Rezensions-Blog 483: Wenn Napoleon bei Waterloo gewonnen hätte

Posted November 20th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer mich kennt bzw. schon länger meinem Blog folgt, der wird längst verstanden haben, dass ich als studierter Neuzeithistori­ker ein Fan von Alternativweltgeschichten bin. Ich bin da ganz auf der Seite des Historikers Alexander Demandt, der mal sinn­gemäß urteilte, historische Spekulationen des „Was wäre wenn“ seien keine müßige Zeitverschwendung, sondern würden viel­mehr das eigentliche Potenzial von Geschichte sichtbar ma­chen, insbesondere an den charakteristischen Wendepunkten der Historie.

Wir brauchen gar nicht im Abstrakten zu verharren. Schauen wir uns die jüngere Geschichte an, so stoßen wir an vielen Stellen auf Entscheidungen, die reale Geschichte wurden, die selbst ge­standene Zeitgenossen konsternierten und völlig undenkbar schienen. Ob es sich dabei um dem Mauerfall 1989 handelt, um das Ende der Sowjetunion 1991, um den Aufstieg von Bündnis 90/Die Grünen zur arrivierten Regierungspartei, um die Wahl ei­nes offensichtlich egomanischen Demagogen zum US-Präsiden­ten (oder dem eines Schwarzen zum Präsidenten) … viele hät­ten solche Ereignisse eigentlich für undenkbar erklärt. Und den­noch ist das unsere heutige Geschichte.

Zu jedem einzelnen dieser Ereignisse und unzähligen anderen aus dem Ablauf der Geschichte kann man sich alternative Deu­tungen denken. Vielfach hingen die Entscheidungen von schein­bar irrealen „Hinge-Faktoren“ ab: vom Wetter, von widrigen Ver­kehrsverhältnissen, von unvermittelten Krankheiten, kinderlo­sen Heiraten, militärischen Desastern, verdorbenen Speisen und vielem mehr.

Die Vielgestaltigkeit alternativer Entwicklungen der Geschichte macht eigentlich deutlich, wie vieles, was wir heutzutage für selbstverständliche Fakten der Geschichte halten, auch ganz anders hätte geschehen können. Und damit sind wir in der Are­na der alternativen Geschichte, auf die ich euch heute mit Ver­gnügen loslasse. Auch wenn diese Storysammlung inzwischen nur noch antiquarisch zu haben ist, lohnt sie jede Stunde der Lektüre, ihr werdet es rasch merken:

Wenn Napoleon bei Waterloo gewonnen hätte

(OT: If It Had Happened Otherwise)

Parallelweltgeschichten

Herausgegeben von J. C. Squire

Heyne 6310

400 Seiten, TB

August 1999

ISBN 3-453-14911-4

Wenn es anders gekommen wäre“ (If It Had Happened Otherwi­se) lautete der Originaltitel dieser Storysammlung, die für sich genommen schon eine Antiquität ist. Der Band ist ursprünglich nämlich im Jahre 1931 (!) erschienen und würdigte die damals im Schwange befindliche „Manie“ von Scheideweg-Geschichten, die der britische Historiker Sir George Trevelyan mit seinem Es­say „Wenn Napoleon die Schlacht von Waterloo gewonnen hät­te“ gewissermaßen begründet hatte. Diese im Juli 1907 (sic!) von der Westminster Gazette prämierte Geschichte findet sich in diesem Buch wieder. Sie war auch in der Originalsammlung vertreten.

Vierzehn parallele Wirklichkeiten präsentieren sich hier dem ge­neigten Leser, und es handelt sich sämtlich um faszinierende bis abstruse Darstellungen, die in einem wesentlichen Punkt von unserer bekannten Geschichte abzweigen, zum Teil mit ver­störenden Folgen.

Einige dieser Geschichten könnten – wie mir – bereits aus dem HEYNE SF-MAGAZIN bekannt sein, in denen Wolfgang Jeschke in früheren Jahren ein paar abdrucken ließ (so die Geschichte von H. A. L. Fisher und von Winston Churchill). Die anderen jedoch sind zum Teil atemberaubend:

In Wenn die Mauren in Spanien gesiegt hätten lässt die Zeitwei­che im Jahr 1492 bei Granada die Richtung wechseln. Die spani­sche Reconquista ist im entscheidenden Moment erfolglos. Die Mauren triumphieren und treiben die spanischen Herrscher in die Flucht. Ferdinand von Spanien stirbt ein Jahr darauf, Isabella begibt sich ins Kloster und warnt bis zu ihrem Tod im Jahre 1512 vor einem erneuten Angriff auf die maurische Macht. In späte­ren Jahrhunderten führt das unter anderem dazu, dass ein be­kannter Mann namens Benjamin Disraeli Großwesir im König­reich Granada wird. Und das ist nur ein Teil dieser Vision, die bis April 1919 führt …

G. K. Chesterton, eigentlich für Krimis bekannt, beschreibt in seiner Vision Wenn Don Juan d’Austria Maria Stuart geheiratet hätte eine Veränderung der britischen Politik, die die starke Po­sition Elizabeths I. von England unmöglich gemacht hat und da­mit auch die Katastrophe der Spanischen Armada von 1588 nie geschehen ließ …

Wenn Ludwig XVI. eine Spur von Festigkeit gezeigt hätte, dann wäre wohl laut dem französischen Schriftsteller André Maurois die Französische Revolution nicht ausgebrochen. Bekannterma­ßen entließ er auf Drängen der Adeligen den Minister Turgot, als dessen Reformen ihre Pfründe antasteten. Doch wäre das NICHT geschehen, nun, dann hätte er gewiss seinen Kopf nicht verlo­ren …

Die Perspektive eines gerade verstorbenen Historikers, der von einem Erzengel in das „Archiv der nichtverwirklichten Möglich­keiten“ geführt wird, ist natürlich eine schriftstellerische Figur, die besonders für mich als angehenden Historiker UND Schrift­steller von beträchtlicher Faszination ist.

Hilaire Belloc nimmt einen noch banaleren Anlass zum Aus­gangspunkt SEINER Version, um die Französische Revolution scheitern zu lassen. Bei ihm ist in der Geschichte Wenn Drouets Karren stecken geblieben wäre die Handlung schon weiter: die königliche Familie ist auf der Flucht, und der Soldat Drouet, der die Kutsche kommen hört, versucht verzweifelt, die Straße mit­tels eines Karrens zu blockieren, der allerdings im Finstern an­gekettet ist. Drouet ist erfolglos, und das hat schwere Folgen …

Wenn Napoleon nach Amerika entkommen wäre, vom britischen Historiker Herbert Albert Laurens Fisher (+1940) verfasst, liest sich ungemein faszinierend. Aus der Sicht eines jungen ameri­kanischen Lehrers, der Napoleons Ankunft im August 1815 in Boston miterlebt, breitet sich das Panorama der Aktivitäten des rührigen Korsen aus, der zunächst versucht, die Amerikaner zum Aufstand gegen die Franzosen und Briten aufzustacheln. Als dies misslingt, wendet er sich nach Südamerika und sucht sich einen charismatischen Verbündeten. Er findet ihn schließ­lich in niemand Geringerem als Simon Bolivar …

Bizarr schildert Harold Nicolson den Verlauf der weiteren Karrie­re des Schriftstellers Lord Byron in der Geschichte Wenn Byron König von Griechenland geworden wäre. In der Fassung eines Schriftstellers, der Byrons alias König Georg von Griechenlands heldenhafte Vergangenheit klarstellen will, erfährt man eine Menge Indiskretionen hierüber. Und wie Byron eigentlich gegen seinen Willen zur griechischen Galionsfigur wurde …

Wenn Lee die Schlacht von Gettysburg nicht gewonnen hätte, wäre laut Winston Churchill über kurz oder lang die E.S.A (Eng­lisch sprechende Assoziation) entstanden, die die Gegensätze zwischen Nord- und Südstaaten endgültig überwunden hätte – allerdings erst nach jahrzehntelangem, erbittertem Wettrüsten zweier amerikanischer Staaten in ein und derselben Bündnis­struktur – und die schließlich erfolgreich als weltweit größte Mili­tärmacht 1914 in Europa interveniert hätte. Eine faszinierende Vision, die umso beklemmender über 70 Jahre nach Abfassung wirkt in Anbetracht all dessen, was WIRKLICH geschah …

Wenn Booth Präsident Lincoln verfehlt hätte, hätte man, wie Milton Waldman ausführt, vermutlich herausgefunden, dass er viel autokratischer regierte als zu erwarten war. In dieser Welt, die er als Kritiker einer lincoln-apologetischen Buchpublikation beschreibt, schneidet der Präsident nicht sonderlich gut ab. Und was sein Ende angeht, nun … das ist doch etwas überraschend.

Sehr bemerkenswert möchte ich die Geschichte Wenn Kaiser Friedrich III. nicht Krebs gehabt hätte von Emil Ludwig hervorhe­ben. Nach seiner Vorstellung wäre dann das so genannte „Drei­kaiserjahr“ 1888 anders verlaufen. In diesem Jahr starb Kaiser Wilhelm I. im Alter von 91 Jahren. Kronprinz Friedrich aber plag­te zu dieser Zeit eine schmerzhafte Erkrankung des Kehlkopfes, und die Ärzte diagnostizierten Krebs, der unbedingt operiert werden müsse. Beides führte schließlich zu Friedrichs Tod nach nur 99 Tagen Regentschaft, so dass ihm der junge Prinz Wilhelm II. auf den Thron folgte – und schließlich den Ersten Weltkrieg maßgeblich mit auslöste. Doch wenn Rudolf Virchow SICHER ge­wesen wäre, dass es sich NICHT um Krebs handelte, wenn Fried­rich überlebt und auch keineswegs Bismarcks Entlassung ange­strebt hätte, dann wäre es denkbar gewesen, dass sich die Ge­schichte in die Richtung entwickelte, wie Ludwig sie laufen lässt – die Konsequenzen sind schier atemberaubend …!

Die Geschichte des Herausgebers J. C. Squire schließlich bringt den Leser auf die Fährte einer unglaublichen Enthüllungsstory. Was wäre wohl passiert, wenn 1930 entdeckt worden wäre, dass Shakespeares Werke in Wirklichkeit von Bacon stammen. Was sich aus den anfänglichen „Wühlarbeiten“ (im wörtlichen Sinn!) des Professor Skinner J. Gubbitt von der Jones University in Rhode Island auf dem alten Grundstück von Lord Verulam ali­as Francis Bacon ergibt, dürfte insbesondere für Shakespeare-Fans eine veritable Schockstory sein. Wenn man auf einmal beim Schlachter „ein Stück Shakespeare“ bestellt (weil man Schinken haben möchte) und was um alles in der Welt mit dem „Verräter“ Shakespeare passiert, der sich Bacons Werke „unter den Nagel“ gerissen hat, das reizt wirklich die Lachmuskeln und stellt gute Unterhaltung dar. Aber dann ist natürlich noch immer eine Frage offen: Wer um alles in der Welt hat denn nun, wenn BACON Shakespeares Werke schrieb, BACONS Werke verfasst …?

Bei der nächsten Geschichte, die in jeder Hinsicht gewöhnungs­bedürftig ist, wäre es sehr sinnvoll gewesen, wie bei den ande­ren einen kurzen Abriss der wirklich historischen Ereignisse vor­anzustellen. Wenn der Generalstreik erfolgreich gewesen wäre ist nämlich nichts anderes als der Auszug einer imaginären Zei­tung vom 31. (sic!) Juni 1930, in der von verstörenden und völ­lig verwirrenden Dingen die Rede ist: von einer Klage der Berg­bauunternehmer, die gerne dichtmachen würden, aber nicht können; von einem Milchsee im Hyde-Park; von Phantomstreiks; von der BBC, die versucht, Karl Marx „Kapital“ als Zwangsvorle­sung an die Zuhörer zu bringen – und vieles mehr. Das meiste bleibt selbst für Historiker wie mich unverständlich. Wenn man sich nicht sehr gut mit der britischen Geschichte der Weltwirt­schaftskrisenzeit auskennt, ist man hier wohl hoffnungslos ver­loren.

Wenn: Eine Jakobitische Phantasie nimmt wieder ein sehr reales Ereignis aufs Korn, das für mich als Leser sehr gut nachvollzieh­bar war. Der Grund lag in der Lektüre des Romanzyklus von Dia­na Gabaldon, der ja vor dem Hintergrund des Jakobitenaufstan­des von 1745 spielt.1 Diese Geschichte von Charles Petrie, am 30. Januar 1926 in The Weekly Westminster abgedruckt, geht davon aus, dass Charles Stuart siegreich blieb und England ge­wissermaßen katholisiert wurde. Bedauerlicherweise ist sie sehr kurz. Seufz …

Sir George Trevelyan nimmt in seiner titelgebenden Geschichte Wenn Napoleon die Schlacht von Waterloo gewonnen hätte an, dass mit dem 26. Juni 1815, als Napoleon die Konvention von Brüssel unterzeichnen ließ, seine kriegerische Phase endete und ein „Napoleon des Friedens“ das Ruder des französischen Staa­tes ergriff. Die Vision ist bestechend und beeindruckend. Was Trevelyans neuer Napoleon bis zu seinem Tod im Jahre 1836 noch alles bewegt, ist außerordentlich lesenswert und die Prä­mie, die er verdiente, auf jeden Fall wert …

A. P. Taylors Werk Wenn Erzherzog Ferdinand seine Frau nicht geliebt hätte weicht von den anderen Skizzen, Geschichten, Zei­tungsartikeln usw. insofern ab, als er die realen Hintergründe er­zählt, die zur Entstehung des Ersten Weltkriegs geführt haben. Nur zum Schluss ändert sich das. Aber hier ist das Abstraktions­vermögen des Lesers in hohem Maße gefordert …

Insgesamt betrachtet ist dieses Werk lange überfällig gewesen. Ein Buch, das erst nach fast 70 Jahren vollständig ins Deutsche übersetzt wird, ist eher ein Trauerspiel als irgendetwas anderes. Dennoch: gut ist es, dass man das überhaupt gemacht hat. Le­senswert sind fast alle der Geschichten. Und wenn man sich für Geschichte ebenso interessiert wie für Phantastik, dann kommt man hierbei ganz gewiss auf seine Kosten. Geschmückt von ei­nem beunruhigenden Cover von Thomas Thiemeyer – das einen alternden Kaiser Napoleon vor einer ruinenbedeckten Welt mit Atompilz im Hintergrund zeigt, was leider in keiner Weise der Ti­telgeschichte entspricht – ist das Buch eine Zierde für jedes Re­gal eines jeden Phantasten, der Alternativweltgeschichten zu schätzen weiß …

© 2001 / 2009 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche machen wir einen Besuch im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts und verfolgen den Pfad eines De­tektivs, der einer Verschwörung auf die Spur kommt.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. Diana Gabaldon: „Feuer und Stein“, „Die geliehene Zeit“, „Ferne Ufer“, „Der Ruf der Trommel“, „Der magische Steinkreis“, „Das flammende Kreuz“ und (bisher) „Ein Hauch von Schnee und Asche“ (Stand: Februar 2009).

