte sind auf diese Weise verschollen. In diesem Fall erhielt ich aber von meinem Brieffreund Peter Servay dankbarerweise eine Kopie seiner Kopie, sonst wäre diese Geschichte leider als verschollen zu betrachten.
Da ich damals wie heute Geschichten üblicherweise in mehreren Etappen schrieb, schätze ich, dass die eben genannte Ersterwähnung der Annalen in Wahrheit in den Winter 1985 zu datieren ist, wo ich mit der Geschichte eigentlich anfing. Ihr seht daran, dass der Grundgedanke der Annalen damit schon fast 30 Jahre alt ist.
Wie kam ich dazu, neben den OSM-Serien auch noch so etwas zu schreiben? Das war relativ simpel. Ich schrieb zur damaligen Zeit an mehreren Serien, aber die Idee, die ich zwingend hier niederschreiben musste, spielte im KONFLIKT 9 zur Blütezeit des okischen Imperiums… und obgleich ich damals an einer Rudimentversion des KONFLIKTS 9 arbeitete (Der Kaiser der Okis – 1990 dann abgebrochen und heute als Proto-OSM-9-Ebene Teil des OSM), war ich sehr weit von der Stelle entfernt, wo diese Handlung Teil der Serie hätte werden können.
Ich spürte also, dass ich eine separate Geschichte benötigte, und da ich schon eine Kladde führte, in der es zahlreiche ähnlich temporal „unpassende“ Geschichten in Kurzskizzenform gab, entschloss ich mich dazu, eine Reihe zu kreieren, in der ich, parallel zum Handlungsstrom des normalen episodischen OSM, solche Geschichten unterschiedlicher Länge niederschreiben konnte. Damals fühlte ich mich noch in der Länge der Episoden an eine Formatierung von maximal 10 Seiten gebunden… heute sehe ich das sehr viel flexibler, aber damals war ich halt etwas schematischer als in der Gegenwart.
Die Annalen hatten dabei ein Vorbild, und dieses Vorbild besaß wiederum eines, wozu ich jetzt einiges sagen möchte. Und da das deutlich länger dauert, als ich eigentlich annahm, wird auch diese Erörterung zwei oder noch mehr Teile bekommen müssen… nehmt es mit Gelassenheit, Freunde, ich hoffe, euch hiermit Dinge erzählen zu können, die sonst niemand weiß und die euer Hintergrundwissen über den OSM deutlich erweitern. Das kann nicht schaden.
Also, das Vorbild für die Annalen: In den späten 70er Jahren schrieb ich die heute leider zerstörte Serie Die Abenteuer der Galax, das war vor dem eigentlichen Beginn des OSM, und hierin inbegriffen waren Topoi des modernen OSM. Wir finden hier im Laufe der Zeit beispielsweise TOTAM vor, Oki Stanwer tritt als Handlungsperson ebenso in Erscheinung wie etwa Klivies Kleines und die Okis, zahlreiche Völker, die später im OSM stark ausgebaut wurden, tauchten hier erstmals auf.
Der Grund dafür lag in den alten Gedankenspielen mit meinem Bruder, die ja z. T. noch andauerten. Handlungspersonen aus meinem ersten handschriftlichen Roman „Der stählerne Tod“ (abgeschlossen 1979) traten dort in Erscheinung, teilweise wurden Handlungsstränge von dort fortgeführt, teilweise sublimierte ich auch Medienerfahrungen mit Serien wie Raumschiff Enterprise oder Kampfstern Galactica sowie Leseerfahrungen mit Heftromanserien hier.
Die Folge war, dass Die Abenteuer der Galax einen wirklich wilden Geschichtenmix darstellten, in dem man sowohl EXPLORER-Raumschiffe der Perry Rhodan-Serie entdecken konnte als auch Zeitexperimente, Totenköpfe und vieles andere mehr… und wiewohl auch diese Serie sehr vielgestaltig war, gab es damals bereits die Idee so genannter Galax-Sonderbände. Das waren – ihr seht die Analogie zu den späteren Annalen – Geschichten, die für den eigentlichen Handlungsstrang zu lang waren und deshalb in „Taschenbuchform“ ausgelagert werden mussten (wobei die „Taschenbücher“ A4-Schulhefte darstellten). Ein solches Werk, „Die Halbwelten“, ist davon erhalten geblieben. Beizeiten werde ich mehr dazu sagen können, aktuell ist es nur als handgeschriebenes Skript vorhanden.
Aber, so mögt ihr euch fragen, wie kommt wohl ein Knirps von etwa zwölf, dreizehn Jahren auf solche eigentümlichen Ideen? Damit kommen wir zum Vorbild der Galax-Sonderbände, und diese Erinnerung ist mir durchaus noch sehr präsent:
Im Jahre 1977 zogen meine Eltern und meine Geschwister mit mir innerhalb von Wolfsburg um in die John-F.-Kennedy-Allee 177. Wir waren hier im Stadtteil Detmerode von dem Wolfsburger Stadtteil Westhagen nicht wirklich weit entfernt. Und dort wohnte ein Arbeitskollege meines Vaters, den ich aus irgendeinem Grund mal besuchte… und er besaß ein Regal voll blauer, phantastischer Taschenbücher, die er mir durchaus bereitwillig nach und nach zur Lektüre auslieh.
Das war eine spannende Sache, denn auf diese Weise machte ich, der ich ja inzwischen dem Heftromanfieber verfallen war, die Bekanntschaft mit den so genannten Planetenromanen. Das waren die damaligen Taschenbücher der Perry Rhodan-Serie, die es in dieser Form schon sehr lange nicht mehr gibt. Die heutigen Neuauflagen im Taschenheftformat mögen interessantere Titelbilder besitzen, aber sie machen lange nicht mehr soviel her wie die damaligen Taschenbücher – das wenigstens ist mein eigener Eindruck.
Ich stellte jedenfalls durch diese Lektüre folgendes fest: es ist möglich, eine Romanserie zu schreiben und parallel dazu eine Taschenbuchreihe zu etablieren, in der diverse Themen der Hauptserie wieder aufgegriffen werden, für deren Ausarbeitung im Handlungsstrom der Serie kein Platz ist.
Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass dieser Gedanke für mich etwas unmittelbar Elektrisierendes hatte, zumal deshalb, weil ich ja gerade an Die Abenteuer der Galax arbeitete. Und speziell die Vergangenheit Oki Stanwers erschien mir damals unendlich wichtig. So viele Dinge, die mir beispielsweise bezogen auf das okische Imperium durch den Kopf strömten und die direkt aus den Gedankenspielen stammten, konnte ich in der Galax-Serie beim besten Willen nicht umsetzen. Dort galt das okische Imperium seit mehreren Jahrtausenden als untergegangen, Oki Stanwer war quasi als Relikt der Vergangenheit gerade wieder aufgetaucht.
Diese Vergangenheit war für mich aber absolut präsent. Also entwickelte ich nun die Galax-Sonderbände, in denen – quasi analog zu den Atlan-Zeitabenteuern in den Planetenromanen – Oki-Stanwer-Romane der Vergangenheit etabliert werden sollten.
Dazu kam es dann nie. Die Serie selbst ging in ihrem eigenen Handlungschaos zugrunde, aber aus der Asche der Abenteuer der Galax erstand der OSM. Und mit ihm schon nach wenigen Jahren die Idee der Annalen der Ewigkeit. Und wie es dann weiterging und was für Werke bis heute in dieser Reihe fertig entstanden sind, erzähle ich euch in Bälde.
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.