Blogartikel 589: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 12

Posted November 17th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist immer wieder eine phantastische Erfahrung festzustellen, dass die Welt durchaus nicht nur aus düsteren und pessimisti­schen Erfahrungen besteht, sondern es auch unerwartete, inter­essante Lichtblicke gibt, die Mut machen, auch ambitionierte Projekte mit neuer Energie anzugehen. Zu solchen Projekten rechne ich das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, über das ich bei aktuellen Events gern Rede und Antwort stehe.

Dazu gab es jüngst in Braunschweig zwei schöne Möglichkeiten. In der vergangenen Woche Ende Oktober war ich Teil des Braun­schweiger Gründungstages im Trafo Hub, und wenn es dort dann auch wesentlich – aus gegebenem Anlass – um die Vertre­tung des Vereins KreativRegion e.V. ging, so gab es doch auch Gelegenheit, mit Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen. Und damit konnte ich dann zumindest kursorisch das titelgebende Projekt wieder in den Blick rücken.

Noch schöner gelang das am gestrigen Abend (29. Oktober), als im frisch installierten Nachhaltigkeitszentrum Braunschweig die neue 16. Ortswechsel-Veranstaltung des Hauses der Wissen­schaft stattfand. Unter dem Thema „Zukunft“ wurden innovati­ve, positive Ideen für die Zukunftsgestaltung mit Bezug auf die Arbeitswelt, die Stadtentwicklung und die Zukunftsforschung skizziert. Im Gefolge dieser Impulsvorträge konnte ich auch mit der Gastgeberin und einigen Gästen über die Frage der Nachläs­se verstorbener AutorInnen sprechen und den Plan, diese für die Zukunft zu retten und der Öffentlichkeit vorzuhalten.

Das entscheidende Stichwort war, meiner Ansicht nach völlig passend, „Kulturgutschutz“. Gerade in Zeiten, in denen wir al­lenthalben auf diesem Sektor Probleme erkennen können (etwa durch Verlagssterben, Zensurbestrebungen, Zusammenstrei­chung von kulturellen Radio- und Fernsehprogrammen oder ge­nerelle Kürzungen im Kultursektor), scheint es mir eminent wichtig, dass gerade an diesem Punkt besser nicht gespart wird.

Die Kurzsichtigkeit vieler politischer Akteure, die kurzfristige Rendite mit langfristiger Amortisation verwechseln, führt zu ei­ner Fehlsteuerung der finanziellen Förderströme, die ständige Nachfrage, „was bringt das kurzfristig an monetärem Gegen­wert“ ist zwar begreiflich … in vielen kulturellen Belangen greift sie aber zu kurz.

Das sind so ein paar Gedanken, die ich diesbezüglich in die Run­de werfen möchte. Wie man allerdings auch daran sehen kann, dass überhaupt ein Nachhaltigkeitszentrum Braunschweig ins Leben gerufen werden konnte (wenngleich die Fördergelder zu­nächst nur für ein Jahr Betrieb reichen, was ich zu kritisieren gestern Abend leider nicht umhin kam zu sagen), macht doch Mut, dass vielleicht mittelfristig ein Projekt wie das meinige, das sich um die Nachlässe von Autoren kümmern soll, nicht effekt­los verpufft und als schöner Traum austrocknet und verfliegt.

Ich war euch außerdem noch eine Seite Notizen schuldig geblie­ben, die ich im Februar in einer sehr inspirativen Diskussion festhielt. Die Anfänge hiervon findet ihr in den Blogartikeln 574 (4. August 2024) und 583 (6. Oktober 2024). Hier folgt also der Schluss dieser Notizen:

Stiftungssatzung

Mittelverwendung/Begünstigung muss klar definiert sein

Verein ist gemeinnützig, ohne Gewinnerzielungsabsicht

Stiftung ist mit Gewinnabsicht

To do-Liste erstellen

Reihenfolge der Punkte festlegen

Meilensteine

andere kulturelle Formate suchen – Präsenz dort planen

Werbematerialien

Businessplan?

Stiftung bestellt Geschäftsführer des Vereins

Stiftung hat Kontrolle über Verein

Beide müssen Vorstand zustimmen, um den besten Kandidaten zu finden

in erster MV [Mitgliederversammlung] verbindliche Satzung festlegen!

Hochschule als Mitglieder? Bspsw. Hochschulbund BS

CFI bei CoApp

Anfang März neues Gespräch – nach Buchmesse

(hat sich so leider aus verschiedenen Gründen nicht ergeben)

regelmäßige Kontakttreffen

Werbungsmöglichkeit für die Stiftungen im Stiftungsrat

Vereinsmitglieder sind langfristig Mit-Stifter!“

Damit enden diese vielfältigen Gedankenanstöße, die in Summe zeigen, dass der Projektgedanke gerade strukturell wohl deut­lich komplexer ist, als ich mir das bislang ausmalte.

Allein die hier ventilierte Idee, parallel einen Verein UND einen Stiftungsrat zu erschaffen, die beide interagieren und unter­schiedliche monetäre Zielsetzungen verfolgen, ist neu für mich und durchaus ungewohnt. Sie würde aber ohne Zweifel helfen, das notwendige Startkapital zu finden, das für die Umsetzung erforderlich ist.

Jüngst – auf dem Gründungstag, den ich einleitend erwähnte – erfuhr ich übrigens auch, dass sich viele Gründer völlig überzo­gene Vorstellungen davon machen, wie viel Startkapital vonnö­ten sei, um die Idee zu realisieren. Allerdings ist einschränkend hierzu zu berücksichtigen: Es ging dabei um produzierende Un­ternehmen, die ja einen physischen Gegenwert erschaffen, was die Amortisation von investierten Geldern deutlich leichter macht, als das in einem Autoren-Nachlassarchiv der Fall wäre. Denn machen wir uns hier nichts vor: Zunächst ist das Archiv ganz klar ein Zuschussgeschäft. Kulturguterhalt, das sollte allen, die sich mit dem Thema ein wenig auseinandergesetzt haben, klar sein, zielt auf langfristige Rendite, nicht auf schnellen, kurz­fristigen Gewinn.

Dabei klar im Weg steht natürlich so etwas wie der Zeitgeist, auch das ist vermutlich recht verständlich: politische Entschei­dungen, bei denen Kultur, allgemeine Information, zeithistori­sche Überlieferung für spätere Generationen gering geschätzt und dementsprechend wenig finanziell unterstützt werden, er­schweren es, solche Projekte zu realisieren. Auch eine Gesell­schaft, die in immer kürzeren Produktzyklen denkt, deren Auf­merksamkeitsschwelle sinkt und deren historisches Bewusstsein bedauernswert durch Kurzsichtigkeit und historische Vergesslichkeit gekennzeichnet ist, macht die Situation nicht leichter.

Diese Dinge müssen wir im Blick behalten und solchen Tenden­zen entgegensteuern, wenn wir das Problem des Kulturgutver­lustes beim Nachlass wegsterbender Autoren angehen wollen. Das ist jedenfalls nach wie vor kategorisch mein Anliegen.

Damit möchte ich für heute wieder schließen. Die Artikelreihe wird am 12. Januar 2025 an dieser Stelle fortgesetzt. In der nächsten Woche berichte ich über meine Schreibfortschritte in aktuellen Projekten, die der Monat März 2024 erbracht hat.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 482: Die Begehrte (1)

Posted November 12th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

italienische Autorinnen, die erotische Literatur schreiben – oder solche Romane, die gern als solche gelabelt werden, sind selten in meiner Bibliothek, das sei zu Beginn erst mal eingestanden. Das hat nichts mit Qualität zu tun, es ist einfach eine Frage der Verfügbarkeit. Ich bin da nicht irgendwie festgelegt oder sortie­re bestimmte Länder aus. Das scheint mir völlig nutzlos zu sein und nur ein Ausweis eines begrenzten Literaturhorizontes oder anderweitiger, ebenso wenig haltbarer Vorurteile.

Zugleich muss ich zugeben, dass mich das vorliegende Buch überrascht hat. Als ich es 2017 las, mehrheitlich, weil mich die haptischen Eindrücke so faszinierten, da nahm ich – naturge­mäß – an, das Werk fiele in die Kategorie „Erotischer Roman“. Tatsächlich verhält es sich durchaus anders, auch wenn es deut­lich expliziter Liebesszenen nicht entbehrt.

Aber worum es in der Geschichte der schönen jungen Lehrerin Eleonora Contardi tatsächlich geht, das solltet ihr besser im Fol­genden nachlesen:

Die Begehrte

(OT: L’oltraggio)

Von Sara Bilotti

Blanvalet 0580

336 Seiten, TB (2016)

ISBN 978-3-7645-0580-6

Aus dem Italienischen von Bettina Müller Renzoni

Eleonora Contardi ist wirklich nicht vom Glück gesegnet. Die junge Lehrerin ist aus Rom geflüchtet, weil sie dort in einer un­befriedigenden Beziehung zu dem wesentlich älteren Roberto stand und einfach nur ausgenutzt wurde. Sie brauchte Abstand zu den Dingen, und der einzige Ort, der ihr einfiel, war Bruges – ein kleines, idyllisches Anwesen in der Toskana, wo ihre Kind­heitsfreundin Corinne lebt, die sie seit fünf Jahren nicht gesehen hat.1 Eleonora weiß, dass Corinne dort zusammen mit dem er­folgreichen Geschäftsmann Alessandro Vannini lebt.

Gleichwohl wirkt sie in Bruges wie ein Fremdkörper, und das merkt sie sehr schnell, ebenso, dass die kleine Gemeinschaft in Bruges Geheimnisse hat, sehr seltsame und beunruhigende Ge­heimnisse. So hängt beispielsweise der Haussegen zwischen Corinne und Alessandro gründlich schief. Während sie sich der Hoffnung hingibt, er würde sie lieben, erweist sich der in jeder­lei Weise zuvorkommende und liebenswürdige Alessandro als eine Person, die mehr eine Heiligenfigur ist als irgendetwas sonst. Jemand, der sich kaum bis gar nicht öffnet, unverbindlich ist und immer nur kurzfristig für eine Frau entflammt. Für Corin­ne ist das zu wenig … und für Eleonora bald reichlich verstö­rend, da sie sich von ihm angezogen fühlt, ungeachtet seiner scheinbaren Unnahbarkeit.

Dann ist da noch sein Bruder Maurizio, der mit der stets unzu­frieden wirkenden Denise verheiratet ist, und der dritte Vannini-Bruder Emanuele, der bei einem alten Künstler namens Raffaele und dessen Freundinnen auf einem nahen Hof wohnt, bringt Eleonora dann endgültig aus dem Gleichgewicht. Wo Alessandro unerträglich ruhig und distanziert ist, ist Emanuele eine Art von schwarzem Schaf der Familie. Er macht keinen Hehl daraus, dass er bereitwillig jede Frau in weitem Umkreis flachlegt, und zu ihrer nicht geringen Bestürzung gelingt ihm das mit seiner animalischen Anziehungskraft auch mit Eleonora. Dabei zieht es sie doch eigentlich zu Alessandro hin … der wiederum mit Corin­ne zusammen zu sein scheint, von ihr aber immer weniger wis­sen möchte.

Und dann diese Andeutungen. Diese Rätsel.

Was ist dran an der Geschichte, dass Alessandro ein Verhältnis mit der Kultursachverständigen Michela hat? Hat er tatsächlich – wie behauptet wird – auch mal ein Verhältnis mit Denise ge­habt? Und haben sich Emanuele und er die Frauen untereinan­der geteilt und sie anschließend auf sichere Distanz „abgescho­ben“? Und dann … wie ist das mit dem geheimnisvollen Trauma der Vergangenheit? Emanuele ist angeblich in der Kindheit ent­führt worden und wochenlang von Erpressern gefangen gehal­ten worden. Hat das zu seiner Verhaltensweise der Gegenwart geführt? Oder sind die Dinge in Wahrheit ganz anders? Warum hat Eleonora das beunruhigende Gefühl, Teil einer bühnenreifen Inszenierung zu sein, bei der auf derbe Weise mit ihrem Herzen Ball gespielt wird? Und wo um alles in der Welt ist ihr eigener Platz in dieser seltsamen Welt …?

Die Trilogie von Sara Bilotti ist rein optisch ein faszinierender, sinnlicher Genuss, und allein deshalb hat sie mich schon vor Monaten durchaus gereizt. Der Preis von 14.99 Euro pro Band schreckte mich jedoch jedes Mal durchaus davon ab. Gemessen etwa an dem Preis des neuesten Werkes von Peter F. Hamilton, wo man für 20 Euro gut 900 dicht bedruckte Seiten bekommt, schien mir das Preis-Leistungs-Verhältnis hier in keiner Weise gegeben zu sein. Ich neige dann dazu, solche Werke antiqua­risch für einen Bruchteil der ursprünglichen Kaufsumme zu er­werben. So war es auch hier.

Der Roman wusste zu überraschen. Es handelt sich nicht eigent­lich um einen erotischen Roman, wie ich annahm, sondern eher um ein familiäres Beziehungsdrama, das aber faszinierend in­szeniert ist. Es braucht eine ganze Weile, die komplizierten Be­ziehungsdetails zu klären, und der Leser ist darum anfangs ähn­lich orientierungslos wie Eleonora Contardi selbst. Und schnell gerät man in eine vergleichbare Lage wie sie und wünscht sich, das Dickicht aus Lügen, Halbwahrheiten und Vorspiegelungen durchbrechen und die Quellen der Probleme ausfindig machen zu wollen. Die Autorin bleibt dabei ihrer Erzählperspektive treu, bleibt aber manchmal doch zu unentschieden und distanziert, um intensives Miterleben zu ermöglichen … das hat damit zu tun, dass Eleonora selbst Geheimnisse mit sich herumschleppt und Selbstreflexivität nicht zu ihren Stärken gehört. So hat sie beispielsweise eine Narbe, die mit einem Tattoo kaschiert ist, über deren Ursprung sie nie etwas sagt.

Auch als sie schließlich eine Entscheidung zwischen den beiden Männern fällt, von denen sie begehrt wird – weswegen der Titel des Bandes durchaus treffend gewählt ist – , spürt man deutlich, dass das noch nicht das Ende vom Lied ist. Es bleibt interes­sant, es gibt noch unaufgehellte Kapitel der Vergangenheit, und die Zukunft ist nach wie vor offen. Ich bin neugierig, wie sich die Geschichte entwickelt.

Für Leser, die hier einen erotischen Roman im Stile der Plaisir d’Amour-Reihe erwarten, ist das Buch sicherlich enttäuschend, wer sich hingegen für die Tiefen der menschlichen Beziehungs­geflechte interessiert, wird hier spannenden Lesestoff vorfinden.

Einwandfreie Leseempfehlung.

© 2017 by Uwe Lammers

Da dem vorliegenden Roman noch zwei weitere folgen, ver­schiebe ich weitere Erörterungen auf später. Ich deute nur noch an, dass wir uns in der kommenden Woche an dieser Stelle auf das Glatteis der kontrafaktischen Geschichte begeben werden – ein Glatteis, das für mich bislang auch in Jahrzehnten nicht an Faszination eingebüßt hat. Vielleicht lasst ihr euch von diesen Ideen neugierig machen und inspirieren.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wobei „Kindheitsfreundin“ ihr angespanntes Verhältnis nicht wirklich präzise be­schreibt, es ist sehr viel konfliktträchtiger. Von einer „Einladung“ auf ihr Landgut, wie es der Klappentext suggeriert, kann übrigens auch nicht die Rede sein.

Blogartikel 588: Langzeitprojekte 11 – Neu-Babylon

Posted November 10th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vielleicht erinnert ihr euch, dass ich vor langer Zeit mal an die­ser Stelle in meinen Blogartikeln von dem seltsamen Phänomen des Todes im Oki Stanwer Mythos (OSM) sprach. Ich wies da­mals, eher ein wenig akademisch-trocken, darauf hin, dass ich mich als Dualist verstehe. Also als jemand, der der Auffassung ist, das Ende der physischen Existenz sei nicht gleichbedeutend mit dem Ende von allem, was den Sterbenden ausmacht.

Kurz gesagt: Ich glaube, auch wenn ich dafür keine stichhaltigen Belege anführen kann, an die Existenz einer feinstofflichen See­le, und diese Einstellung führt im OSM zu sehr manifesten Kon­sequenzen. Manche davon sind ausdrücklich ziemlich unheim­lich, ich erinnere in dem Zusammenhang etwa an die Knochen­straßen TOTAMS und das monströse Heer von Untoten, die LE­GION.1

Ich erwähnte außerdem, dass diese Skelett-Fortexistenz nicht die einzige Möglichkeit eines Weiterlebens der Individualität nach dem Tod ist. Da gäbe es beispielsweise noch die Matrix­fehler, auf die ich heute nicht eingehen werde.

Und es gibt das Matrixland. Dorthin entführe ich euch heute mal.

Als ich im Oktober 1997 an dem vorliegenden Langzeitprojekt „Neu-Babylon“ zu schreiben begann, nahm ich naiv an, ich könne es rasch beenden. Aber so ist das mit den meisten Pro­jekten … gerade in diesem Fall verselbständigte sich das sehr, sehr schnell. Ich weiß heute viel besser als vor gut 25 Jahren, warum ich damit nicht weiter vorankam.

Das hatte zentral mit der Tatsache zu tun, dass die Vorarbeiten dieser Geschichte im KONFLIKT 23 des OSM zu finden sind. Und diese Serie, „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“, ist die letzte Skriptbaustelle der Episodenserien, die ich bis heute noch nicht begonnen habe. Das wird sich im Laufe des Sommers 2024 än­dern, das stimmt. Aber aktuell (6. Mai 2024) habe ich damit noch nicht begonnen.

Der zweite Grund liegt in der schieren Dimension dessen, wo die Geschichte handelt. Das Matrixland und die „Sümpfe der Wiedergeburt“ sind wirklich etwas, das man quantitativ kaum fassen kann, ein Möglichkeitsraum, dessen Grenzen an die Un­endlichkeit selbst rühren. Da gibt es also zwar in Romanen und Episoden immer wieder posthume Berührungspunkte, wie ich das mal kokett nennen möchte, aber sie bleiben doch eher flüchtig.

Nun könnte sich für euch natürlich noch eine Frage ergeben, vielleicht diese: Dies ist der 11. Beitrag der Artikelreihe der „Langzeitprojekte“. Wenn das Werk schon so lange „gärt“, wie ich es mal wenig charmant nennen möchte, weshalb habe ich es dann nicht schon längst in dieser Reihe früher erwähnt und dargestellt?

Das hatte vermutlich einen Grund darin, dass es einen tendenzi­ell massiven Spoiler für jene Leser enthält, die KONFLIKT 13 im E-Book beizeiten lesen möchten, also die E-Books der Reihe „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK). Die Hauptperson dieser Geschichte „Neu-Babylon“ ist nämlich eine der zentralen Per­sonen des CK. Und zwar nach seinem Tod.

Der charmante Vorteil ist hingegen, dass jeder Mensch irgend­wann mal sterben muss. Insofern gibt diese Tatsache nicht wirk­lich etwas über die Handlungsführung preis. Diese Details spare ich in den Zitaten unten auch tunlichst aus.

Aber schauen wir uns die Geschichte jetzt mal genauer an.

Auch die Hauptperson, der bärbeißige Yard-Commander Calvin Moore, ist bodenständiger Monist und der Auffassung, dass nach seinem Ableben nichts mehr von Relevanz folgt. Sterben = Licht aus, Ende des Films, danach kommt nur noch Schwärze. So stellt er sich das vor. Aber es kommt anders …

Sein erster Eindruck war der des Wassers.

Ringsumher war Wasser, war brackige Brühe, die ihn in die Tiefe zu saugen versuchte!

Er begriff nicht und ruderte hilflos mit den Armen umher, ging un­ter … und dann kamen die Überlebensreflexe durch und katapultier­ten ihn mit heftigen Schwimmstößen nach oben.

Das war kein Wasser!

Es handelte sich um eine widerwärtige, grünliche und stinkende Suppe, in der er trieb und die ihn wieder hinunterzuziehen versuch­te, hinab in die Tiefen, in denen ihn nur der Tod erwartete. Verzwei­felt strampelte er um sich, suchte Halt.

Vergebens.

‚Das ist ein Moor! Ein gottverdammtes MOOR … wie um alles in der Welt bin ich hierher …?’

Der Gedanke riss ab.

Da war keine Zeit zum Nachdenken, da war nur Zeit zum Han­deln!

Der Mann wuchtete seinen massigen Körper herum, versuchte ver­gebens, oben an der Oberfläche zu bleiben, tastete erneut, schlug um sich, suchte wild nach Halt …

Wenn das ein MOOR war, ein Sumpfloch oder dergleichen, dann MUSSTE es doch verflucht noch mal so etwas wie Wurzeln geben … so etwas wie Torfinseln, Vegetation, leichtes Treibgut … IRGENDET­WAS!

Er wollte nicht sterben!

Der Gedanke war irrwitzig, denn in diesem Moment erinnerte er sich an seinen eigenen TOD!

Der Schock der kurzzeitigen Erinnerung ließ ihn untergehen. Die grüngraue Brühe schwappte über ihm zusammen und erstickte ihn beinahe.

Er verdrängte hastig den mentalen Schmerz, den Anflug von schrillem Wahnsinn, der seinen Geist sprengen wollte, kämpfte sich wieder zur Oberfläche durch, prustete und rang nach Luft, weil seine Lungen nach Sauerstoff schrien.

Er riss den Mund weit auf, weil er spürte, dass nicht viel Zeit blieb. Der Morast zerrte an ihm mit unmenschlichen Kräften, gnadenlos, emotionslos …

Er schnappte nach Luft.

Die Luft stank genauso wie der Morast, der ihm teilweise in den Mund gekommen war. Es war ein ekelhaftes Gefühl, aber weder Er­brechen war möglich noch das Öffnen von Augen, weil er sich vorher das Gesicht hätte abwischen müssen … doch dann wäre er wieder untergegangen, diesmal endgültig …

Verzweifelt tastete er wieder um sich …

Plötzlich war da ein Halt!

Der massige Mann war bereits wieder fast zur Gänze unter die schillernde Oberfläche des brodelnden Morastes geraten, eines Mo­rastes, der ihm auf einmal so eigentümlich warm vorkam … wie das Innere eines behaglichen Mutterleibes, in den man sich zeit seines Lebens zurücksehnte, selbst wenn man das meist nicht ahnte. Bei­nahe hatte er den Kampf aufgegeben, fühlte sich erschöpft und be­reit, unter die feuchte Decke des Sumpfes zu schlüpfen und sich wie­der in die nasse Wärme zurückzuziehen, um endgültig zu sterben …

Doch in diesem Moment fand die tastende Hand etwas Festes!

Sie hatte etwas Stabförmiges ertastet …

Der Verzweifelte packte mit letzter Energie voll zu und spürte, dass der Halt schwankte … doch er ließ nicht locker, selbst auf die Gefahr hin, diesen Halt loszureißen und ihn mit in die Tiefe zu rei­ßen.

Der Stab – oder was auch immer es sein mochte – hielt jedoch.

Langsam zog sich der etwas korpulente Mann wieder an die Ober­fläche, bis sein Gesicht dauerhaft über der Morastoberfläche lag und der Kopf vollständig aus den brackigen Fluten auftauchte.

Er begann ungeachtet des modrigen Gestankes tief Luft zu holen, so widerwärtig die Atmosphäre auch riechen mochte.

Und nun erst, als die kreatürliche Panik allmählich abebbte und das Adrenalin nicht mehr in den Körper gepumpt wurde, begann er zu horchen. Mit einer Hand wischte er zittrig seine Augen frei.

Ringsumher ertönte ein allgegenwärtiges Blubbern und Zischen, das wie jenes einer vulkanischen Quelle oder eines Schlammgeysirs anzuhören war. Doch die Luft war dafür definitiv viel zu kühl. Der Mo­rast selbst mochte im Höchstfall seine achtundzwanzig bis dreißig Grad aufweisen. Die Luft kam ihm etwas kühler vor, möglicherweise zwanzig Grad warm.

Über der „Wasserfläche“ hing eine helle, dichte Dunstglocke, die die Sicht rasch eintrübte und bis auf eine Entfernung von zwanzig oder fünfundzwanzig Metern allenfalls vage transparent erhielt. Ab da war nichts mehr zu erkennen, doch auch innerhalb der Sichtweite zeigte sich alles verschleiert und verwaschen, kaum zu identifizie­ren.

Viel näher jedoch war das unheimliche Geräusch, das er nun im­mer stärker zu hören begann und das rasch alle anderen Laute über­deckte. Es kam einem Tuckern und Knattern sehr nahe, vermischt mit zeitweisen leisen Explosionen. Und dieses Geräusch schien ir­gendwie im Zusammenhang mit jener Stange zu stehen, die er um­fasste. Denn die Vibrationen, die besonders bei den Explosionen fühlbar waren, übertrugen sich auf die Stange.

‚Klingt wie ein gottverdammter alter Explosionsmotor’, dachte der völlig desorientierte, vor dem Ertrinken gerettete Mann benommen. ‚Das ist doch unmöglich …’

Es WAR möglich.

Nach einer Weile war er sich dessen ganz sicher.

„Hey! Bist du da oder schon wieder weg?“

So fängt für Calvin Moore das an, was man sein Nachleben nen­nen kann. Er wird aus einem bizarren Sumpf gefischt und macht die Bekanntschaft mit einem nicht minder bizarren Alien, des­sen Kurzname No lautet. Und er stellt beklommen fest, dass es völlig normal zu sein scheint, sich zuletzt an seinen Tod zu erin­nern. Wie sagt No das doch so völlig unvergleichlich? Am besten setze ich etwas früher mit dem Zitat ein:

Der Mann schrak zusammen. Die Erinnerung spülte wieder hoch, eine grauenhafte, zusammen mit einem infernalischen Schmerz …

„Das Letzte… das Letzte, was ich wahrnahm …, war offenbar …“

„…dein Tod“, vollendete der Schiffer seinen stockenden Satz.

Der Gerettete erschauerte heftig. „J… ja … aber …“

„Woher ich das weiß? Na, das ist doch normal. Aber das wollte ich auch nicht wissen, sondern …“

„Moment, Moment …“, stammelte der kahlköpfige Mann zutiefst verstört. „Das geht mir zu schnell … Wieso … wieso … ist das NOR­MAL, wenn man sich … an seinen … TOD erinnert?“

Er tastete seinen Körper ab, doch der war voll materiell. Er konnte seinen Puls ebenso fühlen wie er die Tätigkeit seiner Lungen spürte, die Luft in ihn hineinpumpten. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass er tot sein sollte.

„Na, das war auch meine erste Erinnerung, als ich hier aus dem Sumpf auftauchte. Deshalb ist das normal. Mann, hier sind alle tot, und je eher du dich an den Gedanken gewöhnst, desto später musst du sterben.“

Da war er nun vollkommen verstört.

Das geht wohl nicht nur ihm so, könnte ich mir vorstellen. Aber das ist für den armen Moore ja erst der zarte Anfang einer wirk­lich ganz und gar unfasslichen Geschichte.

Von wegen: Licht aus, danach kommt nichts mehr.

Danach geht erst das Abenteuer seines Lebens für Calvin Moore los! Denn sein Retter No macht ihm alsbald klar, wo er hier ge­landet ist – im so genannten Matrixland. Und er hat eine sehr desillusionierende Vergegenständlichung dessen parat, als sie sein gestrandetes Raumschiff, seinebescheidene Burg“, wie er sie nennt, erreichen. Ich gebe euch noch mal ein Zitat aus der Geschichte, damit ihr ein wenig die Dimensionen ermessen könnt, in der sie sich abspielt:

„Cal“, murmelte No mitfühlend. „Was meinst du, wie groß ist die Matrix?“

Der einstige Yard-Commander musste zugeben, das nicht zu wis­sen.

„Wie viele Sterne hatte deine Heimatgalaxis?“ verwirrte der Au­ßerirdische ihn weiter.

„Schwer … zu sagen“, murmelte Moore verunsichert. Er sah die Verbindung nicht, nahm aber an, dass sich die Zusammenhänge gleich aufklären würden. „Ich glaube … es waren Schätzungen von ungefähr zweihundert Milliarden Sonnenmassen im Umlauf. Aber frag mich nicht nach der Zahl der Planeten …“

„Stell dir vor, jede Sonne hätte einen Planeten vom Format eurer Welt.“

„Aber …“

„Stell dir weiter vor“, fuhr No unerbittlich fort, „dass jeder dieser Planeten nicht nur bewohnbar ist, sondern auch bewohnt. Zwei­hundert Milliarden bewohnte Welten.“

„Ungeheuerliche Vorstellung!“

„Und dann, lieber Cal, stell dir vor, diese Welten werden platt ge­walzt und als eine einzige Landmasse aneinandergelegt. Wie viele Quadratquesh sind das wohl?“

Quadratkilometer, meinst du wohl. Quesh kenne ich nicht.“ Er dachte nach. Und gab dann auf. „Ich habe keine Ahnung. Es muss ungeheuerlich viel Land sein.“

Dann wandte er aber ein: „Aber solch eine Landmasse ist nicht möglich. Sie ist viel zu massereich. Sie würde in sich zusammenstür­zen und ein Schwarzes Loch bilden. Außerdem wäre eine solche Flä­che, selbst wenn man DAS Problem lösen könnte, niemals dauerhaft und gleichmäßig zu erwärmen, um ein Klima zu schaffen, das dauer­haft sein könnte …“

„Erzähl das mal den Baumeistern!“

No trat an eine Wand heran und fuchtelte mit dünnen, rostroten Stäben daran entlang wie ein wild gewordener Dirigent. Die Wand schob sich zur Seite und ein mächtiger Kubus tauchte auf, auf dem Moore so etwas wie ein Gewirr von Zackenlinien erkennen konnte. An manchen Stellen waren vielfarbige Kringel zu erkennen.

„Das ist ein Rollkubus, Cal. Ein winziger Ausschnitt unserer Welt. Hier unten sind wir.“ No deutete auf ein strudelförmiges Etwas und eine Kringelzinne, die man mit viel Phantasie für eine vergrößerte Darstellung von Nos bescheidener Burg halten konnte.

„Und hier drüben“, er deutete auf einen anderen, nahen Kringel, „ist Neu-Babylon. Talyesch Ye Naars Domäne. Der Hort der Irren. Ich habe die letzten gut hundertfünfzig Jahre meiner privaten Zeit­rechnung damit zugebracht, die paar hundert Quadratquesh hier zu kartieren. Aber glaube mir, das ist absolut NICHTS!“

„No … No, du willst doch nicht etwa sagen, dass wir … ich meine …“ Moore suchte verzweifelt nach Worten, während er die Zackendarstellung anstarrte, die sich nach unten abrollte. „Ich mei­ne … dass wir auf dieser Welt sind … von der du eben geredet hast … mit den zweihundert Milliarden Planetenoberflächen …?“

„Doch, durchaus“, nickte das Röhrenwesen jovial. „Aber natürlich hast du insofern recht, als ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt habe.“

Moore meinte, aufatmen zu können.

Aber er täuschte sich.

„Ich meine“, erklärte No brutal, „dass zweihundert Milliarden Wel­ten ein Euphemismus ist. Das ist vielleicht ein Prozent der Ge­samtmasse. Vermutlich aber nicht mal ein Promille. Weißt du, ich habe keine Ahnung, Wie viele MILLIONEN VÖLKER von Hundert­tausenden von Imperien hier leben und wie sie verteilt sind. Du kannst gerne versuchen, hier eine einzelne Person zu finden. Aber ich kann dir garantieren, du kannst MILLIONEN von Jahren an ihr vorbeilaufen, denn selbst eine Distanz von hundert Kilometern oder noch weniger – und das ist hier wirklich direkt nachbarschaft­lich! – reicht aus, um jemandem niemals zu begegnen.“

Calvin Moore sackte mit glasigem Blick auf seinen Sitz zurück. Er hatte das Gefühl, jählings aus Eis zu bestehen. Eben noch himmel­hoch jauchzend, und nun … alles zerschlagen, zerstört.

Er hatte das Bedürfnis, hemmungslos in Tränen ausbrechen zu müssen. Doch das wäre keine Lösung gewesen, da war er sich si­cher.

„Keine Chance …?“ flüsterte er erstickt.

Ich denke, ihr könnt Calvins Verstörung gut nachempfinden. Ge­strandet ohne Ausweg in einer Welt jenseits des Todes, die so unermesslich weit ist, dass jede Begegnung zu einem reinen Zufallsroulette wird … und dann gibt es ja auch immer noch die „Sümpfe der Wiedergeburt“, die alles noch schlimmer machen. Denn Calvin Moore stellt alsbald fest, dass so etwas wie der endgültige Tod in der Matrix unmöglich ist. Und die Gestorbenen hier landen automatisch wieder in den Sümpfen und kommen unkontrollierbar an völlig anderen Stellen des Matrixlandes zum Vorschein … bisweilen Hunderttausende oder Millionen Kilome­ter vom ursprünglichen Standort entfernt.

Ich fand schon, als ich in den späten 80er Jahre Philip José Far­mers Flusswelt-Romanzyklus entdeckte, die Idee einer an ei­ner Flusslandschaft liegenden Wiedergeburtswelt echt beeindruckend, aber sie geriet doch recht schnell zu einer ziemlich schematischen Struktur. Nun, das kann man vom Matrixland definitiv nicht sagen. Hier ist von einer homogenen Struktur kei­ne Rede, von einer nivellierenden Planung oder gar einer Art von Supervision ist man weit entfernt.

Das heißt nicht, dass es nicht Wesen gibt, die dergleichen an­streben. Das liegt in der Natur intelligenter Wesen. So werden Staatswesen geschaffen, Sklaverei flammt von neuem auf, es gibt Rassismus und Kriege … und irgendwo in der weiten Ferne des Matrixlandes residiert jemand, den man die „Fürstin der Matrix“ nennt, Oki Stanwers göttliche Tochter.

Aber ehe die Pfade Calvin Moore – vielleicht – dorthin lenken, muss er durch das finstere Tal der Qualen steuern, und hier liegt ein Reich des Wahnsinns, das man „Neu-Babylon“ nennt.

Da ich dorthin aber bislang auf all den 47 Seiten des bisherigen Geschichtenskripts nur vage Blicke hin werfen konnte, muss ich eure Neugierde auf die titelgebende, molochartige Stadt voller Gewalt, Unterdrückung und Perversion für heute leider enttäu­schen.

Doch ihr merkt schon an den obigen Zitaten, was für ein unfass­liches kreatives Potenzial und was für einen enormen Möglich­keitsraum das Matrixland bietet. Raum für alle nur denkbaren Abenteuer mit allen nur vorstellbaren Alienlebensformen aus al­len OSM-Geschichten, die ich bislang geschrieben habe oder noch schreiben werde.

Bislang ist Calvin ja schon auf ein röhrenartiges Alien wie No ge­stoßen, auf eine „verlorene Seele“ wie die anschmiegsame Ire­na, einen sprechenden, Feuer speienden Aliendrachen und sire­nenhafte, quasi-weibliche Fischwesen, die ihn fast in den Tod gelockt hätten … wer weiß, was er hier noch alles trifft? Ich weiß es aktuell jedenfalls nicht. Aber es ist gewiss, beizeiten schreibe ich daran weiter.

Denn diese Geschichte ist die perfekte Darstellung meiner Ge­danken bezüglich des Raumes jenseits des Todes: Ich sehe ihn durchaus nicht als finsteres Loch, in dem alles, was wir im Hier und Jetzt in einem langen Leben erschaffen haben, zu Asche und nichtig wird. Nein, meine Freunde. Ich glaube daran, dass der Tod und das, was folgt, einfach nur das nächste, große Abenteuer ist. Etwas, was zu groß ist, als dass wir es uns zu­treffend vorstellen können, solange wir die magische Grenze noch nicht überschritten haben. Und ist dies erst mal der Fall, so kommen wir – wahrscheinlich – nicht mehr zurück, um den Zu­rückgebliebenen davon Kunde geben zu können.

Eins ist jedenfalls sicher für mich: Diese Grenze überschreiten wir alle. Und die Lektüre des OSM ist ein Weg, sich mit dem Un­vermeidlichen (vielleicht) anzufreunden.

Damit schließe ich für heute und entlasse euch in die Welt der Lebenden.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu beispielsweise das zweiteilige E-Book „Mein Freund, der Totenkopf“, 2017.

Rezensions-Blog 481: Mondsplitter

Posted November 6th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wir leben im Jahre 2024, und wenn dieser Blogartikel erscheint, ist das Fixdatum, an dem der heute vorgestellte Roman spielt, schon einige Monate Vergangenheit. Ich gehe einfach mal opti­mistisch davon aus, dass McDevitt kein Prophet war und einfach lediglich einen Blick in ein Paralleluniversum geworfen hat, das uns technisch wie ethisch deutlich voraus war. In unserer Welt würde dieses Szenario mit dem Untergang der Menschheit en­den.

Der Plot der Geschichte ist, wie meist, relativ schnell zu umrei­ßen: Die Erde der nahen Zukunft wird durch einen rasch heran­nahenden fremden Himmelskörper bedroht, der Kollisionskurs auf die Erde nimmt. Hier braucht es keine Aliens und feindliche Raumflotten, Mutter Natur in ihrer bisweilen gnadenlosen Allge­walt reicht vollkommen hin.

So weit, so simpel. Aber wie Jack McDevitt aus diesem Stoff über 700 Seiten rasant-packenden Lesestoff zu generieren ver­mochte, das brachte mich auch nach all den Jahrzehnten noch zum Schwitzen. Werfen wir mal einen intensiven Blick in diese Zukunftswelt des Monats April 2024:

Mondsplitter

(OT: Moonfall)

Von Jack McDevitt

Bastei 24268

704 Seiten, TB, 2000

ISBN 3-404-24268-8

Aus dem Englischen von Thomas Schichtel

Der Roman beginnt am 8. April 2024 mit einem astronomischen Ereignis, das höchstwahrscheinlich real sein wird – einer totalen Sonnenfinsternis. Aber die Welt, in der dies geschieht, ist von der unsrigen doch auf sehr grundlegende Weise verschieden, dies betrifft auf signifikante Weise die Entwicklung der Raum­fahrt seit dem Jahre 1998, als der Roman verfasst wurde:

Auf dem Mond ist die Mondbasis International (MBI) entstanden. Im Orbit befindet sich eine voluminöse Raumstation namens Skyport, und auch im Lagrange-Punkt L 1 existiert eine Raum­station. Auf diese Weise entsteht eine Weltraum-Infrastruktur, die mit Langstrecken-Raumfähren und einem regelmäßigen Shuttle-Dienst die rasche Verkehrsverbindung zwischen Erde und Mond realisierbar werden lässt. Es ist nötig, das im Hinter­kopf zu behalten, weil das noch sehr wichtig werden wird.

Die USA werden von dem sterbenskranken zweiten schwarzen Präsidenten Henry Kolladner regiert, der seinen Vizepräsidenten Charlie Haskell zum Mond geschickt hat, um die MBI einzuwei­hen und zu eröffnen. Mit der Percival Lowell ist das erste atom­getriebene Langstreckenschiff geschaffen worden, das dem­nächst zum Marsflug starten soll. Dank moderner Technik wird dieser Flug nur zwei Monate dauern und soll der Menschheit endgültig das Tor zum Sonnensystem aufstoßen.

Leider hat das Universum grundlegend andere Pläne, und dies, wie sich herausstellt, wohl schon seit Millionen von Jahren.

Während der Sonnenfinsternis sichtet die Hobby-Astronomin To­miko Harrington seitlich der Korona ein ungewöhnlich helles, unkartiertes Objekt – einen Kometen, wie es scheint, und sie meldet ihn. Alsbald bestätigen auch Astronomen diese Sich­tung, doch das Objekt verschwindet nach der Sonnenfinsternis wieder hinter der Sonne und ist nicht mehr zu sehen. Als der As­tronom Professor Wesley Feinberg den Kurs zu bestimmen ver­sucht, um den Kurs einzuschätzen, stößt er sehr bald auf ein­fach nur noch bestürzende Daten. Das stellare Objekt, dem man nach der Entdeckerin den Namen Tomiko gegeben hat, ist sehr viel größer als ein gewöhnlicher Komet (auf dem Klappentext falsch als „Asteroid“ angegeben) … und sehr viel schneller … und es nimmt Kollisionskurs auf die Erde.

Am 10. April 2024 steht fest: Das Objekt wird statt der Erde glücklicherweise nur den Mond treffen … die Rückseite des Mon­des. Und der Zeitpunkt ist leider auch relativ klar und unglaub­lich nah: Am 13. April 2024 gegen 22.35 Uhr.

Feinbergs Berechnungen zeigen aber schnell auch – der Impakt wird nicht nur die Mondbasis bedrohen, auf der sich zurzeit gut siebenhundert Personen aufhalten, sondern es wird die struktu­relle Integrität des Erdtrabanten grundlegend gefährden. Mit großer Wahrscheinlichkeit, sagt er alarmiert, hört der Mond an diesem Tag auf zu bestehen. Ein unglaublicher Wettlauf mit der Zeit beginnt, um die Menschen von der Mondbasis in Sicherheit zu bringen … aber natürlich ist dies nicht das Ende vom Lied, sondern die Worst-Case-Szenarien Feinbergs beginnen sich zu erfüllen. Nach dem Zeitpunkt Null regnet es Mondsplitter vom Himmel, und eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes nimmt ihren Lauf, die durchaus das Ende der Menschheit und der Welt, wie sie sie kennen, bedeuten kann …

Jack McDevitts Romane, von denen ich wirklich lange keinen mehr gelesen habe (muss ich dringend nachholen!) zeichnen sich, etwa im Gegensatz zu den eher technisch-unterkühlten Werken von Stephen Baxter, durch lebendige Charakterzeich­nung der Protagonisten aus, denen er mit knappen Skizzen Glaubwürdigkeit verleiht. Dieser Roman besticht dazu durch die enzyklopädische Fülle an Personen.

Neben dem klassischen Raumfahrtpersonal haben wir, bei­spielsweise, einen an Captain Kirk angelehnten Filmhelden, der für fiktive Weltraumabenteuer berühmt ist. Wir haben einfache Rentner an der Küste, die ihrer verstorbenen Frau hinterhertrau­ern. Es gibt Literaturagenten in New York, die den öffentlichen Verlautbarungen der Regierung nicht trauen und diejenigen be­lächeln, die aus der Stadt ins Binnenland flüchten. Es gibt fana­tische Regierungsgegner, die sogar soweit gehen, dass sie es begrüßen würden, wenn ein kilometergroßes Trümmerstück im Herzen der USA einschlägt und jeden Rettungsversuch sabotie­ren – nur um die verhasste Regierung zu Fall zu bringen (dass sie damit die Welt zum Untergang verurteilen, scheint ihnen da­gegen nicht klar zu sein). Es gibt karrierebewusste Astronomen, Familien, die ins Binnenland flüchten und, statt Opfer des Kome­teneinschlags zu werden, in den Verkehrsstaus Todesopfer zu beklagen haben. Besonders gefallen hat mir der Möbelfabrikant, der in New Jersey feststellt, dass er keine Versicherung gegen Flutschäden hat und daraufhin beschließt, seine ganze Firma auf Lkws zu verladen und ins Binnenland zu transportieren, ob­wohl selbst sein Anwalt ihn belächelt, da die Firma 40 Kilometer im Binnenland liegt … spätestens als es Washington, D.C., weg­spült, wird klar, dass diese Handlungsweise sehr begründet war!

Die unglaubliche Vielfalt an Personen, Handlungsschauplätzen und verschiedensten Blickwinkeln auf diese Ereignisse macht den bemerkenswerten Reiz dieses zwar schon recht alten, aber in vielen Fällen immer noch durchaus plausiblen Romans aus. Da McDevitt die Kapitel zum Teil im Minutentakt countdownartig angeordnet hat, erzeugt er eine rasante Lesegeschwindigkeit, die mich beispielsweise innerhalb von 2 Tagen durch den Roman jagte … das ist bei einem Roman diesen Umfangs selbst für mich ungewöhnlich flink und spricht sehr für eine flüssige Über­setzung.

Natürlich gibt es auch ein paar Punkte, die ich durchaus belä­cheln musste. So hat sich bei McDevitt im Jahre 2024 immer noch die Diskette als Speichermedium der Zukunft durchgesetzt (S. 100), aber das ist nur ein Randparameter. Wichtiger ist es, wie er sich optimistisch die Weiterentwicklung der Welt denkt: „Das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts war … eine gute Zeit für den Planeten gewesen. Hundert Millionen Chinesen fuhren inzwischen eigene Autos; fast alle Menschen waren sich einig, dass militärische Übergriffe von schlechtem Geschmack zeug­ten; der alte Wirtschaftszyklus von Aufschwung und Depression schien gebändigt; und die Großmächte hatten entdeckt, dass Kooperation bessere Früchte trug als Konfrontation. Die Technik ermöglichte fast jedem ein besseres Leben. Die Wissenschaft machte Fortschritte, und die Menschen lebten länger und blie­ben dabei länger jung als je zuvor. Die meisten Krebsformen waren heilbar; Energiesats lieferten fast unbegrenzt Strom, und der lange Kampf um die Behebung der Umweltschäden hatte endlich die Wende geschafft. In den Vereinigten Staaten hatten ethnische Spannungen stetig abgenommen; das Bruttoinlands­produkt stieg jährlich, während Verbrechensraten und Bevölke­rungswachstum abnahmen …“ (S. 509)

Ein Idyll? Nun, trotz weiter Verbreitung von Solarautos eins mit Schattenseiten, die er auch nicht restlos verschweigt. An dersel­ben Stelle heißt es nämlich weiter, die überoptimistische Vision etwas einhegend: „Das sollte nicht heißen, dass es keine Pro­bleme gab. Weit mehr Menschen lebten auf der Erde, als ihnen die natürlichen Ressourcen sicheren Unterhalt boten, und alte Traditionen und religiöse Gruppen bekämpften jeden Versuch, das Bevölkerungswachstum umzukehren.“

Auch Verbrechen gibt es natürlich noch, ebenso Analphabetis­mus, und 25 Prozent der Weltbevölkerung haben in dieser Welt noch keinen Anschluss an die globale Datensphäre gefunden … hier zeigt sich, dass McDevitt das Internet und die Satelliten­kommunikation wie auch die Verbreitung von Computern und Handys deutlich unterschätzt.

Dennoch … das ist durchaus eine beeindruckend fortschrittliche Welt, in der man ganz gern leben würde. So erreicht der Autor, dass man sich nicht nur um die mehrheitlich sympathischen Protagonisten sorgt, sondern auch um den Bestand der ganzen Welt, die am Schluss buchstäblich auf Messers Schneide steht, als die monströse Bedrohung durch den „Possum“, ein giganti­sches Trümmerstück des Mondes scheinbar unausweichlich naht.

Schön wäre es übrigens auch, wenn sich die Einstellung der ers­ten Präsidentin der USA im Roman mal herumsprechen würde. Wie beschreibt McDevitt das doch? „Sie absolvierte eine Amts­zeit von 2017 bis 2021, und lehnte dann die Kandidatur für eine zweite Amtszeit mit der Bemerkung ab: Die Sache ist es nicht wert.Na, das ist doch mal eine Einstellung! Leuten wie Donald Trump fiele so etwas nie im Leben ein.

Als ich den Originaltitel „Moonfall“ las, musste ich an Roland Emmerichs Katastrophenfilm gleichen Namens denken … und es ist wirklich unübersehbar, wie mir scheint, dass Emmerich sich wesentliche Teile aus diesem Roman ausgeborgt hat, nicht nur den Titel. Emmerich beging halt nur den kapitalen Fehler, seine Filmgeschichte nicht – wie McDevitt – in einer technolo­gisch weit fortgeschrittenen Zukunft anzusiedeln, in der die oben erwähnte erdnahe Weltraum-Infrastruktur existiert, son­dern er siedelt sie in unserer technikskeptischen Gegenwart an, in der Raumfähren in Museen landen und selbst der Mondflug an sich zu einem utopischen Projekt geworden ist. Das musste seinem Film letzten Endes jede Glaubwürdigkeit rauben. Denn mit einem Space-Shuttle – wie im Film dargestellt – zum Mond zu gelangen, und mag er noch so nah an die Erde heranschlin­gern … und dann wieder zurückzukommen, ist raumfahrttech­nisch so absurd, dass ihm das nicht mal ein Fünftklässler abge­nommen hätte.

Hätte dieser Film dagegen in McDevitts Technosphäre gespielt, in der sogar eine Evakuierung einer Mondbasis binnen weniger Tage realisierbar erscheint, hätte das vollkommen anders aus­gesehen. Ich glaube kaum, dass Jack McDevitt über Emmerichs Film sonderlich erbaut war, ich war es auch nicht. Es wäre schö­ner und sicherlich auch dramatischer gewesen, wenn er einfach den Roman so verfilmt hätte, statt nur den englischen Titel zu klauen.

McDevitts solide durchkomponierter, packender Roman vermag auch 25 Jahre nach Abfassung noch mitzureißen … ob Emme­richs Film in 25 Jahren überhaupt noch bekannt sein wird, nun, das ist doch wohl eher zu bezweifeln.

Der Roman lohnt also ungeachtet seines Alters definitiv die Lek­türe!

© 2023 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche stelle ich euch den ersten Band einer interessanten erotischen Trilogie vor, die sich – ganz wie der Mc­Devitt-Roman oben – wesentlich durch intensive Gefühle und bemerkenswerte Charakterzeichnungen aus dem Mainstream heraushebt.

Bleibt gespannt, Freunde, ich finde, da solltet ihr mal einen Blick riskieren.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

heute starten wir mit meiner kreativen Rückschau in das erste Quartal des Jahres 2022. Die Kennzahlen für diese Monate sind: 31, 18 und 22. Aber wie ihr wisst, führen solche Zahlen traditio­nell in die Irre. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum ei­nen verstecken sich darin natürlich stets Blogartikel und Rezen­sionen, die ich hier nicht explizit aufliste. Zum anderen kann es sehr gut sein, dass ich an zahlreichen Werken weiter geschrie­ben habe, die zwar viele Seiten Text erbrachten, aber nicht zur Fertigstellung gebracht wurden. Das kann dann den rein statisti­schen Ertrag der Monate deutlich drosseln. Schauen wir also mal genauer hin.

Der Jahresanfang ist traditionell bei mir eine Zeit, in der ich recht viel schreibe. Der Horizont ist offen, ein wenig wie eine gewischte Tafel, bereit, neue Texte aufzunehmen. Aber natürlich werden dann auch begonnene Projekte fortgeführt, beispiels­weise Seriendigitalisate. So war das im Januar 2022 etwa mit dem KONFLIKT 16 und dem KONFLIKT 13 des Oki Stanwer My­thos.

Ich schloss in dem Monat mit dem Blogartikel 462 die Artikelrei­he „Legendäre Schauplätze“ ab, die ich sehr viel früher begon­nen hatte. Am 20. Januar konnte ich außerdem den Roman „Das Geheimnis von Church Island“ beenden, an dem ich so lange geschrieben hatte … da ist mir ein ziemlicher Stein von der Seele gepoltert, das könnt ihr mir gern glauben. Das mit der Veröffentlichung der Geschichte ist indes um einiges komplizier­ter, als ich mir das damals dachte. Inzwischen habe ich aber eine neue Idee entwickelt, die es mir vielleicht möglich macht, diese Geschichte als Teil des E-Books „DER CLOGGATH-KON­FLIKT 2: Monstererwachen“ zu nutzen … nicht originär so gedacht, aber vermutlich die sinnvollste Möglichkeit.

Von der Fertigstellung dieses Romans wisst ihr natürlich schon seit langem (seit Blogartikel 472, um exakt zu sein), aber ich sagte ja … manche Dinge brauchen viel Zeit bei mir.

Woran habe ich im Januar 2022 noch gearbeitet? Nun, ein wenig an dem eben erwähnten E-Book. Und ganz zum Schluss wagte ich mich noch vor in den Roman „Quisiins letzter Fall“ … das war deshalb einigermaßen verwegen, weil ich in der Digitalisie­rung von KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, in den der Roman gehört, erst bis Band 12 gekommen war (und die Ereignisse des Romans spielen in den 90er-Episo­den der Serie, zu denen ich erst am Beginn des Jahres 2024 ge­langte.

Im Februar versuchte ich mich an einem älteren Storyfragment, das den Titel „Thalgoons letzte Stunden“ trägt und in KON­FLIKT 2 spielt, also der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperi­um“. Ich kam aber nicht allzu weit damit. In die Serie muss ich mich echt erst mal wieder einlesen …

Ganz wesentlich werkelte ich in diesem Monat an den Episoden­abschriften des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“, wobei dies der Bereich bis Band 25 war, wo ich zahlreiche Entwurfsversio­nen mit einarbeiten wollte und konnte … das hat mich doch sehr viel Energie gekostet, die für andere Projekte aus dem Be­reich der „Annalen“ dann nicht mehr zur Verfügung stand.

Ganz verblüffend kam ich in der zweiten Monatshälfte in der lange stagnierenden Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“, also in KONFLIKT 7, vorwärts, das war eine reine Schreibfreude. Und wie immer, wenn ich gänzlich neue Episoden schreibe, ging das natürlich etwas langsamer vonstatten als das reine Digitali­sieren.

Auch im Monat März ging es eifrig mit KONFLIKT 7 weiter, wo ich bis Band 14 vorstieß. In den Monat fiel auch meine Fertigstel­lung von OSM-Band 2100. Dazu entstand ein Hintergrundtext mit dem Titel „Reich der Geister und Legenden – Gedan­ken zu Hyoronghilaar“, der mich ebenfalls eine Menge Geis­teskraft kostete … sehr gut investierte Geisteskraft, wie ich aus­drücklich betonen möchte. Leider ist der Text so verräterisch, was die langfristigen Handlungslinien von KONFLIKT 7 angeht, dass ich ihn wohl noch recht lange Zeit nicht öffentlich zugäng­lich machen werde.

Demgegenüber blieben andere Projekte, wie erwähnt, deutlich zurück. Insbesondere betraf das die fortwährende Digitalisie­rung der KONFLIKTE 13 und 16. Dafür entstanden freilich jede Menge Blogartikel – alleine 26 in diesen drei Monaten. Ich glau­be, das lässt schon tief blicken.

Hinzu kamen viele Stunden Weiterarbeit an Serien wie „Horror­welt“, „Erotische Abenteuer“, an Archipel-Werken und Fragmen­ten aus dem Umfeld des „Erotic Empire“. Also wirklich, von Lan­geweile kann hier absolut keine Rede sein. Ja, es wurmte mich ein bisschen, keine E-Books fertigstellen zu können. Es war auch nicht wirklich prickelnd zu erleben, dass meine Backlist an OSM-Fragmenten immer länger wurde und ich auch mit den dazu passenden Glossaren nicht wirklich voran kam.

Das Jahr war allerdings auch noch jung … und ich war grund­sätzlich sehr gespannt, wie es sich weiter entwickeln würde. Von den entsprechenden Entwicklungen im nächsten Quartal 2022 berichte ich euch beim nächsten Mal.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 480: Die TITANIC-Verschwörung

Posted Oktober 30th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Autoren legen in Romanen mitunter Fährten, die in die tiefe Ver­gangenheit führen und letzten Endes dann zu einer Gegen­wartshandlung führen, um ihnen gewissermaßen ein histori­sches Flair zu verleihen. Nennen wir es einen Nimbus der zwin­genden Notwendigkeit.

Clive Cussler kannte diese Art der Plotstruktur schon fast von Anfang an. Der erste Roman nach diesem Strickmuster, dem er anschließend bis zu seinem Tod treu blieb, war das Buch „Hebt die TITANIC!“, das ungeachtet seiner inhaltlichen Fehler und Schwächen in meinen Augen nach wie vor atmosphärisch eines der besten aus seiner Frühzeit darstellt. Gut, das sagt natürlich auch ein ausdrücklicher TITANIC-Fan, und insofern ist das wohl unvermeidlich.

Aber womit ich jahrzehntelang nicht rechnete, das war, dass Cussler und seine Coautoren jemals irgendwann einmal in die Realhandlungszeit der Jungfernfahrt der RMS TITANIC vordrin­gen und dort einen gesamten Roman ansiedeln würden … 2020 wurde ich auf tollste Weise eines Besseren belehrt. Und das hier ist das, was herauskam, als ich das Werk las (verschlang, sollte man es vielleicht besser nennen) und rezensierte:

Die TITANIC-Verschwörung

(OT: The TITANIC Secret)

Von Clive Cussler & Jack du Brul

Blanvalet 0830, 12.00 Euro

544 Seiten, TB, November 2020

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0830-3

Man schrieb das Jahr 1976, als sich ein noch vergleichsweise unbekannter amerikanischer Schriftsteller namens Clive Cussler anschickte, quasi über Nacht weltberühmt zu werden – indem er über ein marines Geheimnis schrieb, das die Menschen bereits seit über 60 Jahren bewegte und nie gelöst worden war, weil das entscheidende corpus delicti des Geschehens fehlte, der Leichnam, wenn man so will.

Clive Cussler schickte seinen marinen Helden Dirk Pitt auf die Suche nach der 1912 bei der Jungfernfahrt gesunkenen TITANIC, die 1976 noch unentdeckt auf dem Grund des Atlantiks ruhte. Es sollte noch reale neun Jahre dauern, bis die Tauchboote des Forschers Robert Ballard den Luxusliner oder das, was von ihm noch übrig war, in über viertausend Metern Meerestiefe ausfin­dig machten.

Als „Hebt die TITANIC!“ 1980 in der Übersetzung von Werner Gronwald in Deutschland erschien, brauchte es ein paar Jahre, ehe ich das Buch entdeckte, aber da ich damals schon von der TITANIC fasziniert war, gehörte das Werk, das ich seit 1984 vier­mal gelesen habe, zu den „Must Have“ meiner Bücherregale.

Und wie vermutlich viele Leser habe ich mich immer wieder ge­fragt: Wie war das damals wohl wirklich, als der Bergmann Joshua Hayes Brewster aus Colorado zu dem verrückten Plan kam, im Jahre 1911 auf der russischen, gottverlassenen Eisinsel Nowaja Semlja nach dem damals eigentlich noch völlig unbe­kannten Erz Byzanium zu graben? Und was ist damit gemeint, wenn er in seinem in die Staaten geschickten Tagebuch erklärt, er und seine Männer seien gnadenlos durch England verfolgt und der Reihe nach umgebracht worden? Von wem? Was genau war damals geschehen?

Der Leser erhielt keine Aufklärung, da es Cussler mehr um Dirk Pitt und die Gegenwartshandlung ging. Brewster und alles aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts war damals das, was schon tiefe Vergangenheit war, und wohl nicht einmal der Autor dach­te daran, diesen Faden jemals wieder aufzunehmen.

Als er allerdings damit anfing, über den amerikanischen Detek­tiv Isaac Bell zu schreiben, der Ende des 19. Jahrhunderts sich seine Sporen in der fiktiven Van Dorn Agency verdiente und dessen Ermittlungen bis in die 50er Jahre hinaufreichen, rückte der Fokus auf einmal tiefer in die Vergangenheit. Und als er zu­sammen mit Justin Scott Fälle aus den Jahren um 1911 zu be­handeln begann, tauchte das TITANIC-Projekt wieder auf der Agenda auf.

Plötzlich schien es nicht nur möglich, sondern fast schon zwin­gend, die Handlungsspuren von Dirk Pitt und Isaac Bell und den Coloradanern zusammenzuführen. So kam der vorliegende neue Roman zustande, den ich mir – was wirklich selten vorkommt – unbedingt und sofort zum Neupreis kaufen musste. Ich meine, versteht das: Ich habe immerhin satte 36 reale Jahre auf diese Geschichte gewartet.

Und, war es das wert?

Mein Fazit: unbedingt. Und das ist es, was euch erwartet:

In der Rahmenhandlung erhält Dirk Pitt überraschend in der Ge­genwart von einem Rechtsanwalt ein Dokument ausgehändigt, das von einem ihm unbekannten Mann stammt – einem seit lan­gem verstorbenen Detektiv namens Isaac Bell. Als Begründung gibt der Anwalt an, dass es sicher im Sinne des Verfassers ge­wesen wäre, diese Aufzeichnungen dem Mann zu übergeben, der die TITANIC gehoben habe, einfach deshalb, weil dieser Be­richt, den Bell damals schrieb, mit dem Schiff ende und die Vor­geschichte beschreibe … und sich so der Kreis schlösse. Ich ver­rate nicht mehr über die durchaus dramatische Rahmenhand­lung, sondern springe gleich mal zur Geschichte selbst.

Bell befindet sich im Jahre 1911 in Denver, um einen Postdieb­stahlfall zu lösen … und selbst wenn das nur die Ouvertüre ist, macht es doch mächtig Spaß, das zu lesen und sich so ein schö­nes Bild von Isaac Bell, dem damaligen Chefermittler der Van Dorn Agency zu machen. Eigentlich möchte Bell gleich wieder abreisen und zu seiner Ehefrau Marion nach New York zurück­kehren, doch man hält ihn ab. Ein Mann namens Hans Bloeser sucht seine Hilfe. Sein Bruder Ernest Bloeser und er sind im Bergbaugeschäft tätig, und sie sind skeptisch wegen eines jüngst geschehenen Bergbauunglücks, bei dem neun Bergleute ums Leben gekommen sein sollen. Sie glauben, dabei sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen.

Isaac Bell lässt sich darauf ein, noch ein paar Tage in Denver zu verbleiben und sich die Little Angel Mine anzuschauen, wo sich das Unglück ereignet hat, und ein paar Erkundigungen einzuzie­hen. Dabei treten in der Tat seltsame Dinge zutage. Nicht nur wird er auf einmal beschattet, sondern es gibt sehr mörderische Versuche, ihn ins Jenseits zu befördern. Daraufhin ist er fest überzeugt, dass Bloesers Verdacht stimmt und etwas im Gange ist, das höchst problematisch ist.

Colonel Gregory Patmore vom US-Militär, der ihm in der Notlage hilft, weiß mehr darüber, und auch er sucht nun Bells Hilfe. Die neun in der Anlage vermeintlich Verschütteten unter Joshua Hayes Brewster sind in Wahrheit von der französischen Société des Mines de Lorraine aus Paris angeworben worden. Brewster hatte durch einen Zufall auf der russischen Insel Nowaja Semlja ein Vorkommen eines neuen radioaktiven Minerals namens By­zanium entdeckt, das die Franzosen zwar für wertlos erklärten, von dessen Wert er selbst – der die einzige Lagerstätte kannte – aber fest überzeugt war. Dadurch war er für die Franzosen un­entbehrlich geworden, die ihn in der Folge in Paris ausstatteten. Zugleich hatte Brewster Kontakt mit dem amerikanischen Militär aufgenommen, weil er argwöhnte, dass die Tarngeschichte ihres Todes in der Little Angel Mine die ideale Lösung für ihr wirklich geplantes Ableben nach den Abbauarbeiten darstellte. Womit er richtig lag.

Bell soll nun dafür sorgen, dass Brewster von einem Plan B Kenntnis erhält – dass nämlich ein Schiff der Amerikaner ihn vor den Franzosen von der russischen Eisinsel abholen würde. Doch dafür muss der Detektiv nach Paris, sich in das Hauptquartier der Minengesellschaft einschleichen und wieder die Konfrontati­on mit jenen Männern suchen, die ihn schon in Colorado um­bringen wollten, allen voran ein skrupelloser Mörder namens Foster Gly.

Was sich daraus in der Folge entwickelt, inwiefern Bell fast in der Pariser Kanalisation zu Tode kommt, warum auf einmal ein isländischer Walfänger eine Rolle spielt und inwieweit ein Sabo­teur unter den Bergarbeitern auch nach dem Ende der Abbauar­beiten das Leben zur Hölle macht, das ist eine abenteuerliche, wilde Tour de Force mit erstaunlichsten Biegungen und Wendun­gen des Schicksals, für die wirklich kein Autor besser geeignet gewesen wäre als Jack du Brul, der schon die Abenteuer der OREGON-Crew mit Action würzte.

Es ist zwar eigenartig, Isaac Bell auf einmal in einer so unge­wöhnlich actionlastigen Umgebung und in unterschiedlichsten Settings kennen zu lernen, aber ich muss zugeben, es macht wahnsinnigen Spaß.

Neckisch sind auch die namentlichen Anklänge. Bei Foster Gly musste ich beispielsweise gleich an „Foss Gly“ denken, den Kil­ler aus Quebec, der in dem Cussler-Roman „Um Haaresbrei­te“ eine zentrale Rolle spielt, und Yves Massard, Glys Kompa­gnon, ist ziemlich offenkundig eine Anspielung an Yves Massar­de, den Schurken aus dem Buch „Operation Sahara“.

Auch gibt sich du Brul jede Mühe, die Widersprüche zwischen dem 1976er-Roman und dem vorliegenden zu nivellieren. So ist der Trick, wie er Joshua Hayes Brewster an Bord der TITANIC schmuggelt, ohne dass er auf der Passagierliste erscheint, nied­lich und erinnert wirklich sehr an einen gewissen Jack Dawson aus dem Film „TITANIC“. Und die anderen Unstimmigkeiten werden solide aus Diskretionsgründen eingewoben, über die ich hier nichts weiter sagen möchte. Das sollte man dann selbst le­sen. Es lohnt sich, die Lektüre schön zu strecken, wie ich es ge­tan habe, auf fast 2 Wochen. Allein schon deshalb, weil alle Na­men, die Cussler 1976 in dem Ursprungsroman nennt – die Bergarbeiter – hier zu eigenständigen Personen mit zum erhebli­chen Teil wirklich grausigen Schicksalen ausgearbeitet werden.

Einzig einen kleinen Wermutstropfen gibt es natürlich – von der TITANIC bekommt man nur eine verwehende Rauchfahne im Ha­fen von Southampton zu sehen. Der Titel führt also durchaus sehr in die Irre, sowohl im Original wie in der Übersetzung. Aber sei’s drum! Der Inhalt stimmt und ist ausgezeichnet. Und wer mag, kann dann gleich im Buch „Hebt die TITANIC!“ die Spur weiter verfolgen, denn der Verlag hat notwendig das Buch neu aufgelegt … allerdings nicht in einer Neuübersetzung, sondern nur in einer neuen Aufmachung (und dabei wurde das Inhalts­verzeichnis gestrichen, mithin ist die Neufassung eigentlich eine Verschlechterung gegenüber der Erstauflage, und viel teurer ist sie zudem; ich empfehle, das alte Buch antiquarisch zu suchen, es macht auch optisch viel mehr her!).

Ein gelungener Zirkelschluss der Geschichte, wie ich finde.

Eine ganz eindeutige Leseempfehlung!

© 2020 by Uwe Lammers

Tja, es gibt echt noch wirklich verblüffende Überraschungen auf dem Buchmarkt, die aus den ausgetretenen Pfaden der Verlags­politik herausfallen, dass man nur zwinkern kann. Hat mir sehr gefallen.

In der kommenden Woche wird es wieder kosmisch, dann ma­chen wir eine abenteuerliche Weltraumfahrt zum Mond, und ich verspreche: es wird richtig apokalyptisch!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wenn ich sage, dass der Monat Februar 2024 einige Überra­schungen für mich parat hielt, dann entspricht das nur der rei­nen Wahrheit. Ich kam zwar, alles in allem – Mails, Listen usw. mit eingerechnet – auf nicht einmal 500 Textseiten in diesem Monat, was für meine Verhältnisse eher unterdurchschnittlich ist … aber was das für Seiten waren, darauf kommt es ja letzten Endes an.

Und es war ja auch nicht wirklich so, dass ich sagenhaft viel freie Denkzeit gehabt hätte, ganz im Gegenteil! In den Februar fiel mein erster Besuch in der Physikalisch-Technischen Bundes­anstalt (PTB). Ich organisierte den ersten „Frühen Vogel“ für die KreativRegion im Jahr 2024, es gab die Kassenprüfung des Ver­eins und die ebenfalls von mir organisierte Außerordentliche Mitgliederversammlung … außerdem gehörten hierzu zahlreiche Team-Meetings, Schulungsformate und Fortbildungen.

Ich war also mit den Gedanken zumeist ganz woanders unter­wegs und musste viele Dinge einfach notwendig schleifen las­sen. Dass ich dennoch 20 Werke abschließen und noch mehr leicht weiterbearbeiten konnte, ist wirklich ein kleines Wunder. Schauen wir uns das mal im Detail an:

Blogartikel 582: Work in Progress, Part 134

(16Neu 99: Die Sommeroffensive)

Anmerkung: Besonders im Digitalisat des KONFLIKTS 16 kam ich in diesem Monat wirklich gut voran. Bis Monatsende konnte ich alle Episoden dieser Serie bis Band 96 inklusive fertigstel­len. Ich gehe davon aus, dass diese rasante Erfassungsarbeit im Monat März ähnlich weitergehen wird.

Blogartikel 575: Close Up: Der OSM im Detail (56)

Blogartikel 580: Close Up: Der OSM im Detail (57)

Blogartikel 578: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (LXI)

(Rückzug in das Liebeskloster – Archipel-Novelle)

Anmerkung: Wie bei anderen längeren Baustellen-Werken kam das hier zustande, weil ich am nächsten Beitrag zu den Lang­zeitprojekten arbeitete. Ich komme noch dazu.

16Neu 92: Der Vooler-Aufstand

16Neu 94: Mobilmachung der Rebellen

16Neu 95: Die Rehabilitierung

(16Neu 97: Feinde aus der Zukunft)

(16Neu 98: Der Baumeister)

(16Neu 100: Festung RANTALON)

(Kim 2 – Erotic Empire-Story)

Anmerkung: An zahlreichen Erotic Empire-Fragmenten wurde in diesem Monat weitergeschrieben. Dabei handelte es sich in ers­ter Linie um längst fällige, aktualisierte Neuausdrucke. Fertig wurde keines davon.

16Neu 96: Geheimprojekt Zeitgezeiten

(OSM-Wiki)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

Spurwechsel – OSM-Hintergrundtext

Anmerkung: Das war eine wirklich großen Überraschung für den Monat Februar. Und es handelte sich tatsächlich um einen Text, den ich ungeachtet seiner Länge an einem Tag „aus dem Ärmel schüttelte“. Ich sollte das am 1. März noch einmal erleben.

(16Neu 101: THRAVOOR)

(Abgesunken in die Abhängigkeit III – Erotic Empire-Story)

(Mary Jane – Erotic Empire-Story)

(Jaime in neuer Stellung – Erotic Empire-Story)

20Neu 19: Mentaljäger

(20Neu 23: Die Labyrinthe von Arc)

(Heather – Erotic Empire-Story)

(Lonny – Erotic Empire-Story)

(16Neu 102: TAASIK-889)

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

Blogartikel 576: Langzeitprojekte 10 – Rückzug in das Lie­beskloster

Anmerkung: Hierhin stieß ich am 18. Februar vor und schrieb auch diesen Artikel an einem Nachmittag geschwind herunter. Wirklich beeindruckend. Er ist inzwischen – für euch – schon längst zugänglich, das gilt allerdings nicht für die Gegenwart des 1. März 2024, wo ich diese Zeilen verfasse. Da habt ihr ge­rade den Informationsstand von Blogartikel 551 erreicht.

(Die entführte Gefangene – Erotic Empire-Story)

(Auf und nieder – Archipel-Story)

(Julianna – Archipel-Story)

(Lexikon der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(16Neu 103: Kampf um die Lenkwelt)

(20Neu 20: Kampf um Grat-ban)

(NK 62: Fürsorgliche Entführung)

Anmerkung: Auch das war ein überraschender Switch in einen anderen OSM-KONFLIKT. Ich nehme zuversichtlich an, hier im Monat März gut voranzukommen, da sich immer mehr Bilder konkretisieren. Interessant wird es hier in KONFLIKT 22 auch, weil der Episoden-Planungshorizont nur noch wenige Bände um­fasst … dahinter ist alles noch waberndes Niemandsland, was zweifellos der Grund ist, warum ich daran seit Jahren kaum vor­ankomme. Auch hier wird sich in nächster Zeit ohne Zweifel et­was ändern.

(Das Sklavengras – Erotic Empire-Story)

Tja, und damit war der Monat dann vollendet. Aber alles in al­lem bin ich ziemlich zufrieden damit. Und mächtig neugierig darauf, was dieser Monat März alles noch so bringen wird. Ihr erfahrt mehr davon in Blogartikel 590, der im November 2024 veröffentlicht werden wird.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 479: Der Preis der Begierde

Posted Oktober 22nd, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Kommunikation ist, das weiß wahrscheinlich jede/r meiner Lese­rInnen aus eigener jahrelanger Erfahrung, ein schwieriges Busi­ness. Wie stellt man eigentlich sicher, dass man als Sender selbst vermeintlich eindeutiger Botschaften auf der Empfänger­seite auch richtig wahrgenommen wird? Das ist schätzungswei­se ein Feld, auf dem man bis ins hohe Lebensalter nicht aus­lernt. Und, damit wird es dann vergnüglich bis dramatisch, na­türlich entstehen aus Kommunikationspannen bisweilen haar­sträubende Abenteuer.

Ein solches schildert der vorliegende Roman, der der Lebensli­nie der frischgebackenen Architektin Emma Mayson folgt. Ei­gentlich will sie sich nur selbständig machen, muss aber natür­lich bis dahin auch ihre Rechnungen bezahlen. Und so geht sie ein Arrangement ein, das zu erstaunlichen Missverständnissen, Pannen und (beim Leser) zu zunehmenden Lachattacken Anlass bietet.

Willkommen in einem sehr unterhaltsamen, kurzweiligen Bezie­hungsroman mit ausdrücklich erotischer Ausrichtung – selbst wenn das, genau genommen, eher eine Panne ist. Wieso und warum? Ach, ich schlage vor, ihr schaut euch das einfach mal selbst an:

Der Preis der Begierde

(OT: The Erotic Secrets of a French Maid)

Von Lisa Cach

rororo 25356

288 Seiten, TB (2010)

ISBN 978-3-499-25356-0

Seattle ist für angehende Architekten ein hartes Pflaster. Das merkt auch die mit der Ausbildung fertige junge Architektin Emma Mayson. Und solange man keinen Namen hat, kommt man auch kaum an mögliche Stellen. Sie ist also zu ihrem nicht geringen Frust dazu genötigt, anderweitig ihr Geld für den Le­bensunterhalt zu verdienen … am besten mit einer Tätigkeit, die intellektuell nicht so fordernd ist und die ihr Zeit lässt, ihre Kar­rierepläne weiter zu verfolgen.

So fängt sie an zu putzen.

Einer der ihr empfohlenen Haushalte, in denen sie neu anfängt, ist der des reichen Unternehmers Russell Carrick, der in der lo­kalen IT-Branche zu enormem Vermögen gekommen ist. Schon am ersten Arbeitstag unterlaufen Emma allerdings eine Reihe von Missgeschicken, unter anderem lädiert sie fast den Porsche von Carricks Geschäftsfreund Kevin … was zur kuriosen Folge hat, dass Kevin sie zu daten versucht. Noch interessanter … Russell scheint durchaus etwas dagegen zu haben, dass das ge­schieht. Aber zugleich beteuert er Kevin gegenüber, an Emma überhaupt kein Interesse zu haben.

Die Dinge entwickeln sich seltsam, und das ist erst der Anfang. Der Leser beginnt hier bereits zu schmunzeln, und das steigert sich noch deutlich weiter. Denn Emma registriert zu ihrer Verwirrung, dass Carricks unglaublich luxuriöser Haushalt eigentlich keine Putzhilfe benötigt (das war auch nicht seine eigene Idee, wie schnell herauskommt). Und dann gehen die Lebensumstände von Emma baden – indem sie nämlich kurzerhand ihre Wohngemeinschaftspartnerin verliert und auch sonst eine Menge schief geht.

Russell trifft seine Putzfrau denn auch wenig später völlig aufge­löst bei sich an, was ihr schrecklich peinlich ist … und dann bie­tet er ihr doch tatsächlich seine kleine, gegenwärtig leerstehen­de Wohnung als Interimsbleibe an. Das kommt doch ziemlich überraschend. Und in der Folge hat Emma hat das Gefühl, sie könne doch noch mehr für ihn tun, etwa kochen. Denn wiewohl er eigentlich gar nicht ihr Typ ist, mag sie ihn doch inzwischen recht gern.

Ja, das wäre mit dem Kochen wäre eine interessante Idee, davon hat er selbst wenig Ahnung, zeigt sich der reiche Russell aufgeschlossen … und dann geht das Chaos richtig los. Denn in derselben Unterhaltung phantasiert Emma, immer gelockerter werdend, sie könne sich auch vorstellen, irgendwann mal als „Mätresse“ eines reichen Mannes tätig zu werden und sich ein paar Male in der Woche für sexuelle Dienste entlohnen zu las­sen.

Russell, der noch ganz auf dem „Koch doch für mich“-Trip ist, stimmt diesem Arrangement zu … und Emma interpretiert das – völlig überrumpelt – als Zustimmung zum „Mätressen“-Vor­schlag, was sie ganz fassungslos macht. Aber nicht bereit, das Missverständnis aufzudröseln, stellt sie sich der neuen Heraus­forderung. Und auch Russell, im Umgang mit Frauen eher ge­hemmt, hat zwar ein schlechtes Gewissen und begreift schnell, wie falsch sie ihn verstanden hat … aber wiewohl er sich vor­nimmt, das Arrangement schnellstens zu beenden, tut er’s nicht.

Und dann geht die emotionale Achterbahnfahrt so richtig los …

Es gibt Geschichten, die direkt nach Kauf so sehr reizen, dass man die Finger nicht davon lassen kann – das hier ist eine davon. Es ist zwar ein erotischer Roman, der allerdings wohltu­end Abstand von Fesselspielen und BDSM nimmt und stattdes­sen sehr viel mehr auf die komplizierte Psychodynamik der weiblichen Psyche Wert legt. Zugleich ist unübersehbar, dass die Autorin intensive Freundin von Komödien ist, denn diese Ge­schichte hat so viele komödiantische Einlagen und ist bisweilen so haarsträubend grotesk, dass es einen zwerchfellerschüttern­den Spaß macht, sie im Nu wegzulesen (gerade mal zwei Lese­tage legen beredtes Zeugnis davon ab, wie unterhaltsam das präsentiert wird).

Ein wenig anstrengend fand ich allerdings – wenn auch zweifel­los realistischer als die überschäumende, ekstatische Bereit­schaft, die aus den Zeilen romantischer BDSM-Romane entge­genströmt, die nun wirklich realitätsfremd ist – die gehemmte Emma, die, bei allem Respekt, doch etwas entspannter hätte sein können. Gewiss, die Situation war eigenwillig, und hier zu erleben, dass es schließlich Russ war, der deutlich konzentrier­ter bei der Sache war, hat überrascht. Auf der anderen Seite muss man zugeben, dass Lisa Cach Recht hat: viele Frauen kommen eben beim Beischlaf nicht zum Orgasmus, da spricht sie wahrscheinlich aus eigener Erfahrung, und auch dass viele Männer egoistische Wesen sind, die auf ihren eigenen Höhe­punkt fixiert sind, ist zweifellos plausibel.

Zum Ende hin wurde die Geschichte ein wenig zäher, hatte ich das Gefühl, vielleicht deshalb, weil dann der eher spielerische Anfang etwas auf der Strecke blieb. Es blieb allerdings witzig genug, das lag nicht zuletzt an den Freundinnen Beth und Daph­ne, die Emma gründlich zusetzten. Gleichwohl versprach der englische Originaltitel irgendwie mehr, als er letztlich hielt.

Als kurzweiliges, durchaus witziges Leseabenteuer zwischen­durch ist der Roman aber absolut zu empfehlen.

© 2017 by Uwe Lammers

Wirklich eine goldige Geschichte, die ich gern gelesen habe. Wie gesagt, nicht mit allzu viel Tiefgang, aber es muss ja nicht immer inhaltsschwer sein. In der nächsten Woche berichte ich von einem Roman, der mich echt kalt erwischte und den ich so­fort zu lesen beginnen musste. Immerhin hatte ich ein paar Jahrzehnte auf genau diese Geschichte gewartet (auch wenn ich nie geglaubt hätte, dass sie je geschrieben würde).

Klingt kurios? Ist kurios – und superspannend. Nächste Woche seid ihr schlauer.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Blogartikel 585: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 58

Posted Oktober 20th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Ausgangssituation in diesem Frühjahr des Jahres 3938 sieht düster aus im KONFLIKT 16 des Oki Stanwer Mythos, also der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“. Oki Stanwer und seine engsten Mitstreiter sind immer noch in der Vergan­genheit verschollen. Das Königreich der Dämonen ist einge­stürzt und Zeitstürme haben die dort lebende Menschheit in Staub verwandelt. GOLEMS Schergen sind in den Weiten der Ga­laxis untergetaucht, und niemand kann sie ausfindig machen. Die „Operation Spurensucher“ (vgl. Bd. 90) tappt ins Leere.

Die Galaxisrebellen ahnen, dass ihnen die Zeit davonläuft, weil sich der Feind nun reorganisieren kann, und sie fürchten das Schlimmste – nicht zu Unrecht, denn GOLEM aktiviert nun schla­fende Reserven. Schon vor Jahrzehnten hat er geheime Stütz­punkte geschaffen, auf denen Hunderttausende von Tiefschlä­fern darauf warten, in den Kampf eingreifen zu können. Auch die Dämonenwaffe denkt, die Zeit arbeitet für sie … aber es kommt zu einem bösen Erwachen …

Episode 91: Generationswechsel

(1997, digitalisiert 2024)

Schauplatz: Das Nest in der Dunkelheit, irgendwo am Rande der Milchstraße

Bevor GOLEM vierzig Jahre zuvor die Milchstraße angriff, war be­reits eine Fünfte Kolonne von ihm in der Galaxis der Menschheit präsent. Techniker und autonome Roboter erschufen die so ge­nannten „Schlafstationen“, riesenhafte Ringbasen im Schutz ei­ner dichten Staubwolke. Erzloyale Vooler, die hartleibigen Vogel­wesen aus Kirrongar, bemannten sie, und hier wurde eine Ar­mee für die Zukunft gehortet. Als das Königreich der Dämonen untergeht, reaktiviert GOLEM die Schlafstationen und deren Be­satzung.

Auf Schlafstation 109 wird dabei auch ein uralter Vooler namens Quisiin aufgeweckt, der schon graufedrig war, als er vor vierzig Jahren in den Tiefschlaf ging. Rätselhafterweise wurde er wäh­rend des Tiefschlafs beruflich hochgestuft zum Politoberoffizier. Das macht die neue Führung der Schlafstation vorsichtig. Viel­leicht gibt es gute Gründe dafür. Quisiins Hauptaufgabe hier in der Galaxis „Fernstern“ war damals, bevor die Schlafstationen eingemottet wurden, die Jagd auf Saboteure und Regimekritiker.

Doch nun, in der „Neuen Zeit“, in der die Station phantastisch ausgebaut ist und ausgestattet mit modernster Hightech und beneidenswert jungen, agilen und blitzgeschwinden Artgenos­sen, da fühlt sich Quisiin völlig überflüssig. Die Vorstellung, dass GOLEM, der „Galaxienbezwinger“, seiner Ansicht nach kurz vor dem finalen Sieg gegen die „infamen Galaktiker“ steht, macht seine Präsenz eigentlich unnötig.

Doch dann ereignet sich vor seinen Augen ein spektakulärer To­desfall, und er begreift: Nein, er ist nicht überflüssig, aber über­haupt gar nicht! Denn das, was hier passiert, ist in seinen Au­gen einwandfrei Sabotage! Darauf beharrt er steif und fest, selbst wenn das sonst niemand glaubt und eher an einen bedauernswerten technischen Unfall denkt.

Er kann den amtierenden Lyaat der Station indes davon über­zeugen, dass er durchaus nicht euthanasiert und in die Recy­clingtanks geschickt gehört, sondern Quisiin nimmt die Jagd nach den Saboteuren auf. Und damit tritt er eine Lawine los, dessen Ausmaß ihm völlig unklar ist.

Parallel dazu wird zu den Galaxisrebellen umgeblendet, die nach wie vor das zerstörte Königreich der Dämonen untersu­chen … und hier tritt ein rätselhafter Feind in Erscheinung, der selbst die ERKUNDER-Einheiten des Baumeistersterns MONO­LITH blitzschnell vernichten kann.

Es scheint weit und breit kein Licht zu geben, keine Besserung in Sicht …

Episode 92: Der Vooler-Aufstand

(1997, digitalisiert 2024)

Schauplatz: Das Nest in der Dunkelheit, irgendwo am Rande der Milchstraße

Quisiins Ermittlungen gehen weiter. Und tatsächlich kann er ei­nen der Haupträdelsführer der Saboteure festnehmen, den psy­chotischen Ingenieur Ylsiit. Zugleich bringen ihn mehrere Zwi­schenfälle dazu, ein psychologisches Profil der neuen Generati­on von Voolern anzulegen, und es fröstelt ihn zunehmend, als er etwas Grundlegendes begreift: Irgendetwas ist bei der Züchtung dieser Generation kategorisch fehlgeschlagen. Hunderttausen­de von Voolern in den Schlafstationen sind überempfindlich, reizbar, neurotisch und latent psychotisch. Die Schlafstationen sind ein höchst labiles Pulverfass, das jeden Moment explodie­ren kann.

Und der Moment kommt – als der Saboteur Ylsiit durch einen aufgestachelten Mob freikommt, kippt die gesamte Situation an Bord der Schlafstation 109. Die Verschwörer schicken Attentä­ter, die Quisiins medizinischen Helfer fast liquidieren. Die Füh­rungscrew der Station wird eliminiert, die Schwerkraft fällt aus, und das völlige Chaos beginnt zu eskalieren.

Der worst case tritt ein, und Quisiin versucht verzweifelt, zu ret­ten, was noch zu retten ist.

Episode 93: Das Nest in der Dunkelheit

(1997, digitalisiert 2024)

Fortsetzung der Quisiin-Handlungsspur:

Die Saboteure sind auf Erfolgskurs. Der Aufstand der Vooler er­möglicht es ihnen, aufrührerische Funksprüche an benachbarte Schlafstationen im so genannten „Nest in der Dunkelheit“ zu senden.

Doch davon erhalten auch die Dämonenwaffen Kenntnis, die sich nun hastig bemühen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Während der greise Politoberoffizier Quisiin noch darum bemüht ist, die Feinde – formell Verbündete der Galaxisrebellen um Mar­conius Stanwer, von dessen Existenz und Wahnsinn (!) er keine Kenntnis besitzt – zu bekämpfen, wird die Vernichtung der Schlafstation 109 durch GOLEMS Truppen angeordnet und – zö­gerlich – realisiert.

Zögerlich deshalb, weil diejenigen, die die tödlichen Waffensys­teme führen müssen, ebenfalls Vooler sind, die nun ihre eigenen Volksgenossen ermorden sollen.

Sie kommen außerdem zu spät.

Der Keim der Rebellion hat längst weitere der über 100 Statio­nen erreicht und breitet sich aus. Zweifel an der Führung, pa­thologischer Neid auf andere Mitglieder der Vielvölkerallianz und Schlimmeres beginnen zu grassieren. Auch in der Raumflot­te GOLEMS kommt es zu Rebellionen und Aufständen, bis die Dämonenwaffe hasserfüllt die Vernichtung aller Schlafstationen anordnet.

Am 28. Februar 3938 ist ERKUNDER 28 unter der Galaktikerin Samira Taschar am Rand der Galaxis unterwegs, schon die zwei­te Woche auf der vergeblichen Suche nach GOLEMS Rückzugs­orten. Hier fangen sie einen verstümmelten Funkspruch auf, der von Voolern ausgesandt wird. Und sie beschließen, ihm vorsich­tig zu folgen – ins „Nest in der Dunkelheit“ hinein …

Episode 94: Mobilmachung der Rebellen

(1997, digitalisiert 2024)

28. Februar 3938, MONOLITH:

Direkt im Anschluss an den vorigen Band wird umgeblendet auf den Baumeisterstern MONOLITH, der inzwischen rege von Gala­xisrebellen von SIDEWALK aufgesucht wird und längst als tech­nologisches Herz der Rebellenallianz fungiert. Hier wird Marconi­us Stanwer, Oki Stanwers Sohn, von der Entdeckung des ER­KUNDERS 28 in Kenntnis gesetzt und entsprechend alarmiert. Wenig später findet Samira Taschar den Ausgangspunkt des Notrufs – und eine ganze Reihe von gigantischen GOLEM-Schlachtschiffen.

Der ERKUNDER stellt sich tot, und die Schiffe verschwinden mit seltsamen Antriebsemissionen, die aufgezeichnet werden. Als sie wieder allein sind, erforschen die Galaktiker der Besatzung die weite Höhlung der Sternenwolke und finden grässliche Din­ge: Riesige, ausbrennende Schlachtschiffe GOLEMS, die allem Anschein nach von Ihresgleichen zerstört worden sind … und dann die Trümmerwolken gewaltiger ringförmiger Stationen.

Und mitten zwischen den Trümmern: treibende Leichen, Vooler. Tausende. Zehntausende. Hunderttausende. Millionen …

Es ist offenkundig, dass GOLEM hier einen Genozid begangen hat, und es erschüttert sie alle heftig – selbst wenn GOLEM au­genscheinlich seine eigenen Parteigänger ermordet hat, ist das doch ein monströses, unentschuldbares Verbrechen.

Dass in dem Chaos auch ein greiser, loyaler Politoberoffizier na­mens Quisiin umgekommen ist, wissen sie nicht.

Bizarrerweise hat die Entdeckung dieses Massakers einen positi­ven Aspekt – denn das Emissionsspektrum, das der ERKUNDER 28 beim Verschwinden der GOLEM-Schlachtschiffe auffing, er­möglicht es dem Kommandogehirn von MONOLITH, nun GO­LEMS Täuschungsmanöver zu durchleuchten und die wahren Rückzugsorte von GOLEMS Truppen ausfindig zu machen.

Dies hat nun zur Folge, dass die Galaxisrebellen endlich wieder ein klares Ziel haben – ein Ziel, das man angreifen kann. Marco­nius Stanwer und der Rebellenrat sehen Licht am Ende des Tun­nels und beschließen kurzerhand die Mobilisierung ihrer Truppen …

Und bei fortgeschrittener Mobilisierung erreicht am 16. März 3938 ein Funkspruch von SIDEWALK die Rebellenführung auf MONOLITH – auf SIDEWALK wird ein schockstarrer Funker von zwei Wesen bedroht, vom LEUCHTENDEN und Ekkon, dem Ritter vom Goldkristall, die unbedingt Marconius Stanwer zu sprechen wünschen …

Episode 95: Die Rehabilitierung

(1997, digitalisiert 2024)

Rückblende: SIDEWALK, Januar 3938

Auf der Hauptwelt der Rebellen sind Monate vor den obigen Ge­schehnissen nach wie vor Ekkon, der Ritter vom Goldkristall, und sein Vorgesetzter, der amtierende Matrixkoordinator des KONFLIKTS 16, der LEUCHTENDE, als Parias aus der Gesellschaft ausgestoßen und mehr geduldet als akzeptiert.

Ekkon hat Oki Stanwers ERKUNDER-Expedition ins GRALSREICH begleitet (vgl. dazu die Bd. 64-66) und ist ihm anschließend in den so genannten Fragilraum gefolgt (vgl. dazu die Bde. 69-71). Hier wurde Ekkon klar, dass er es war, der Oki Stanwer die Mög­lichkeit gab, im Rahmen eines Zeitexperiments die Dimensions­zentrale des LEUCHTENDEN zu sabotieren. Als er dies jetzt nach der Rückkehr nach SIDEWALK seinem Vorgesetzten „beichtet“, wird er von ihm kurzerhand als Verräter beschimpft.

So hängt nun auch zwischen ihnen beiden der sprichwörtliche Haussegen mächtig schief.

Bald danach wird Ekkon auf die Mobilisierungsmaßnahmen der Galaxisrebellen aufmerksam. Aber selbst auf Nachfrage erfährt er keine Einzelheiten – man traut ihm immer noch nicht. Er kann aber rasch 1 und 1 zusammenzählen, und ihm wird zunehmend klar, dass die Rebellen Hinweise haben, die zu einer Mobilma­chung geführt haben.

Was er nicht ahnt, ist ein Faktum, das der LEUCHTENDE selbst ihm verschwiegen hat: Er hat vor der Zerstörung der Dimensi­onszentrale noch Gerätschaften gerettet, und ein Messgerät vermag Ausschläge von Zeitgezeiten zu messen – Ausschläge, die sich nun dramatisch verstärken und galaktische Wacheinhei­ten vor RANTALON bedrohen.

Am 15. März 3938 explodieren die Skalen geradezu – und die galaktische Einheit THESSALIEN vor RANTALON wird von den Zeitgezeiten erfasst und deren Besatzung ausgelöscht.

Der LEUCHTENDE und Ekkon dringen daraufhin in die Funkzen­trale auf SIDEWALK ein und zwingen den Funker, Kontakt mit MONOLITH herzustellen, um die Rebellen zu warnen und ihre Einheiten von RANTALON zurückzuziehen.

Im Zuge des anstrengenden Gesprächs offenbart der LEUCH­TENDE die Existenz seines Messgeräts, was naturgemäß das Misstrauen gegen ihn nur noch intensiviert – bekanntlich sind diejenigen, die die monströsen Zeitgezeiten vor RANTALON schufen, unbekannt. Und bekanntlich ist Marcs Mutter Death-Zhonya, vor neun Jahren in den Zeitgezeiten vergreist und kurz nach Oki Stanwers Rückkehr dann gestorben.

Das Gerücht, dass die Bediensteten des Lichts für diesen Vorfall verantwortlich seien, ist bekanntlich nie verstummt. Doch der LEUCHTENDE sagt nun, dass die Manipulationen am Zeitgezei­tenfeld von einer anderen Stelle der Galaxis kommen und er diese Stelle ausfindig machen könne, wenn man ihn lasse … daraufhin rehabilitiert ihn Marconius zögerlich und beschließt, nach SIDEWALK zu kommen, damit eine Mission mit dem LEUCHTENDEN und Ekkon an Bord diesem Problem nachgehen kann.

Niemand ahnt, dass sie damit in das nächste Wespennest an Problemen stechen … denn hinter der Manipulation der Zeitge­zeiten steckt niemand Geringeres als Soffrol, der monströse Rä­cher von Breeth-Fgahn und Herr der Neuen LIGA …

Neues Unheil bahnt sich also an. Im nächsten Bericht über diese Serie werdet ihr noch mehr dazu erfahren.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.